Konjunktur:Unternehmen geben einen traurigen Ausblick

Konjunktur: Arbeiten an einem Stromkasten: Der Fachkräftemangel wird zu einem immer größeren Risiko.

Arbeiten an einem Stromkasten: Der Fachkräftemangel wird zu einem immer größeren Risiko.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Keine Anzeichen für einen breiten Aufschwung: 21 000 Firmen verbreiten in einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer Pessimismus.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einer Konjunkturflaute und zugleich hohen Inflation in Deutschland. Das teilte der Verband am Montag auf Basis einer Umfrage unter rund 21 000 Unternehmen aus allen Branchen mit. Die Wirtschaft tritt demnach weiter auf der Stelle: "Anzeichen für einen breiten Aufschwung fehlen weiterhin", sagte Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel in Berlin. Dazu kommt: Die Arbeitskosten würden wegen des Fachkräftemangels und der hartnäckig hohen Inflation zu einem immer größeren Geschäftsrisiko für die Wirtschaft. 53 Prozent der Unternehmen nennen dies in der DIHK-Umfrage als wichtiges Geschäftsrisiko.

Die Firmen zeigten sich trotz der weiterhin hohen Energiepreise, steigender Zinsen und des Ukraine-Krieges zwar bemerkenswert widerstandsfähig. Der Ausblick auf die kommenden zwölf Monate bleibe aber insgesamt trübe - zumal auf der Nachfrageseite die Auftragseingänge spürbar nachließen: "Die DIHK geht in diesem Jahr weiterhin von einem Null-Wachstum aus." Zur mauen Entwicklung dürfte dabei aus Sicht der Wirtschaftslobby ein verhaltener Anstieg der privaten Konsumausgaben beitragen, die laut Prognose dieses Jahr nur um 0,5 Prozent zulegen werden. 2022 war ein Plus von 4,3 Prozent erreicht worden.

Kritik gibt es an den Standortbedingungen

Mit zur Kaufzurückhaltung der Konsumenten dürfte beitragen, dass die Inflationsrate laut DIHK dieses Jahr mit sechs Prozent noch immer weit über dem für die Euro-Zone ausgegebenen Ziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegen dürfte. Bei den Bruttoanlageinvestitionen erwartet die DIHK 2023 sogar ein Minus von 1,8 Prozent, nachdem 2022 noch ein kleines Plus von 0,4 Prozent zu Buche schlug: "Insgesamt müssen wir feststellen, dass der deutschen Wirtschaft der Schub fehlt", erklärt Konjunkturexperte Nothnagel. Eine Stärkung der hiesigen Standortbedingungen sei nötig: "Wir brauchen dringend neue Impulse für private Investitionen, aber auch beim Infrastrukturausbau."

Wie zu Jahresbeginn bewerten 34 Prozent der Unternehmen in der DIHK-Umfrage ihre Lage als gut. 51 Prozent schätzen ihre aktuelle geschäftliche Situation als befriedigend ein. 15 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Lage als schlecht. Der resultierende Saldo aus "gut"- und "schlecht"-Antworten liegt damit gleichbleibend bei 19 Punkten und etwas unter dem langjährigen Schnitt von 21 Punkten. Besonders Unternehmen im Handel melden eine Lageverschlechterung. Nur noch gut ein Viertel der Händler (26 Prozent nach zuvor 30 Prozent) spricht von guten Geschäften, knapp ein Fünftel schätzt die aktuelle Lage als schlecht ein (19 Prozent nach zuvor 18 Prozent). Hier zeigen sich nach Analyse der DIHK die inflationsbedingt zurückhaltende Verbraucherstimmung, noch nicht komplett überstandene Lieferkettenstörungen und der Kostendruck aufgrund hoher Einkaufspreise.

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