Kommentar:Der strenge Kommissar

Eu-Kommissar Mario Monti steht bei Mircrosoft vor einer herkulischen Aufgabe, an der schon die Vereinigten Staaten gescheitert sind. Seine Bemühungen haben Respekt verdient - Erfolg garantiert ihm diese aber noch lange nicht.

Von Alexander Hagelüken

Es ist die alte Geschichte vom Unternehmer, der durch neuartige Produkte oder brillantes Marketing die Märkte aufrollt. Microsoft-Chef Bill Gates ist vom Garagentüftler zum mutmaßlich reichsten Mann der Erde geworden. Er hat mit anderen einen Wirtschaftszweig geschaffen, dessen heutige Bedeutung sich vor 25 Jahren kaum einer vorstellen konnte. Die Softwarebranche sichert heute viele zehntausend gut bezahlte Jobs - und widerlegt die Befürchtung, dem Kapitalismus gehe irgendwann die Arbeit aus.

Darf man so einem Mann ins Handwerk pfuschen? Ja, sagt EU-Wettbewerbshüter Mario Monti, man muss sogar. Microsoft wird seit Jahren vorgeworfen, Konkurrenten unfair aus dem Geschäft zu drängen. Die Vereinigten Staaten drohten dem Multi einst sogar mit der Zerschlagung, heraus kam nur eine milde Sanktion.

Monti will die Entkoppelung

Monti ist nun konsequenter. Er will verhindern, dass Microsoft sein Starprodukt Windows immer wieder mit anderen Programmen koppelt - und so den Anbietern von Konkurrenz-Anwendungen jede Chance nimmt, weil Kunden automatisch zu Windows greifen. So könnte Microsoft auf einem Softwaremarkt nach dem anderen zum Monopolisten werden, was die Innovationen anderer verhindert und die Preise für die Kunden hochtreibt.

Monti verlangt deshalb eine stärkere Trennung von Windows und anderen Programmen. Dies wird Gates´ Unternehmen stärker treffen als eine Geldstrafe von einigen hundert Millionen Euro, die sich bei einem Gewinn von zuletzt zehn Milliarden Dollar verschmerzen lässt. Doch reicht Montis Strategie wirklich aus, um Wettbewerb in der Softwarebranche zu gewährleisten?

Kampf um komplexe Produkte

Staatliche Konkurrenzwächter haben im Technologiesektor stets zwei Probleme. Zum einen wandeln sich Produkte und Bedingungen so schnell, dass ein Urteil nach Jahren der Untersuchung oft wie eine Fußnote zu längst geschlagenen Schlachten wirkt. Zum anderen fällt es den Wettbewerbsjuristen schwer, die technologischen Feinheiten zu beurteilen, die über Sieg oder Niederlage am Markt entscheiden können.

Monti hat in jedem Fall Respekt verdient. Wie im Fall General Electric hat er einem Weltkonzern getrotzt, ohne politische Pressionen zu fürchten. Montis wahre Herausforderung aber kommt noch. Microsoft dürfte ihn vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen, der dem Italiener in der Vergangenheit bittere Niederlagen zugefügt hat. Schlamperei bei den Untersuchungen wäre unverzeihlich - Montis Leute haben sich ja fünf Jahre Zeit genommen.

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