Konjunktur:Deutschland im Prognose-Chaos

Ökonomen haben das Ausmaß der Rezession drastisch unterschätzt. Sie geben sich jetzt ungewöhnlich demütig. Und der Bund rechnet noch nach.

Zahlreiche Wirtschaftsinstitute und Volkswirte korrigieren in diesen Tagen die Prognosen für das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal. Die Commerzbank geht gar von einem Minus zwischen sechs und sieben Prozent für das Jahr 2009 aus.

Konjunktur: "Wenn man uns Prognostikern etwas vorwerfen kann, dann ist es doch, dass wir alle die Rezession enorm unterschätzt haben"

"Wenn man uns Prognostikern etwas vorwerfen kann, dann ist es doch, dass wir alle die Rezession enorm unterschätzt haben"

(Foto: Foto: AP)

Das Münchner Ifo-Institut hat mittlerweile Fehler der Prognose-Institute bei der Beurteilung der konjunkturellen Lage eingeräumt.

"Wenn man uns Prognostikern etwas vorwerfen kann, dann ist es doch, dass wir alle die Rezession enorm unterschätzt haben", sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen dem Handelsblatt. Zugleich verwahrte Carstensen sich gegen die Kritik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

DIW-Präsident Klaus Zimmermann hatte erklärt, der Wettlauf der Forschungsinstitute, Bankanalysten und internationalen Organisationen um immer schlechtere Prognosen habe die Schwere und Länge der Wirtschaftskrise verschärft.

Keine Konkretisierungen

Der Bund selbst hält sich unterdessen noch zurück. Ein hoher Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Arbeiten an der neuen Prognose seien noch nicht in der heißen Phase.

Es gebe noch keine Konkretisierungen. Er reagierte auf einen Bericht der Bild-Zeitung, nach dem das Wirtschaftsministerium intern von einem Rückgang der Wertschöpfung um vier bis 4,5 Prozent ausgehe. Die Financial Times Deutschland hatte vorige Woche sogar von Berechnungen berichtet, die ein Minus von bis zu fünf Prozent erwarten ließen.

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ließ das seinerzeit unkommentiert.

Das entscheidende Datum für die Regierungsprognose ist der 23. April. An diesem Tag veröffentlichen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre neue Prognose. Am 29. April will dann die Regierung ihre offizielle Vorhersage vorstellen. Bislang geht sie von einem Minus von 2,25 Prozent aus.

Das Finanzministerium hatte in seinem Monatsbericht für das erste Quartal 2009 eine Beschleunigung der Negativentwicklung des Vorquartals von minus 2,1 Prozent vorausgesagt.

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