Konjunktur:Deutschland gerät an die Leistungsgrenze

Lesezeit: 2 min

Der Export läuft im Moment noch wie geschmiert, das Wachstum dürfte sich aber abschwächen. (Foto: obs/DMG MORI)
  • Die Bundesbank sagt für die kommenden Jahre ein etwas langsameres Wirtschaftswachstum voraus.
  • Niedrige Arbeitslosenzahlen und Lohnsteigerungen treiben demnach die Nachfrage im Inland an, das stützt die Konjunktur.
  • Zugleich dürften die Unternehmen eine überdurchschnittlich gute Auftragslage haben - weshalb die Arbeitskraft knapp werden könnte.

Von Stephan Radomsky

Der ganz große Boom dürfte zwar vorbei sein, die Stimmung ist trotzdem ausgezeichnet. Und warum auch nicht? "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem soliden Aufschwung", schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht - und daran wird sich nach Einschätzung der Währungshüter so schnell auch nichts ändern. Mit 1,8 Prozent soll die Wirtschaftsleistung demnach in diesem und im kommenden Jahr wachsen, etwas schwächer also als bisher vorausgesagt. 2018 soll das Plus dann bei 1,6 Prozent liegen und 2019 bei 1,5 Prozent.

Die positiven Aussichten spiegeln sich auch in den Erwartungen der Unternehmen wider: So stieg der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts zum Jahresende mit 111,0 Punkten auf den höchsten Stand seit Anfang 2014. Für die Studie werden regelmäßig rund 7000 Manager zur aktuellen Geschäftslage sowie den Aussichten für die kommenden sechs Monate befragt. "Die deutsche Wirtschaft legt einen Jahresendspurt hin", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Das liegt neben der noch starken Nachfrage aus dem Inland - in dieser Vorweihnachts-Woche beispielsweise rechnen Deutschlands Einzelhändler mit den höchsten Umsätzen der Geschichte - auch an der anziehenden Nachfrage aus dem Ausland. "Die deutschen Exporte dürften vorübergehend deutlich an Stärke gewinnen", heißt es in dem Bundesbank-Bericht ( PDF).

"Das Expansionstempo übersteigt damit in allen Jahren spürbar die Wachstumsrate des Produktionspotenzials", schreiben die Bundesbank-Experten allerdings auch. Was technisch klingt, dürfte in den kommenden Jahren spürbare Auswirkungen auf die Unternehmen und ihre Angestellten haben. Denn weil die Auftragsbücher voll und die Firmen überdurchschnittlich ausgelastet sind, dürfte Arbeitskraft immer knapper werden. Die Entwicklung gehe deshalb "mit zunehmenden Engpässen am Arbeitsmarkt einher", heißt es in dem Report weiter.

Investitionen
:Deutschland spart sich schwach

Der Wirtschaft geht es gut. Doch Straßen, Schienen und Schulen sind oft in schlechtem Zustand. Wieso werden die vielen Milliarden nicht investiert?

Von Catherine Hoffmann

Die Löhne steigen - die Preise auch

Was für die Unternehmen tendenziell ein Problem ist, weil sie wegen Personalmangels nicht weiter wachsen können, dürfte für die Beschäftigten derweil durchaus positive Folgen haben. Denn was knapp ist, wird auch gut bezahlt. Entsprechend rechnen die Bundesbanker mit höheren Lohnsteigerungen.

Höhere Löhne bedeuten in der Folge aber auch, dass die Preise wohl wieder deutlich kräftiger anziehen als zuletzt. So könnte die Inflation von 0,3 Prozent in diesem auf 1,4 Prozent im kommenden Jahr steigen, schätzen die Experten. 2018 könnte der Wert dann schon bei 1,7 und 2019 dann bei 1,9 Prozent liegen. Damit wäre die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angepeilte Teuerung von etwa zwei Prozent wieder erreicht, bei der die Währungshüter Preisstabilität sehen.

Staatliche Investitionen stützen die Wirtschaft

Auf Dauer so stark weitergehen dürfte es aber nach Einschätzung der Bundesbank nicht. Der anziehende Ölpreis könnte demnach die Kaufkraft der Verbraucher schmälern. Zugleich dürfte die "eher zögerliche Erholung des Welthandels" das Wachstum in den kommenden Jahren bremsen, auch wenn die Ausfuhren und in der Folge auch die Investitionen langsam weiter zulegen.

Eine Stütze für die Konjunktur wird dagegen nach Einschätzung der Bundesbanker der Staat sein. Dessen Investitionen dürften, so die Erwartung, bis einschließlich 2019 "merklich stärker" wachsen als die Wirtschaftsleistung insgesamt. So plane etwa der Bund höhere Ausgaben für Infrastruktur, außerdem sollten finanzschwache Gemeinden mehr Geld erhalten und viele Länder und Gemeinden dürften dank der relativ guten Haushaltslage mehr investieren. Dennoch dürften die staatlichen Etats auch künftig Überschüsse abwerfen - vorausgesetzt es kommt nicht zu neuen, großen Ausgabenprogrammen.

© SZ.de/sry - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Konjunktur
:Warum uns der Subventions-Rekord beunruhigen sollte

Die Subventionen sind höher als vor der Finanzkrise - dabei läuft die Wirtschaft gut. Das Problem ist, dass die Politik nicht ehrlich rechnet.

Kommentar von Nikolaus Piper

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: