Süddeutsche Zeitung

Konjunktur:Minus 20 Prozent

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Das Ifo-Institut hat ausgerechnet, was das Herunterfahren der deutschen Wirtschaft kostet. Die Zahlen sind monströs.

Wie schlimm wird die Corona-Krise für Deutschland? Die Schätzungen der Ökonomen gehen weit auseinander und ändern sich schnell - verständlich, denn die Verbreitung des Virus und die Reaktionen in der Politik und in der Wirtschaft sind schwierig zu prognostizieren. Die meisten Konjunkturforscher sind sich mittlerweile einig: Der Einschnitt wird spürbar. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens legt auch erhebliche Teile der Wirtschaft lahm.

Das Ifo-Institut hat nun eine neue Rechnung präsentiert, was das Herunterfahren der deutschen Wirtschaft kostet. Die Zahlen sind monströs: Nach Berechnungen des Münchner Instituts könnte die Corona-Krise Deutschland mehr als eine halbe Billion Euro und mehr als eine Million Jobs kosten. Im derzeit schlimmsten angenommenen Fall könnte die Wirtschaftsleistung demnach um ein Fünftel einbrechen.

"Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Montag. Je nach Szenario werde die Wirtschaft um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte schrumpfen. Das entspricht Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro. "Auch am Arbeitsmarkt kommt es durch die Krise zu massiven Verwerfungen", betonte Fuest. "Diese stellen die Zustände auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in den Schatten." Bis zu 1,8 Millionen sozialversicherungspflichtige Jobs könnten abgebaut werden, mehr als sechs Millionen Menschen von Kurzarbeit betroffen sein.

Die Krise werde zu Produktionsausfällen von Hunderten Milliarden Euro führen, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit "in die Höhe schnellen lassen und den Staatshaushalt erheblich belasten", heißt es in einer Mitteilung des Wirtschaftsforschungsinstituts. "Es lohnt sich daher, quasi jeden denkbaren Betrag für gesundheitspolitische Maßnahmen einzusetzen", sagte der Ifo-Präsident. "Ziel muss es sein, die Teilschließung der Wirtschaft zu verkürzen, ohne die Bekämpfung der Epidemie zu beeinträchtigen." Man brauche Strategien, wie die Produktion wieder aufgenommen und die Epidemie gleichzeitig weiter eingedämmt werden könne.

Für einen zweimonatigen Teilstillstand der Wirtschaft errechnet das Ifo-Institut Kosten zwischen 255 und 495 Milliarden Euro. Bei drei Monaten sind es demnach 354 bis 729 Milliarden.

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SZ vom 24.03.2020 / SZ
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