Konjunkturerholung und Rekordbeschäftigung:So wenige Firmenpleiten wie seit 1996 nicht mehr

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2013 mussten deutlich weniger Unternehmen Insolvenz anmelden als im Vorjahr. Auch die Zahl der Privatinsolvenzen ging zurück. In bestimmten Branchen bleibt das Risiko einer Pleite jedoch hoch.

Dank Konjunkturerholung und Rekordbeschäftigung sind 2013 in Deutschland erneut weniger Firmen und Privatleute pleitegegangen. Besonders die Unternehmen haben der Krise im Euroraum getrotzt: Im vergangenen Jahr sind so wenige Firmen in die Insolvenz gerutscht wie seit 1996 nicht mehr, berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden.

Mit dem vierten Rückgang in Folge sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf 25 995. Das waren 8,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Allerdings wurden einige bekannte Firmen zahlungsunfähig, darunter die Baumarktkette Praktiker, der TV-Hersteller Loewe oder das Solarunternehmen Conergy.

Zudem registrierten die Gerichte mit 91 200 Verbraucherinsolvenzen 6,6 Prozent weniger als im Jahr 2012. Die Pleiten der Privatleute waren damit das dritte Jahr in Folge rückläufig. Arbeitslosigkeit gilt als Ursache Nummer eins für die Zahlungsunfähigkeit von Privatpersonen: Steigt die Beschäftigung wie zuletzt, müssen weniger Menschen den Gang zum Amtsgericht antreten.

Einzelhandel und Lebensmittelindustrie besonders gefährdet

In bestimmten Branchen bleibe das Insolvenzrisiko dennoch hoch, betonte der Verband Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) am Mittwoch. Der VID-Vorsitzende Christoph Niering erklärte: "Zwar hat die gute Konjunkturentwicklung im vergangenen Jahr insgesamt für einen Rückgang der Insolvenzanmeldungen gesorgt. Allerdings zeigt die verhältnismäßig hohe Zahl von Großinsolvenzen, dass nicht alle Branchen davon profitieren." Unter Druck stünden Branchen wie der Einzelhandel, in denen ein Strukturwandel stattfinde. Problematisch seien häufig nicht nur akut rückläufige Umsätze, sagte Niering: "Hinzu kommt, dass immer weniger Investoren bereit sind, sich im Einzelhandel finanziell zu engagieren."

Auch in der mittelständisch geprägten Lebensmittelindustrie sei die Lage angesichts des äußerst scharfen Wettbewerbs angespannt: "Bei den ohnehin schon extrem geringen Margen kalkulieren viele Hersteller schon jetzt am Limit", sagte Niering. Der VID erwarte deshalb, dass der Verdrängungswettbewerb zu weiteren Insolvenzen in der Branche führen werde.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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