Konjunktur:Schlechte Nachrichten zum Schluss

Government Projects Post-Pandemic Economic Growth For 2021 And 2022

Auf der Suche nach einem Auto: "Ich habe feststellen müssen, dass es sehr sehr schwer ist, derzeit überhaupt einen Liefertermin zu bekommen", sagt Peter Altmaier.

(Foto: Pool/Getty Images)

Die letzte Konjunkturprognose von Wirtschaftsminister Peter Altmaier fällt durchwachsen aus. Die Folgen bekommt er auch ganz privat zu spüren.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Peter Altmaier rüstet sich für sein neues Leben, schon begegnen dem nunmehr geschäftsführenden Wirtschaftsminister die aktuellen Tücken der Wirtschaft. Kürzlich zum Beispiel hat er sich Gedanken gemacht über die Anschaffung eines Autos. 27 Jahre lang musste er sich mit dem Thema nicht auseinandersetzen, schließlich hat man als Parlamentarier, Staatssekretär oder Minister immer wen, der einen fährt. Schon Altmaiers erste Sondierungen führten ihn nun in die harte Wirklichkeit: "Ich habe feststellen müssen, dass es sehr, sehr schwer ist, derzeit überhaupt einen Liefertermin zu bekommen", sagt Altmaier. "Weil es bei den Autoherstellern eine Ungewissheit gibt, wann welche Mengen an Chips im nächsten Jahr verfügbar sind." Und diese Ungewissheit trifft nicht nur den künftigen Privatmann Peter Altmaier, sondern die ganze deutsche Wirtschaft.

Am Mittwoch hat der CDU-Politiker, der Anfang des Monats überraschend auf sein Bundestagsmandat verzichtet hat, zum mutmaßlich letzten Mal eine Herbstprojektion vorgelegt. Die Zahlen bleiben hinter dem zurück, was das Ministerium noch im Frühjahr erwartet hatte - auch wegen fehlender Bauteile wie Mikrochips. "Wir erleben, dass Lieferengpässe und hohe Energiepreise die wirtschaftliche Entwicklung dämpfen", sagt Altmaier. Um 2,6 Prozent werde die Wirtschaft in diesem Jahr wachsen, diese Prognose sei "relativ verlässlich". Sie liegt allerdings unter jenen 3,5 Prozent, von denen die Bundesregierung noch im Frühjahr ausgegangen war. Ein Jahr zuvor, zu Beginn der Pandemie, lag die Prognose für 2021 sogar bei stürmischen 5,2 Prozent. Aber wer konnte da schon ahnen, was noch alles kommt?

Auch diesmal soll sich der große Aufschwung nur etwas verzögern. "Wir gehen davon aus, dass das Wachstum nicht wegfällt, sondern sich lediglich ins nächste Jahr verschiebt", sagt Altmaier. So sei mit einer Konsolidierung der Energiepreise zu rechnen, und auch die Engpässe bei Lieferungen dürften sich entschärfen. Gegen Ende des ersten Quartals 2022 werde die Wirtschaft wieder dort sein, wo sie vor Beginn der Corona-Krise war - statt schon zur Jahreswende. Möglich seien im nächsten Jahr 4,1 Prozent Wachstum, ein halbes Prozentpunkt mehr als noch im Frühjahr erwartet. Danach, 2023, werde sich das Wachstum wieder bei 1,6 Prozent einpendeln. Wie in alten Zeiten also: 2018, bei seiner ersten Herbstprojektion als Wirtschaftsminister, hatte Altmaier ein stabiles Wachstum von 1,8 Prozent vorhergesagt. Damals war es das zehnte Jahr des Aufschwungs. Und das vorletzte.

Wie eh und je verbreitet Altmaier also noch einmal Zuversicht. Die Inflationsrate, im September bei sagenhaften 4,1 Prozent, werde sich schon zur Jahreswende wieder auf niedrigerem Niveau einpendeln - weil dann auch der Effekt wegfällt, dass im vorigen Jahr die Mehrwertsteuer vorübergehend gesenkt war. Um die Versorgungssicherheit beim Gas müssten sich Verbraucher ebenfalls keine Sorgen machen: "Die Gasspeicher sind ordentlich gefüllt." Dem Handwerk gehe es weiter gut, und bei vielen Dienstleistern entspanne sich die Lage. Nur in der Industrie mit ihren Lieferengpässen lässt sich derzeit nicht viel beschönigen. "Der stotternde Wirtschaftsmotor muss ein Weckruf für die Koalitionsverhandlungen sein", mahnt BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Es brauche Reformen.

Altmaier selbst hat nun andere Sorgen, aber welche genau, verrät er nicht. Was für ein Auto er im Auge hat, und mit welchem Antrieb - das will er erst sagen, wenn er nicht mehr Minister ist.

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