Konkurrenz der Baumärkte:Hammer aus Panzerstahl

Hornbach Baumarkt

Aggressiver Kampf um Marktanteile: Eine Filiale der Baumarkt-Kette Hornbach

(Foto: dpa)

Ein Hammer aus dem Stahl eines ausgedienten russischen Panzers: Deutschlands Baumärkte überbieten sich mit PR-Aktionen und aggressiven Rabattschlachten. Neue Läden bringen den Ketten immer weniger. Erfolg haben nur noch die Märkte, die der Konkurrenz etwas wegnehmen.

Von Stefan Weber, Düsseldorf

Die Baumarkt-Kette Hornbach pflegt mit ihren Kunden seit je her eine besondere Sprache. "Wo unser Maschinensortiment aufhört, fängt Waffenhandel an" - das war einmal so ein Werbespruch, der klar machen sollte: Wir sind nicht die Adresse für Leute, die gelegentlich eine Glühbirne auswechseln. Bei uns kaufen hartgesottene Heimwerker. Männer, die keinen Hammer brauchen, um Fünf-Zoll-Nägel einzuschlagen. Seit Samstag profiliert sich Hornbach mit einem besonderen Produkt als Markt für Profis. Einem Hammer, der aus dem Stahl eines russischen Panzers geschmolzen wurde. "Gemacht für die Ewigkeit", verspricht das Unternehmen. Und weist vorsorglich darauf hin, dass der Verkauf auf ein Exemplar pro Person beschränkt ist.

Solche Aktionen sind wichtig, um auf dem stark umkämpften Heimwerkermarkt Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Markt ist - abgesehen von ausgesuchten Regionen - seit langem gesättigt. Der Branchenumsatz pendelt um die Marke von 18 Milliarden Euro. In diesem Jahr könnten die Erlöse sogar viel niedriger ausfallen. Schuld ist vor allem das Wetter. Auf den ungewöhnlich langen Winter folgte ein übermäßig feuchter Frühling - kein Umfeld, in dem Gartenliebhaber Pflanzen kaufen. Oder Gerätschaften, mit denen sich das heimische Grün pflegen lässt. Das traf die Baumärkte hart. Denn die Warengruppe "Gartenbedarf, Pflanzen" trägt nach Zahlen des Handelsinstituts EHI üblicherweise ein Viertel zum Umsatz bei.

Hornbach beispielsweise, die Nummer drei der Branche hinter Obi und Bauhaus, meldete für das Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2013/14 (März bis Mai) ein Umsatzminus von knapp drei Prozent. Das Betriebsergebnis brach gar um ein Drittel ein. Eine Entwicklung, die auf der Hauptversammlung am Freitag auf die Stimmung drückte. Aber der gesamten Bau- und Gartenmarktbranche ging es nicht viel besser. Fallen die Zahlen in den nächsten Monaten ähnlich schlecht aus, womit manche Branchenkenner rechnen, ist der Rückstand im weiteren Jahresverlauf kaum mehr aufzuholen. Zumindest nicht im Gartensegment. Denn beim Verkauf von Produkten wie Blumen, Heckenscheren und Rasenmähern, so betont der Branchenverband BHB, ist der Frühsommer "entscheidend für die Zielerreichung". Andere Warengruppen dagegen sind weniger saisonabhängig. Optimisten wie Hornbach-Chef Albrecht Hornbach glauben, dass der Bau- und Renovierungsbedarf nach wie vor groß ist. Das eröffne die Chance, wieder Boden gutmachen zu können.

Wachsen auf Kosten der Konkurrenz

Bleiben die Geschäfte aber schlecht, so drohen der Branche Turbulenzen. Die Frage, die alle bewegt, lautet: Was wird aus Praktiker? Die blau-gelbe Marke kämpft seit einiger Zeit ums Überleben. Der Umbau des Filialnetzes und die Umflaggung vieler Märkte auf die höher positionierte Schwestermarke Max Bahr soll die Wende bringen. Experten zweifeln, dass dies gelingt. Auch die Aktionäre haben bereits in Scharen Reißaus genommen. Die Praktiker-Aktie ist zu einem Pennystock verkommen und notiert nur noch bei gut 50 Cent.

Dass die Liquidität knapp ist, zeigt sich daran, dass Praktiker in jüngster Zeit immer aggressiver Rabatte gewährt. Gerade hat die Kette den Sommerschlussverkauf ausgerufen - mit Preisnachlässen von 30 Prozent für Gartenmöbel und Grillgeräte. Wer so agiert, benötigt offensichtlich dringend Geld, um seine laufenden Kosten zu decken. Ende des Monats wird Vorstandschef Armin Burger über die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal informieren. Gute Nachrichten erwarten die wenigsten. Mehrere Analysten haben den Daumen für die Praktiker-Aktie gesenkt.

Keine Baumarktkette kann mehr nennenswert wachsen, indem sie neue Läden eröffnet. Sondern nur noch, indem sie der Konkurrenz etwas wegnimmt. Die Folge: Die großen Filialisten dünnen ihr Netz allmählich wieder aus; im vergangenen Jahr schrumpfte die Anzahl der Märkte bundesweit um 52 Standorte auf 2390. So dürfte es weitergehen. Denn noch immer herrscht Überversorgung. Nach Zahlen des EHI entfällt in Deutschland rechnerisch auf 34.300 Einwohner ein Baumarkt. Vor 30 Jahren waren es 85.500 Einwohner.

Allerdings verkleinert sich die Verkaufsfläche nicht im gleichen Ausmaß wie das Filialnetz. Noch immer tauschen einige Unternehmen ihre Standorte lediglich aus: Sie schließen manch kleinen, ungünstig gelegenen Laden und eröffnen stattdessen eine neue große Filiale. Nicht immer sind das dann Megamärkte, auf die vor allem die Bauhaus-Kette setzt: mit deutlich mehr als 10.000 Quadratmetern und einem angedockten Drive-in für Baustoffe. Märkte mit 7000 bis 9000 Quadratmetern versprechen die höchste Flächenproduktivität, also den höchsten Umsatz pro Quadratmeter. Gefahr vom Online-Geschäft droht vorläufig nicht. Bestellungen über das Internet machten 2012 weniger als zwei Prozent des Branchenumsatzes aus. Zwar sind die Zuwachsraten (zuletzt 33 Prozent) enorm. Aber das Potenzial ist begrenzt. Schon allein, weil viele Teile so sperrig sind, dass sie für den Onlinehandel schlicht nicht infrage kommen.

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