Konjunktureinbruch:Und später der Konsum...

Für die Bürger steht der eigentliche Abschwung noch bevor: Wenn Zigtausende ihre Jobs verlieren, wird der Konsum deutlich nachlassen.

Ulrich Schäfer

Der Aufschwung in Deutschland, lautete vor nicht mal einem Jahr ein gängiger Spruch, sei bei den Menschen noch nicht angekommen. Das Gleiche gilt nun für den Abschwung, den tiefsten seit der Gründung der Bundesrepublik vor 60 Jahren. Sie hören ständig von der großen Krise im Fernsehen, doch die Einkaufsstraßen sind voll. Sie lesen darüber in der Zeitung, doch die Zahl der Arbeitslosen steigt kaum. Auch die Daten, die das Statistische Bundesamt am Freitag veröffentlicht hat, sind nur schwer fassbar: Die deutsche Wirtschaft ist von Januar bis März um 3,8 Prozent geschrumpft, verglichen mit den ersten drei Monaten des Jahres 2008 sogar um 6,7 Prozent.

Hafen Hamburg, Foto: AP

"Made in Germany" ist nicht mehr der Renner, der Export lahmt - und damit das Wirtschaftswachstum insgesamt. Auf dem Foto: Warenumschlag am Hamburger Hafen.

(Foto: Foto: AP)

Geschrumpft ist vor allem die Exportindustrie. Made in Germany, einst hoch angesehen, ist plötzlich nicht mehr gefragt, denn der Welthandel liegt brach. Maschinen, Autos, Chemie: All dies werden die deutschen Konzerne nicht mehr los. Der schlimmste Teil der Krise komme noch, sagen die Unternehmer aus diesen Wirtschaftszweigen. Sie meinen: das Schlimmste für ihre Branche.

Doch auch für die normalen Bürger steht der eigentliche Abschwung, die wahre Krise, erst bevor. Denn wenn sich die Möglichkeiten der Kurzarbeit erschöpft haben, werden die Exportfirmen Leute entlassen - Tausende, Zehntausende, Hunderttausende. Die Arbeitslosen werden weniger kaufen, und so halten es auch alle, die eine Stelle haben, aber um den Arbeitsplatz bangen. Deshalb wird bald die Freude am Konsum nachlassen, Läden werden schließen, weitere Handelskonzerne, so wie jetzt Arcandor, in Not geraten. Spätestens wenn sich auch die Einkaufsstraßen leeren, wissen die Bürger dann: Die Krise ist bei ihnen angekommen.

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