Konjunktur:An der Leistungsgrenze

Konjunktur: SZ-Grafik

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Die deutsche Wirtschaft soll laut Bundesbank weiter wachsen, wenn auch langsamer. Die Arbeitskraft könnte durch diese Entwicklung knapp werden.

Von Stephan Radomsky

Der ganz große Boom dürfte zwar vorbei sein, die Stimmung ist trotzdem ausgezeichnet. Warum auch nicht? "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem soliden Aufschwung", schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht - und daran werde sich so schnell nichts ändern. Mit 1,8 Prozent soll die Wirtschaft dieses und kommendes Jahr wachsen, etwas schwächer also als bisher vorausgesagt. 2018 soll das Plus dann bei 1,6 Prozent liegen und 2019 bei 1,5 Prozent.

Auch die Unternehmen teilten den Optimismus. Der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts stieg auf den höchsten Stand seit Anfang 2014. Für die Studie werden 7000 Manager zur Lage sowie zu den Aussichten für die kommenden sechs Monate befragt. "Die deutsche Wirtschaft legt einen Jahresendspurt hin", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Das liegt neben der noch starken Nachfrage aus dem Inland - in dieser Vorweihnachtswoche beispielsweise rechnen Deutschlands Einzelhändler mit den höchsten Umsätzen der Geschichte - auch an der anziehenden Nachfrage aus dem Ausland. "Die deutschen Exporte dürften vorübergehend deutlich an Stärke gewinnen", heißt es in dem Bericht.

Ungetrübt ist die Freude der Bundesbanker allerdings nicht. "Das Expansionstempo übersteigt damit in allen Jahren spürbar die Wachstumsrate des Produktionspotenzials", schreiben sie. Das dürfte merkliche Auswirkungen auf Unternehmen und Angestellte haben: Wenn die Auftragsbücher voll und die Firmen überdurchschnittlich ausgelastet sind, wird Arbeitskraft immer knapper. Die Entwicklung gehe deshalb "mit zunehmenden Engpässen am Arbeitsmarkt einher". Für die Firmen kann das zum Problem werden, weil sie im Extremfall nicht weiter wachsen können. Die Beschäftigten profitieren. Denn was knapp ist, wird gut bezahlt - entsprechend rechnet die Bundesbank mit höheren Lohnsteigerungen.

In der Folge dürften dann auch die Preise anziehen. So könnte die Inflation von 0,3 Prozent in diesem auf 1,4 Prozent im kommenden Jahr steigen, schätzen die Experten. 2018 könnte der Wert schon bei 1,7 und 2019 dann bei 1,9 Prozent liegen. Damit wäre die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angepeilte Teuerung von etwa zwei Prozent wieder erreicht, bei der die Währungshüter Preisstabilität sehen.

Zugleich dürfte die "eher zögerliche Erholung des Welthandels" das Wachstum in den kommenden Jahren bremsen, auch wenn die Exporte und in der Folge auch die Investitionen langsam zulegen sollen. Als Konjunkturstütze erweise sich zudem der Staat, so die Bundesbank.

Dessen Investitionen sollen bis 2019 "merklich stärker" wachsen als die Wirtschaftsleistung insgesamt. Die "schwarze Null" in den Etats sei deshalb aber in den kommenden Jahren nicht in Gefahr - vorausgesetzt, es würden nicht noch neue große Ausgabenprogramme aufgelegt.

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