Vergleichsportal:Chefwechsel bei Idealo

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Chefwechsel bei Springer-Firma: Idealo-Chef von Sonntag soll sich mit Springer-Chef Döpfner verkracht haben und zieht sich zurück. (Foto: Sean Gallup/Getty Images)

Mit-Gründer Albrecht von Sonntag hört als Geschäftsführer von Idealo überraschend auf. Seinen Job übernehmen wird ein alter Bekannter von ihm: Martin Sinner.

Von Michael Kläsgen

Beim Online-Preisvergleichsportal Idealo steht überraschend ein Führungswechsel an. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wird der langjährige Managing Director und Mit-Gründer von Idealo, Albrecht von Sonntag, als Geschäftsführer ausscheiden. Dem Vernehmen nach soll er sich mit dem Vorstandsvorsitzenden des Medienkonzerns Axel Springer SE, Mathias Döpfner, überworfen haben. Das Vergleichsportal gehört zu Springer. Neuer Idealo-Chef soll Martin Sinner werden, der im Jahr 2000 gemeinsam mit Albrecht von Sonntag und anderen Partnern das Unternehmen mit Sitz in Berlin gründete. Von Sonntag wird Idealo laut SZ-Informationen nicht verlassen, sondern in anderer Funktion dem Unternehmen erhalten bleiben. Idealo wollte sich auf Anfrage nicht zu der Personalie äußern.

Der Wechsel bedeutet für Idealo einen großen Einschnitt. Albrecht von Sonntag gilt als die gute Seele des Unternehmens. Laut Handelsblatt trat er 2019 einer Initiative bei, um die Hälfte der CO₂-Emissionen seiner Angestellten zu kompensieren. Die Bild-Zeitung, die ebenfalls zu Springer zählt, würdigte ihn als Unternehmer, der als Vater Wert auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen legt. Seine Dividenden spendete er Berichten zufolge für nachhaltige Projekte etwa zugunsten von Biodiversität. Mit dem Satz: „Wäre ich nicht bei Idealo, wäre ich bei Greenpeace gelandet“, zitierte ihn die Wirtschaftswoche.

2023 machte er von sich reden, als er den US-Tech-Riesen Google verklagte. Der Idealo-Gründer wirft Google Machtmissbrauch vor. Sein Vorwurf: Google verschaffe seinem eigenen Preisvergleichsdienst „Google Shopping“ unrechtmäßige Vorteile, beispielsweise indem es sein eigenes Produkt bei der Internet-Suche nach oben stellt. Kundinnen und Kunden würden dadurch benachteiligt und im Durchschnitt zehn Prozent mehr zahlen. Das Verfahren ist noch anhängig. Idealo verlangt zudem Schadenersatz von Google. In seiner neuen Funktion wird sich von Sonntag nach SZ-Informationen vor allem um die Google-Thematik kümmern.

Er fiel zudem mit seiner Haltung zu Steuern und Erbschaften auf. „Ich wäre für eine richtig radikale Erbschaftsteuer, am besten eine von 200 Prozent“, sagte er in einem Interview 2017. Die Bürger, vor allem die vermögenden von ihnen, sollten seiner Überzeugung nach einen „Steuerstolz“ entwickeln. Für sie sollte es „das Geilste“ sein, ihren Mitbürgern etwas von ihrer erarbeiteten Leistung abzugeben. Er sei stolz darauf, dass Idealo.de bis zu dem Zeitpunkt 150 Millionen Euro an Steuern erwirtschaftet habe.

Idealo hat sich unter Albrecht von Sonntag zu einem der größten Vergleichsportale Europas entwickelt. Aufgrund der zwischenzeitlich gestiegenen Inflation wurde die Plattform nach 2022 noch einmal intensiver genutzt als vorher. Idealo verdient sein Geld dadurch, dass der Händler eine Gebühr an das Portal zahlt, wenn ein Idealo-Besucher auf dessen Angebot klickt.

Der designierte neue Idealo-Chef ist ein alter Bekannter des scheidenden Chefs: Martin Sinner war bis 2012 Geschäftsführer von Idealo. Danach verbrachte er mit dem ehemaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann zehn Monate im Silicon Valley. Nach 2014 kümmerte er sich um digitale Beteiligungen des Elektroartikelhändlers Mediamarkt Saturn. Zudem ist er als Business Angel für Investments in Start-ups unterwegs. Nach eigener Aussage interessiert er sich aber vor allem für Software, Plattformen und Messenger-Dienste. Für die Plattform Idealo wird er dies nun wieder in verantwortlicher Position tun.

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