Konjunktur:"Die Lage ist grottenschlecht"

Die Exporte brechen ein und die Prognosen für 2009 sind mies. Doch die Forscher des RWI sehen einen Silberstreif am Horizont - im Gegensatz zu ihren Kollegen vom Münchner Ifo-Institut.

Die deutsche Wirtschaft steckt mitten in einer Rekord-Rezession. Die Bundesbank rechnet mit einem Minus von 6,2 Prozent - jetzt gibt es eine noch pessimistischere Zahl aus Essen.

Konjunktur, Hochofen, ddp

Im nächsten Jahr könnte der Außenhandel wieder einen leicht positiven Beitrag liefern, erklärt das RWI.

Im Bild: Eisenguss im Hochofen

(Foto: Foto: ddp)

Denn das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hat seine Prognose für 2009 noch einmal deutlich gesenkt und erwartet nun einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,4 Prozent. Ende März hatten die Konjunkturexperten noch ein Minus von 4,3 Prozent vorhergesagt.

Die Abwärtsbewegung sieht das RWI dennoch gebremst. Für 2010 sehen die Konjunkturforscher wieder einen ersten Silberstreif am Horizont. Im nächsten Jahr dürfte der Außenhandel wieder einen leicht positiven Beitrag liefern, erklärte das RWI. Insgesamt halten die Experten 2010 einen BIP-Anstieg von 0,2 Prozent für möglich. Hinweise auf einen beginnenden kräftigen Aufschwung gebe es allerdings nicht. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte die Vier-Millionen-Marke überschreiten und auch das Staatsdefizit weiter steigen.

Einbruch bei den Exporten

Momentan ist der Außenhandel, auf den die RWI-Experten so viel Hoffnung setzen, eher das Sorgenkind der deutschen Wirtschaft. Die Ausfuhren des Exportweltmeisters sind im ersten Quartal wegen der weltweiten Rezession um 21,2 Prozent eingebrochen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden nur noch Waren im Wert von 199 Milliarden Euro ausgeführt. Überdurchschnittlich stark war der Rückgang mit 38,7 Prozent bei Exporten in die Türkei und nach Russland mit 31,4 Prozent. Die Versendungen in die USA verringerten sich um 26,4 Prozent.

Und das ist auch der Hauptgrund für die derzeitige Flaute der deutschen Wirtschaft. Stark gesunken sind die Exporte und die Investitionen der Unternehmen.

Ifo mit düsterer Prognose

Relativ gut hielt sich dagegen bislang die Konsumnachfrage: Sie wurde laut RWI vor allem beim Pkw-Absatz durch die Abwrackprämie angekurbelt. Bei den Bauinvestitionen seien Impulse durch die staatlichen Konjunkturprogramme zu erwarten.

6,4 Prozent bietet das RWI, das Münchner Ifo-Institut ist ein wenig zuversichtlicher. Berechnungen der Wirtschaftsforscher zufolge wird die Wirtschaftsleistung Deutschlands um 6,3 Prozent schrumpfen. Bis weit in das kommende Jahr hinein sieht das Ifo-Institut die Bundesrepublik in der Rezession. Mit einer Bodenbildung bei Produktion und Nachfrage sei erst im kommenden Frühjahr zu rechnen, teilten die Münchner Wirtschaftsforscher mit. "Die Lage ist grottenschlecht", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Das Schlimmste stehe der Wirtschaft aber noch bevor.

Für 2010 prognostizieren die Forscher ein weiteres Minus von 0,3 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen werde dann im Jahresschnitt auf gut 4,3 Millionen steigen. Damit zeigten sich die Münchner Experten ähnlich skeptisch wie in der Gemeinschaftsprognose, die im Frühjahr vorgelegt wurde.

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