Umbau in Frankfurt:Für die Deutsche Bank geht's jetzt erst los

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Den Beschäftigten in den Frankfurter Doppeltürmen der Deutschen Bank steht ein aufregender Herbst bevor: Ihr neuer Chef John Cryan muss das Institut umbauen. (Foto: REUTERS)

Die Börse begrüßt den Großumbau der Deutschen Bank. Das ist schön für Vorstandschef Cryan - die eigentliche Arbeit aber steht ihm noch bevor.

Kommentar von Harald Freiberger

Die Börse hat den Kurswechsel des neuen Deutsche-Bank-Chefs John Cryan schon einmal abgenickt: Die Aktie des größten deutschen Geldhauses war am Montag der größte Gewinner unter den großen deutschen Börsenwerten. Diese Tatsache ist nicht zu unterschätzen, schließlich ist die Zustimmung der Investoren für die Deutsche Bank von zentraler Bedeutung. Bleibt sie aus, ist alles nichts. Das zeigte sich im Mai, als das alte Führungsduo mit Anshu Jain und Jürgen Fitschen seine neue Strategie bekannt gab. Danach brach die Aktie weiter ein. Die Investoren nahmen der alten Führung nicht ab, dass sie die Wende schaffen würde. Wenige Wochen später war die alte Führung weg.

Wenn die Börse Cryans Strategie nun zustimmt, ist dies ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass man ihm zutraut, die Bank aus der Krise zu führen. Vertrauen ist der Anfang von allem, wie ein schöner Werbespruch der Deutschen Bank lautet. Es ist aber auch nicht mehr, denn die eigentliche Arbeit steht Cryan noch bevor.

Erst das Personal, jetzt die Inhalte

Der Brite hat in den gut drei Monaten, in denen er an der Spitze des Instituts steht, einiges bewegt. Er wechselt nun Vorstände aus, die zu eng mit der Ära Jain verknüpft waren. Der personelle Neuanfang ist die Voraussetzung für die Wende zum Besseren. Der inhaltliche Neuanfang muss noch folgen. Das kann man Cryan zwar nicht zum Vorwurf machen, weil der Termin für die Ausformulierung der Strategie erst in der kommenden Woche angesetzt ist. Erst dann wird sich aber zeigen, ob die Investoren seine Strategie wirklich goutieren.

Die Aufgabe ist gewaltig. Bisher steht nur fest, dass sich die Deutsche Bank wieder stärker ihren Kunden zuwenden will, vor allem den Unternehmen und ihren Bedürfnissen. Dazu wird das Investmentbanking umgebaut. Sein Kern besteht künftig in Dienstleistungen rund um die Finanzierung von Unternehmen, über Anleihen oder über Aktien. Hinzu kommt der Bereich Zahlungsverkehr, dessen Leistungen ebenfalls weitgehend Unternehmen zugute kommen.

Der Wertpapierhandel muss noch beschnitten werden

Davon abgetrennt wird künftig der klassische Handel mit Wertpapieren, also die ureigene Domäne von Ex-Chef Anshu Jain, der diesen Bereich für die Deutsche Bank groß machte, mit ihm über Jahre Milliarden verdiente, aber auch Milliarden-Risiken anhäufte, die das Institut in den letzten Jahren maßgeblich in die Krise führten.

Die Abspaltung dieser Sparte war nötig. Was noch aussteht, ist ihre Beschneidung. Jain verschonte seine alten Kumpel weitgehend in den drei Jahren, in denen er an der Macht war. Dabei ist der Handel mit Wertpapieren für Großbanken besonders teuer geworden, weil die Regulierer fordern, dass riskantes Geschäft mit mehr Kapital unterlegt werden muss. Jain glaubte zu lange, dass er dieses Geschäft immer so weiter betreiben kann, wie er es gelernt hatte - ein teurer Fehlglaube, der die Bank noch tiefer in die Krise stürzte.

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Von Harald Freiberger

Cryan muss in der nächsten Woche zeigen, dass er gewillt ist, vor allem in diesem Bereich zu sparen. Das ist umso schwerer, als er nicht so unbelastet ist, wie es manchmal wirkt. Der Brite saß schon seit einiger Zeit im Aufsichtsrat der Bank, er spielte dort eine zentrale Rolle. Und er nickte zum Beispiel ab, dass viele Angestellte, gerade Investmentbanker, jetzt ein deutlich höheres Fixgehalt bekommen als noch vor zwei Jahren. Die EU schrieb Großbanken nämlich vor, dass der Bonus nicht höher sein darauf als das Festgehalt. Als Antwort darauf stiegen 2014 die Fixgehälter für 1100 Angestellte um 300 Millionen Euro. Das ist nun nicht gerade das, was man unter Sparen versteht.

Weniger Kosten - aber auch neue Einnahmen

Die Kosten zu senken, ist nur eine Aufgabe des neuen Chefs. Gleichzeitig gilt es, der Deutschen Bank neue Ertragsquellen zu erschließen, und das in einem Umfeld, in dem die Trauben nicht mehr niedrig hängen. Das betrifft das Investmentbanking, aber genauso das Geschäft mit privaten Kunden.

Wie für alle Großbanken stellt sich für Cryan die Frage, woher die Erträge kommen sollen, mit denen er das teure Filialnetz finanzieren und Gewinne erwirtschaften muss. Zu Zeiten von Jain-Vorgänger Josef Ackermann hieß es immer, wenn alles gut laufe, sei die Bank für einen Jahresgewinn von zehn Milliarden Euro vor Steuer gut. Von dieser Marke ist die Deutsche Bank für lange Zeit weit entfernt.

Eine der Aufgaben Cryans wird es sein, den Investoren eine neue Bescheidenheit zu verkaufen. Ob die das auch so gut finden wie die jüngste Ankündigung, dass das Personal ausgewechselt wird, daran sind Zweifel erlaubt.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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