Konjunktur in der Euro-Zone:Verbraucher haben mehr Arbeit und ein billigeres Leben

Lesezeit: 2 min

In Deutschland bremst die Einführung des Mindestlohns die Deflation, die Energiepreise sind aber weiterhin deutlich niedriger als im vergangenen Jahr. (Foto: dpa)
  • Die Euro-Zone hat im Februar den dritten Monat in Folge sinkende Preise verzeichnet. In Deutschland bremst die Einführung des Mindestlohns aber die Deflation.
  • Auch insgesamt schwächte sich der Preisverfall ab, vor allem weil sich Energie im Vergleich zum Vorjahr weniger stark verbilligte als noch im Januar.
  • Zudem sank die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone überraschend erneut - und markierte damit den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren.

Verbraucher zahlen weniger

Die Preise in der Euro-Zone fallen nicht mehr ganz so schnell wie noch zu Jahresbeginn. Die Lebenshaltungskosten sanken im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent, teilte das Europäische Statistikamt Eurostat auf Basis vorläufiger Daten mit. Beobachter hatten mit einem Wert von minus 0,4 Prozent gerechnet. Im Januar waren die Preise noch um 0,6 Prozent gefallen.

Es war der dritte Monat mit sinkenden Verbraucherpreisen in Folge. Zuletzt hatte es 2009 einen mehrmonatigen Preisrückgang in der Euro-Zone gegeben. Damals fielen die Preise von Juni bis Oktober.

SZ-Umfrage in Davos
:Wie Konzernchefs die Zukunft der deutschen Wirtschaft sehen

Europa steckt noch immer in der Krise. Deutschland ist die Ausnahme. Wie geht es mit der Konjunktur im Jahr 2015 weiter? Was ist die größte Gefahr für die deutsche Wirtschaft? Antworten wichtiger Konzernchefs vom Weltwirtschaftsforum in Davos.

Energiekosten sinken weniger stark

Gebremst wurde der Preisverfall durch die Energiekosten, die nicht mehr ganz so stark sanken wie im Vormonat: Sie verringerten sich zum Vorjahresmonat um 7,9 Prozent. Im Januar hatte das Minus noch bei 9,3 Prozent gelegen.

Nächste EZB-Ratssitzung am Donnerstag

Die Europäische Zentralbank dürfte die Entwicklung kurz vor der nächsten Ratssitzung am Donnerstag mit Erleichterung sehen: Sie strebt eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Derzeit wollen die Notenbanker mit einem groß angelegten Ankaufprogramm für Staatsanleihen verhindern, dass der Euroraum in eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Investitionen abrutscht. Eine solche Deflation kann eine Wirtschaft lähmen, wenn Verbraucher ihre Käufe in Erwartung immer niedrigerer Preise aufschieben, Löhne sinken und Firmen nur noch zögerlich in neue Anlagen und Maschinen investieren.

Die EU-Kommission rechnet dennoch damit, dass die Euro-Zone in diesem Jahr in eine Deflation rutscht und die Verbraucherpreise im Gesamtjahr voraussichtlich um 0,1 Prozent sinken. Für 2016 rechnet Brüssel wieder mit einer positiven Inflationsrate.

ExklusivPeter Praet im SZ-Interview
:EZB-Chefvolkswirt verteidigt Ankauf von Staatsanleihen

"Vorsorge ist besser als Nachsorge. Also mussten wir reagieren, bevor der Schaden eintritt": Peter Praet, der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, verteidigt in der "Süddeutschen Zeitung" die umstrittene Entscheidung zum Ankauf von Staatsanleihen.

Mindestlohn wirkt Preisverfall in Deutschland entgegen

In Deutschland waren die Preise nach dem für die Euro-Zone geltenden Standards zuletzt nur noch leicht gefallen. Nach der deutschen Berechnungsmethode stiegen sie sogar etwas. Ökonomen machten dafür die Einführung des Mindestlohns mitverantwortlich, der bei vielen Dienstleistern die Personalkosten hochtreibt und sie zu Preiserhöhungen veranlasst. Zudem verbilligte sich Energie nicht mehr so stark wie zuvor.

Europäische Zentralbank
:Der billige Euro hilft Europa

Der schwache Euro ist nicht unbedingt schlecht für Deutschland. Selbst die EZB fördert die Entwicklung. Gerade den kriselnden Euro-Ländern könnte der schwache Euro helfen. Für ein Ende der Krise ist aber mehr nötig.

Kommentar von Nikolaus Piper

Arbeitslosigkeit sinkt überraschend weiter

Zugleich fiel die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone im Januar überraschend erneut. Sie erreichte den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren. Die Arbeitslosenquote gab demnach auf 11,2 Prozent nach, wie Eurostat mitteilte. Im Dezember waren es noch 11,3 Prozent.

Insgesamt hatten gut 18 Millionen Männer und Frauen keinen Job - 140 000 weniger als im Dezember. Am geringsten war die Arbeitslosigkeit der vergleichbaren EU-Rechnung zufolge in Deutschland mit 4,7 Prozent, gefolgt von Österreich mit 4,8 Prozent. Die höchsten Werte meldeten demnach unverändert Griechenland mit 25,8 Prozent (im November) und Spanien mit 23,4 Prozent.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/sry - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Konjunktur
:Der Export läuft wie noch nie

Unbeeindruckt von allen Krisen hat die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr blendende Geschäfte im Ausland gemacht. In diesem Jahr soll das Wachstum noch höher ausfallen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: