Kommentar:Geiz ist nicht geil

Autos gehören zu den Dingen des Lebens, die die Menschen besonders faszinieren. Mit ähnlicher Begeisterung aber denken Pkw-Käufer wie -Manager darüber nach, ob die begehrten Vehikel nicht viel billiger sein müssten.

Von Karl-Heinz Büschemann

Immer wieder geistern Pläne für Billigautos durch die Medien. Renault baut in Rumänien ein 5000-Euro-Fahrzeug. Volkswagen will den Kleinwagen Fox auf der Lupo-Basis aus Brasilien nach Deutschland holen und für weniger als 10.000 Euro anbieten. Und jetzt behauptet ein VW-Manager, ein so günstiges Fahrzeug müsse sich auch in Deutschland bauen lassen.

Das klingt gut. Wen würde es nicht freuen, wenn Autos für weniger Geld zu haben wären als bisher. Aber zunächst sei eine Bemerkung erlaubt: Besagter VW-Manager wollte wohl eher den eigenen Arbeitern eine Botschaft zukommen lassen und weniger den neugierigen Kunden.

Tarifstreit

Die VW-Werker stehen vor einem harten Tarifkampf. Sie verlangen vier Prozent mehr Lohn, der Konzern will eine Nullrunde. Da empfiehlt es sich aus Management-Sicht, den Gewerkschaften klarzumachen, dass für höhere Löhne kein Platz ist, wenn auf dem Automarkt die Preise auf Talfahrt sind.

Richtig ist indes, dass viele Kunden aufs Geld schauen, um Rabatte feilschen und sich häufig für günstige Autos entscheiden. Der Vormarsch von Billigmarken aus Korea auf dem deutschen Markt ist ein Indiz für diese neue Sparsamkeit.

Geiz ist nicht geil

Zutreffend ist aber auch, dass die deutschen Massen-Hersteller sich gerne verhalten wie Luxusautobauer und ihre Polos, Astras oder Mondeos mit einer so absurd anmutenden Vielfalt von Motorvarianten und mit so unterschiedlichen Ausstattungen anbieten, dass die Produktion billiger wäre, wenn die vom Band laufenden Autos ähnlicher wären.

Und sei es mit Kredit

Doch dem stehen die Kunden entgegen, die sich in Deutschland und anderswo weiter für die teuren Modelle entscheiden - und sei es mit Kredit. Die Hersteller wundern sich selbst über die hohe Zahl von Mittelklasse- oder Kleinwagen, die mit allem denkbaren Schnickschnack bestellt werden.

Geiz ist beim Autofahren nicht immer geil. Das beste Preis-Leistungsverhältnis liefert in Europa die russische Marke Lada. Trotzdem findet sie nur wenig Käufer. In Deutschland wurden 2004 von dieser Rustikalmarke nur knapp 700 Exemplare zugelassen.

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