Das Armband, das den Schlaganfall-Patienten vor einer möglichen neuen Attacke warnt. Das vernetzte Blutzucker-Messgerät, das die Eltern des an Diabetes erkrankten Kindes auf dem Laufenden hält - es gibt viele Beispiele dafür, warum es sinnvoll, ja sogar lebensrettend sein kann, Körperdaten zu überwachen und zu sammeln.
Die erhobenen Daten sind sensibel, das Missbrauchspotenzial ist hoch
In den erfassten Informationen lassen sich Muster erkennen, die auf Probleme beim Einzelnen hindeuten. Aber auch die Allgemeinheit kann profitieren, wenn sich aus vielen Einzelmustern generelle Tendenzen herausschälen. Die Technik dazu wird ständig verbessert. Wofür früher komplizierte, große und teure Gerätschaften nötig waren, reicht heute oft schon ein mit Elektronik bestücktes Pflaster.
Jedoch: Blutwerte, Stresslevel, Herzrhythmus - sensibler können die dabei erhobenen Daten kaum sein. Was Sensoren aller Art sammeln und was in Rechenzentren aus den Rohdaten gelesen wird, birgt ein gewaltiges Missbrauchspotenzial. Wie soll eine Gesellschaft damit umgehen, wenn schon die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte nicht vorankommt? Wer vermeiden will, dass die unbestreitbaren Vorteile der Vermessung des Menschen von Datenschutzbedenken zunichte gemacht werden, muss diese Bedenken von vorneherein berücksichtigen - sie sind nur allzu berechtigt.
Arbeitgeber und Versicherungen haben Interesse an Kundendaten
Viele warten bloß darauf, an diese Daten zu gelangen. In den USA ist es bei vielen Arbeitgebern bereits üblich, die Mitarbeiter zum Tragen etwa eines Fitness-Armbandes zu verpflichten - weil es so Rabatte für die Versicherungsprämien gibt. Auch in Europa denken die Versicherungen über solche Angebote nach, Krankenversicherer ebenso wie Autoversicherer, die gerne das Fahrverhalten ihrer Kunden überwachen möchten. Und eine wichtige Zukunftsfrage wird sein, wie lange man sich solchen Avancen wird entziehen können und zu welchen Kosten.
Für eine wachsende Gruppe von Menschen ist das schon heute keine Frage mehr. Sie tragen schon längst smarte Uhren oder Mess-Armbänder, die von Herzschlag übers absolvierte Sportpensum bis hin zur Qualität des nächtlichen Schlafs alles protokollieren und in irgendwelchen Rechenzentren speichern. Allein das ist schon ein Risiko. Das viel größere aber liegt darin: Je mehr man misst, den Menschen als bloßen Datenlieferanten betrachtet, desto mehr entfremdet man sich auch vom eigenen Körper. Anstatt auf dessen Signale zu hören, guckt man auf seine Hightech-Uhr. Die übrigens nicht immer zuverlässig misst. Und der Spaß an Sport und Bewegung weicht Tabellen und Statistiken.