Luftfahrt:Der Staatskredit für Condor ist ein Unding

Flughafen München

Condor verfügt über eine teilweise veraltete Flotte, besondere auf der Langstrecke sind alte, kerosinfressende Boeings unterwegs.

(Foto: dpa)

Die Hilfe für die Fluggesellschaft konterkariert den Klimapakt und ermöglicht Billigtickets. Und das, obwohl Condor am Ende vielleicht nicht einmal überlebt.

Kommentar von Caspar Busse

Für knapp zehn Euro innerhalb von Europa fliegen, für weniger als hundert Euro in die Sonne - das ist gerade jetzt im Herbst, wenn die Fluggesellschaften ihre Maschinen voll bekommen wollen, keine Seltenheit. Manchmal kann die Taxifahrt zum Flughafen teurer kommen als das Flugticket. Kann das vernünftig sein? Ist Fliegen zu billig?

Ja, sagen viele, inzwischen auch Politiker. CSU-Mann Alexander Dobrindt schlug sogar vor, den Airlines Mindestpreise vorzuschreiben. Im Rahmen des Klimapakets soll nun zunächst die Luftverkehrsabgabe deutlich erhöht, Flüge so künstlich verteuert werden. Das Ziel aller Bemühungen: Die Menschen sollen weniger und bewusster fliegen, um das Klima zu schützen.

Warum nur rettet die Bundesregierung dann gleichzeitig ausgerechnet eine Ferienfluggesellschaft? Condor, durch die Pleite der Muttergesellschaft Thomas Cook höchst gefährdet, erhält einen staatlich verbürgten Überbrückungskredit über 380 Millionen Euro - viel Geld. Jetzt hat die EU-Kommission die Hilfe genehmigt. Die fatale Folge: Mit der Unterstützung aus Berlin im Rücken wirbt Condor mit Schnäppchenpreisen (für knapp 30 Euro nach Mallorca!), zum Ärger der Konkurrenten, die damit schlicht unterboten werden und vielleicht nachziehen müssen, und zum Unmut mancher Politiker. Die FDP warnt bereits vor einer "Wettbewerbsverzerrung mit Staatsknete". Auch Wirtschaftswissenschaftler kritisieren die Subvention, mit der ein Unternehmen künstlich am Leben gehalten wird und Konkurrenten geschädigt werden.

Die Kritik ist richtig, der Staatskredit ist ein Unding - auch weil damit die Bemühungen des Klimapakts konterkariert werden. Condor verfügt zum Beispiel über eine teilweise veraltete Flotte, besondere auf der Langstrecke sind alte, kerosinfressende Boeings unterwegs.

Es ist ungewiss, ob das Geld wirklich zurückgezahlt wird

Aus Sicht des Managements von Condor ist das Verhalten natürlich schlüssig: Nach der Pleite von Thomas Cook bleiben viele Passagiere weg, die Maschinen fliegen nun halb leer und müssen um jeden Preis gefüllt werden, damit Condor über das schwache Herbstgeschäft kommt. Auch andere Airlines machen das übrigens in Flautezeiten so. Für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier mag sein Vorgehen ebenfalls plausibel sein: Er will ein deutsches Traditionsunternehmen mit knapp 5000 Jobs retten und auch in Zukunft für Wettbewerb am deutschen Himmel sorgen. Es ist aber ungewiss, ob das Geld wirklich zurückgezahlt wird.

Denn es ist noch gar nicht klar, ob Condor auch wirklich überleben wird. Nach der Vorgabe der EU muss das Unternehmen die Beihilfe innerhalb von sechs Monaten zurückzahlen oder ein schlüssiges Konzept zur Fortführung des Betriebs vorlegen. Doch wie soll das aussehen? Es ist angesichts der Überkapazitäten am europäischen Flugmarkt kaum vorstellbar, dass eine andere Fluglinie das Risiko eingeht und Condor als Ganzes übernimmt. Sollte aber ein Finanzinvestor einsteigen, könnte der versucht sein, mit Dumpingpreisen Marktanteile zu gewinnen. Und es wäre auch nur eine Lösung auf Zeit, bis der Investor wieder aussteigt. Unklar ist auch, wie erfolgreich Condor in der Vergangenheit wirklich war, war die Airline doch Teil des siechen Thomas-Cook-Konzerns - und der wollte die Airline bis zuletzt in seiner Not verkaufen und hat sie deshalb möglicherweise schöner gemacht als sie vielleicht wirklich ist.

Dabei hätte die Politik durchaus gewarnt sein können: Denn erst 2017 hatte die Bundesregierung der damals insolventen Air Berlin einen staatlich verbürgten Kredit gewährt, um den Verkauf zu ermöglichen und so Jobs zu sichern. Die Folge: Eurowings (Lufthansa), Easyjet und Laudamotion (Ryanair) teilten Air Berlin weitgehend unter sich auf. Tui-Chef Friedrich Joussen schätzt, dass diese Geschäfte im Jahr jetzt einen Verlust von zusammen einer halben Milliarde Euro machen, mehr als Air Berlin zuvor. Die Konkurrenz ist groß, die Preise niedrig. Flüge zwischen München und Berlin sind günstiger als eine Zweite-Klasse-Bahnfahrt. Das Problem: Flugpreise orientieren sich nicht an den wahren Kosten oder gar an der Umweltbelastung, sondern an der Konkurrenz - koste es, was es wolle.

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Die Ferienfluggesellschaft Condor erhält einen staatlich verbürgten Überbrückungskredit über 380 Millionen Euro. Nun wirbt Condor mit Schnäppchenpreisen, zum Ärger der Konkurrenten und zum Unmut mancher Politiker.

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