Statistisches Bundesamt:Deutsche Wirtschaft stagniert im zweiten Quartal

Statistisches Bundesamt: Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal nicht gewachsen.

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal nicht gewachsen.

(Foto: Christian Charisius/dpa)

Für die Monate April bis Juni verzeichnen die Statistiker kein Wachstum. Auch die Arbeitslosenzahl steigt leicht - ursächlich ist vor allem ein Sondereffekt infolge des Krieges in der Ukraine.

Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr nicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte zwischen April und Juni zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte.

Ökonomen hatten mit 0,1 Prozent Wachstum gerechnet. Anfang des Jahres war die Wirtschaft allerdings besser gelaufen als gedacht: Destatis revidierte das BIP-Plus für das erste Quartal auf 0,8 Prozent von zunächst genannten 0,2 Prozent nach oben.

Die schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit der Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine schlügen sich deutlich in der Konjunktur nieder, erklärt die Wiesbadener Behörde. Gestützt wurde die Konjunktur demnach vor allem von den privaten und staatlichen Konsumausgaben, während der Außenbeitrag das Wirtschaftswachstum dämpfte.

Der Ukraine-Krieg verschärft Probleme, die der deutschen Wirtschaft schon zuvor zu schaffen machten. Steigende Energiepreise und anhaltende Lieferengpässe belasten die Industrie. Zugleich bremst die höchste Inflation seit Jahrzehnten den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur ist.

Nach Angaben der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat sich das Ausgabeverhalten der Menschen in Deutschland mittlerweile spürbar verändert. Sie sparen inzwischen selbst bei Lebensmitteln oder Körperpflegeprodukten. Zugleich hat sich die Stimmung in den Unternehmen deutlich verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, für den etwa 9000 Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage und die Erwartungen für die kommenden sechs Monate beurteilen, sank im Juli auf den niedrigsten Stand seit gut zwei Jahren.

"Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession", sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft bereits in einem Abschwung befinden dürfte. Wie schlimm es am Ende komme, liege vor allem in den Händen von Russlands Präsident Wladimir Putin. "Käme es zu einem kompletten Stopp der Gaslieferungen, wäre eine tiefe Rezession unvermeidlich", so Kramer.

Nach Einschätzung der EU-Kommission wird Europas größte Volkswirtschaft dieses Jahr voraussichtlich nur um 1,4 Prozent zulegen. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von nur 1,2 Prozent im Gesamtjahr.

Auch die Zahl der Arbeitslosen steigt: Sie nahm im Juli um 107 000 auf 2,47 Millionen zu. Hintergrund ist vor allem die weitere Erfassung ukrainischer Flüchtlinge in der Arbeitsmarktstatistik, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilt. Im Vergleich zum Juli 2021 sank die Zahl der Arbeitslosen um 120 000. Die Arbeitslosenquote betrug 5,4 Prozent, 0,2 Punkte mehr als im Juni. Richtig auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist die Krise also noch nicht.

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