Süddeutsche Zeitung

Konjunktur:Deutsche Industrie produziert viel

Unerwartet gute Zahlen könnten der Konjunktur helfen. Ökonomen betonen, dass die Produktion mit den jüngsten Zuwächsen seit April mehr als drei Viertel des Corona-bedingten Einbruchs wettgemacht habe.

Die deutsche Industrie ist mit Rückenwind in den Teil-Lockdown gegangen. Die Produktion legte im Oktober unerwartet deutlich zu. Sie wuchs damit den sechsten Monat in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Auftragsbücher hatten sich im Oktober ebenfalls deutlich gefüllt. Ökonomen rechnen daher damit, dass die Industrie einen Teil des erwarteten Wirtschaftseinbruchs zum Jahresende infolge der neuen Einschränkungen im Kampf gegen steigende Infektionszahlen ausgleicht. Die deutsche Industrie könnte nach zwei Jahren im Abschwung in den kommenden Monaten wieder zu einer Stütze der Konjunktur werden, erläuterte Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am Institut für Weltwirtschaft. Die Produktion habe mit den jüngsten Zuwächsen seit April mehr als drei Viertel des Corona-bedingten Einbruchs wettgemacht.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Gesamtproduktion im Oktober gegenüber dem Vormonat um 3,2 Prozent. Analysten hatten im Mittel nur einen Zuwachs um 1,6 Prozent erwartet. In der Autoindustrie fiel der Anstieg besonders stark aus. In der größten Branche des Verarbeitenden Gewerbes legte die Fertigung im Oktober um 9,9 Prozent im Monatsvergleich zu.

Die Entwicklung mache Hoffnung, "dass sich das Minus beim realen Bruttoinlandsprodukt trotz der Einschränkungen im Dienstleistungssektor in Grenzen halten wird", kommentierte Commerzbank-Konjunkturexperte Ralph Solveen. Ähnlich sah das Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Deutschland der ING Bank. Mittlerweile sei die Industrie die größte Hoffnung gegen ein erneutes Schrumpfen der deutschen Wirtschaftsleistung. Seit dem Sommer habe sich das verarbeitende Gewerbe vom Bereich Dienstleistungen abgekoppelt, der nach wie vor durch die Corona-Krise belastet werde.

Im Jahresvergleich zeigen sich nach wie vor Folgen der Krise. So lag die Produktion im Oktober um 3,0 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

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SZ vom 08.12.2020 / dpa
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