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Konjunktur:Der deutschen Industrie geht es so gut wie lange nicht mehr

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Viele Bestellungen und Großaufträge: Die Industrie hat den höchsten Zuwachs seit September 2021 erreicht.

Die Aufträge der deutschen Industrie sind im Dezember wegen der verbesserten Nachfrage aus dem Inland und der Euro-Zone so stark gestiegen wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die Bestellungen legten um 3,2 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Dank vieler Großaufträge wurde damit der höchste Zuwachs seit September 2021 erreicht. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 2,0 Prozent gerechnet.

Zudem fiel der Einbruch im November mit revidiert minus 4,4 (bisher: -5,3) nicht ganz so stark aus wie zunächst angenommen. Im Vergleich zum Dezember 2021 lag das Auftragsniveau allerdings um 10,1 Prozent niedriger. "Die Nachfrage beim verarbeitenden Gewerbe hat sich zum Jahresende 2022 wieder etwas stabilisiert", schreibt das Bundeswirtschaftsministerium. Das deute ebenso wie das verbesserte Geschäftsklima darauf hin, "dass die wirtschaftliche Abschwächung im Winterhalbjahr milder ausfallen dürfte".

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zufolge ist das kräftige Auftragsplus im Dezember vor allem als Gegenbewegung zum Einbruch im November zu sehen. "Der Trend weist bei den Auftragseingängen weiter klar nach unten", warnte Krämer vor zu viel Optimismus. "Das dürfte in den kommenden Monaten zunehmend auf die bislang recht stabile Industrieproduktion durchschlagen." Während der Pandemie waren Aufträge liegengeblieben, die danach abgearbeitet wurden. Dieser Schub werde abnehmen.

Dass die Lage schwierig ist, zeigt auch die Umsatzentwicklung: Die Einnahmen im verarbeitenden Gewerbe fielen im Dezember preisbereinigt um 1,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat, nachdem es im November noch zu einem Zuwachs von 2,5 Prozent gereicht hatte.

Exporteure rechnen mit neuem Schwung

Die Bestellungen aus dem Inland sind im Dezember um 5,7 Prozent zum Vormonat gewachsen, die aus dem Ausland erhöhten sich um 1,2 Prozent. Während die Nachfrage aus der Euro-Zone um 9,8 Prozent zunahm, sank das Neugeschäft mit dem restlichen Ausland um 3,8 Prozent. Die Aufträge für Investitionsgüter wie Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen stagnierten diesmal. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern gab es ein Plus von 9,7 Prozent. Die Bestellungen für Konsumgüter sanken um 3,3 Prozent. Die maue Weltkonjunktur, Materialmangel und die Energiekrise setzen der Industrie derzeit zu.

Allerdings blicken die Exporteure inzwischen so positiv nach vorn wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen kletterte im Januar den vierten Monat in Folge. "Die deutschen Exporteure hoffen auf neuen Schwung zu Beginn des Jahres", sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Ein Grund dafür ist China: Der wichtigste deutsche Handelspartner hat seine Null-Covid-Politik inzwischen beendet, was der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt neuen Schwung verleihen könnte. Davon wiederum dürfte auch die deutsche Industrie profitieren.

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