Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Sanieren und Kunden gewinnen

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Personalwechsel sind Dieter Rampls Sache nicht. Der HypoVereinsbank-Chef arbeitet lieber mit bewährten und vor allem ihm vertrauten Kollegen zusammen. Dass er jetzt doch eine große Lösung sucht und drei von bald sieben Vorstandsposten neu besetzen will, hat mehrere Gründe.

Von Simone Boehringer

Die Hoffnung auf bessere Zeiten beim zweitgrößten Geldhaus der Republik bleibt dabei eher vage.

Rampls Gründe im einzelnen: Die HVB muss zuerst und vor allem im Kerngeschäft mit Privat- und Firmenkunden dringend profitabler werden.

Schafft sie dies nach mehreren erfolglosen Versuchen auch 2005 nicht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie zum billigen Übernahmeziel für die Konkurrenz wird.

Zu viele Altlasten

Bislang haben sich Aufkäufer zurückgehalten mit dem Argument, die Bank habe noch zu viele Altlasten zu bereinigen und Personal abzubauen.

Aber spätestens wenn das angekündigte nächste Sparprogramm greift, muss dies direkt auf die Erträge in der Deutschland-Sparte durchschlagen. Nur dann kann der Aktienkurs deutlich steigen und externe Bieter abschrecken.

Gleichzeitig müssen die neuen Konzernvorstände Christine Licci und Johann Berger das Kunststück schaffen, zu sanieren, ohne dass es den vier Millionen HVB-Kunden auffällt.

Das Ziel Neukunden

Der Konkurrenzkampf tobt; alle Wettbewerber haben das Ziel, kurzfristig Neukunden zu gewinnen.

Grund Nummer zwei: Rampl will die erfolgreiche Tochter Bank Austria, die derzeit rund 60 Prozent der Börsenbewertung der HVB ausmacht, enger an die Mutter binden.

Was der Fusionsvertrag formal kaum möglich macht, sollen die richtigen Personen in entsprechender Stellung richten. Statt des operativ erfolgreichen, aber harten Sparkommissars Gerhard Randa soll demnächst der Rampl-Vertraute Michael Mendel das Geschäftsfeld Österreich und Osteuropa leiten.

Wende bislang nicht geschafft

Mendel hat Verdienste im Firmenkundengeschäft und ist beliebt bei vielen BA-CA-Mitarbeitern. Die Wende im Privatkundensegment hat er bisher als Deutschland-Chef nicht geschafft.

Das Argument der notwendigen Verjüngung der HVB-Chefetage schließlich, mit dem Rampl dem Umbau des Vorstands verkauft, klingt elegant, ist aber zweitrangig.

Kein Wert an sich

Anders als im Sport ist Jugend im Wirtschaftsleben kein Wert an sich. Die neuen Leute in der Führungsriege passen sicherlich gut auf ihre Stellenbeschreibung.

Wenn sie die Hoffnungen erfüllen, kann die Bank länger mit ihnen planen, was der Ruhe und Konzentration aller auf das Kerngeschäft dient. Wenn nicht, wird auch der 57-jährige Rampl Mühe haben, seinen bis 2007 laufenden Vertrag erfüllen zu dürfen.

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Quelle:
SZ vom 30.11.04
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