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Konjunktur in Deutschland:Bundesregierung sieht Wirtschaftseinbruch am Jahresende

Noch zeigt sich die deutsche Wirtschaft stabil - doch die europäische Schuldenkrise macht sich auch hierzulande immer deutlicher bemerkbar: Für das Schlussquartal warnt die Regierung vor einer konjunkturellen Abschwächung. Finanzminister Schäuble erwartet dennoch einen Einnahmenrekord bei den Steuern.

Die Euro-Krise ist in der deutschen Wirtschaft zum Jahresende hin immer stärker zu spüren. Nach Einschätzung der Bundesregierung ist sie im Sommer trotz schwächerer Weltkonjunktur zwar noch gewachsen. Und auch für das dritte Quartal rechnet das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht noch mit einem leichten Plus.

Doch für das Jahresende kündigen die Experten von Minister Wolfgang Schäuble eine Eintrübung an. "Im Schlussquartal 2012 dürfte es in Deutschland zu einer deutlichen konjunkturellen Abschwächung kommen", befürchten sie. "Dämpfend auf die Wirtschaftsentwicklung wirkt dabei vor allem die wirtschaftliche Schwäche in einigen Ländern des Euro-Raums."

Wegen der Schuldenkrise in Europa hatte die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2013 von 1,6 auf 1,0 Prozent gesenkt. Für dieses Jahr wurde sie dagegen minimal von 0,7 auf 0,8 Prozent angehoben. 2011 war das Bruttoinlandsprodukt noch um drei Prozent gewachsen, 2010 sogar um 4,2 Prozent.

Finanzministerium erwartet Rekordeinnahmen

Im laufenden Jahr darf sich Schäuble aber über Rekordsteuereinnahmen freuen. Im September verbuchten Bund und Länder ein Einnahmenplus von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Nach Informationen des Handelsblatts hätte das Plus sogar noch kräftiger ausfallen können: Ohne eine Milliarden-Rückzahlung bei der Körperschaftsteuer hätten die Steuereinnahmen um 7,5 Prozent zugelegt.

Der Zuwachs ist laut dem Bericht des Finanzministeriums Folge der Lohnerhöhungen sowie der guten Wirtschaftslage und höherer Firmengewinne. Zwischen Januar und September lag der Anstieg ohne reine Gemeindesteuern bei 5,6 Prozent - auf nunmehr 403,4 Milliarden Euro. Das Neun-Monats-Plus ist damit höher als der für das gesamte Jahr von den Steuerschätzern zuletzt erwartete Zuwachs von 4,0 Prozent. Die nächste Prognose erfolgt Ende Oktober.

Für das Gesamtjahr zeichnet sich ein höherer Einnahmenrekord ab als bisher erwartet. Experten gehen inzwischen davon aus, dass Bund, Länder und Gemeinden 2012 erstmals mehr als 600 Milliarden Euro kassieren werden.

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