Süddeutsche Zeitung

Kopfprämie für Kranke:Der verkaufte Patient

Reger Handel mit Kranken: Immer mehr Krankenhäuser bezahlen Ärzten offenbar Prämien für die Überweisung von Patienten.

Tausend Euro für einen Hüftpatienten? Längst sollen Krankenhäuser üppige Beträge für Patienten zahlen, die ihnen von Ärzten vermittelt werden. Dies berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dabei handele es sich nicht nur um Einzelfälle.

Standesorganisationen würden zwar juristische und ethische Bedenken anmelden, sähen aber keine Möglichkeit, etwas gegen das Treiben der Krankenhäuser und Ärzte zu unternehmen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe habe gesagt, dass es "total verboten" sei, Geld für eine Einweisung zu nehmen. Doch Ehrenkodexe würden gegen die zunehmende Kommerzialisierung der Medizin nicht mehr halten.

Scheinbar legal

Experten zufolge soll es zahlreiche Konstrukte für eine Kooperation zwischen Zuweisern und Kliniken geben, die eine pauschale Zahlung rechtfertigten und sie deshalb legal erscheinen ließen.

Die Geldforderungen sollen dabei oft mit Leistungen kaschiert werden. Je Patient könnten dem Blatt zufolge Hunderte Euro anfallen.

Manfred Wirth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie und Klinikdirektor in Dresden, kenne Fälle, in denen einweisende Ärzte vom Krankenhaus das Zehn- bis Zwanzigfache dessen angeboten bekämen, was ihnen die Kassenärztliche Vereinigung für den Patienten für das ganze Quartal überweise.

Aus Krankenversicherungskreisen werde zudem berichtet, dass sich Krankenhäuser die Einweisung eines Patienten, der eine neue Hüfte bekomme solle, bis zu 1000 Euro kosten ließen.

Einen Teil davon holten sie sich anschließend bei Reha-Einrichtungen zurück. In der Klinikszene würde allerdings ein solches Vorgehen und Zahlungen in solcher Höhe bezweifelt.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Krankenhausgesellschaft bereiteten mittlerweile ein Rundschreiben vor, dass den Abrechnungswildwuchs beschneiden solle.

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