Süddeutsche Zeitung

Konsumklimaindex der GfK:Einkaufen? Besser nicht!

Die Zuversicht der Deutschen schwindet: Die rasant steigenden Preise für Rohstoffe und die Sorge vor einem neuerlichen Konjunktureinbruch bremsen die Kauflust.

Die Deutschen gönnen sich weniger - das ist das Fazit der jüngsten Konsumklimastudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Wachsende Inflationsängste und die Unruhen in Nordafrika haben der Konsumlaune der deutschen Verbraucher im März einen leichten Dämpfer versetzt.

Für April rechnet die Gesellschaft mit einem Rückgang beim Konsumklimaindex von 6,0 auf 5,9 Punkte. Der Aufwärtstrend der vergangenen Monate sei daher vorerst gestoppt. Das Ergebnis übertrifft aber dennoch die Erwartungen der Analysten, die mit einem Wert von 5,8 Punkten gerechnet hatten.

Vor allem die sinkenden Erwartungen an die Konjunkturentwicklung hätten laut GfK zu dem Rückgang beigetragen. Der entsprechende Wert in der Umfrage sank von 57,1 auf 49,5 Punkte.

Viele Haushalte rechneten zudem mit etwas geringeren Einkommen als in den Vormonaten. Der Indikatorwert hier rutschte von 42,9 auf 40,5 Punkte. Entsprechend wollten Verbraucher ihre Ausgaben leicht zügeln: die Anschaffungsneigung ging von 38,9 auf 34,3 Punkte zurück.

Japan könnte zusätzlich verunsichern

Die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in Japan wurden in der Studie nicht berücksichtigt, da die Befragung der rund 2000 Konsumenten noch vor dem Unglück abgeschlossen war. GfK-Autor Rolf Bürkl schloss nicht aus, dass die atomare Bedrohung im April Auswirkungen auf die Kauflaune haben wird. "Auch wenn die persönliche Betroffenheit fehlt, kann die Angst vor einer Verstrahlung Spuren im Verbraucherverhalten hinterlassen", sagte Bürkl.

Andreas Rees, Analyst von der Unicredit, geht hier von einem "CNN-Effekt" aus: "Die Bilder, die wir in den vergangenen Wochen täglich von der Atomkatastrophe in Japan gesehen haben, werden das Konsumstimmung sicher drücken. Das ist ein starker psychologischer Effekt", sagte Rees.

Insgesamt bewege sich die Konsumstimmung aber weiterhin auf hohem Niveau. Trotz der Rückgänge sehen die Verbraucher die deutsche Wirtschaft weiterhin klar im Aufwind, so die GfK. Viele rechneten aber damit, dass die Dynamik angesichts der anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten sowie der rasant steigenden Energie- und Rohstoffpreise in diesem Jahr etwas nachlassen wird.

Dennoch seien die Geldbörsen der meisten Haushalte noch immer gut gefüllt. Dazu hätten neben den gestiegenen Löhnen und Gehältern auch vorgezogene Einmalzahlungen in vielen Unternehmen beigetragen. Dadurch gebe es in vielen Haushalten für wichtige Anschaffungen weiterhin genug Geld.

Die GfK geht davon aus, dass der Privatkonsum trotz der aktuellen Delle auch in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung spielen wird. Diese Rolle könne noch wichtiger werden, wenn sich die Exporte aufgrund der internationalen Krisen nicht mehr so rasant entwickeln, wie von Wirtschaftsexperten erwartet worden sei. Die Gesellschaft geht nach wie vor von einem Anstieg des Privatkonsums um real etwa 1,5 Prozent aus.

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