Elon Musk:Teslas Börsen-Rückzug ist eine dumme Idee

Tesla - Model 3

Der Elektroautobauer Tesla ist mit rund 53 Milliarden Euro an der Börse fast genau so wertvoll wie BMW.

(Foto: dpa)

Elon Musk ist genervt von kritischen Investoren, doch er irrt gewaltig. Er hat seinen Aktionären viel zu verdanken - denn sie finanzieren Teslas Verluste.

Kommentar von Caspar Busse

Einigen Manager dürfte Elon Musk wahrscheinlich aus dem Herzen sprechen, wenn er immer wieder die Renditegier der Wall-Street-Investoren und das atemlose Kurzfristdenken der Börse anprangert. Der Gründer und Chef des Elektroautoherstellers Tesla aus Kalifornien macht aus seiner Abneigung gegen den Aktienmarkt keinen Hehl. Kritik, die ihm und seiner Firma entgegenschlägt, kann er auch gar nicht leiden. Beharrliche Nachfragen zur Firmenstrategie und zu seinen (oft ziemlich schlechten) Geschäftszahlen kanzelt er schon mal genervt als "langweilig" und "nicht cool" ab, seriöse Medien meidet er, Interviews gibt er nur sehr wenige. Und womöglich denkt mancher Vorstand einer börsennotierten Firma auch schon mal so wie Musk, öffentlich ausgesprochen hat es aber kaum einer.

Elon Musk zumindest zieht die Konsequenzen und hat nun mitgeteilt, dass er einen Rückzug vom Aktienmarkt prüft - passenderweise auch noch per Twitter und nicht auf einem offiziellen Kanal. Nur so könne Tesla auf die "langfristige Mission fokussiert bleiben", sagt er - und die heißt: Wichtigster Hersteller von Elektrofahrzeugen auf der Welt zu werden und die etablierte Konkurrenz von BMW über Daimler bis Toyota aus dem Feld schlagen. Musk, so lautet die deutliche Botschaft, will künftig ungestört von lästigen Aktionären arbeiten, die ihm eh nur Böses wollen.

Aber genau hier irrt der Tesla-Gründer gewaltig. Die Börse ist nicht böse, sondern effizient. Was im Alltag vielleicht manchmal etwas mühsam, lästig oder auch brutal erscheinen kann, ist im Grundsatz gut und richtig. Die Aktionäre als (Mit-)Eigentümer üben eine sinnvolle Kontrolle über das Unternehmen aus, sie sollen und müssen genau hinterfragen und prüfen, was mit ihrem Geld geschieht. Sie fungieren als wichtiges Regulativ, ein Unternehmer oder Firmenchef kann eben nicht selbstherrlich schalten und walten, wie er will, wenn es noch andere Eigentümer gibt.

Natürlich gibt es auch berechtigte Kritik an den Börsen und ihren Usancen, besonders in den USA. Oft wird zu stark auf einen kurzfristigen Erfolg gesetzt und die langfristige Strategie dabei vernachlässigt. Investoren rechnen manchmal lieber mit einem rasanten Gewinn oder setzen das Management unter zu großen Druck. Spekulanten, die wie im Kasino agieren und nur auf einen schnellen Auf- oder Abschwung setzen, können den Kurs verzerren. Die großen Fonds, die mit Aktienkäufen lediglich wichtige Indizes nachbilden und zuletzt so in Mode gekommen sind, interessieren sich gar nicht mehr für die einzelne Firma. All das ist nicht gut.

Trotzdem: Hilfreich ist die Börse besonders für junge, hoffnungs- und wachstumsträchtige Firmen, denn die bekommen dort das Kapital, das ihnen zum Beispiel von Banken verweigert wird. Am Aktienmarkt werden ja nicht nur die Aktien gehandelt, sondern vor allem auch Hoffnungen. Davon hat nicht zuletzt und ganz besonders Tesla profitiert. Die stets loyalen Aktionäre haben Musk für sein ambitioniertes Unterfangen die Milliarden zur Verfügung gestellt, mit denen er dann die Fahrzeuge entwickelt und die Produktion hochgezogen hat. Sie finanzieren bis jetzt die anhaltend hohen Verluste des Unternehmens.

Ein Rückzug von der Börse wäre für BMW schon eher sinnvoll

Viele große Unternehmen sind an der Börse notiert, manche haben bestimmende Großaktionäre, die Aktien anderer sind wiederum breit gestreut. Alle aber müssen sich wichtigen Regeln unterwerfen, für Transparenz nach innen und außen sorgen, laufend Zahlen veröffentlichen, eine funktionierende Unternehmensführung einrichten - und sich kritische Fragen gefallen lassen. Das ist sowohl für Aktionäre als auch für Unternehmen gut.

Tesla ist mit rund 53 Milliarden Euro an der Börse fast genau so wertvoll wie BMW. Dabei verkaufen die Münchner zwei Millionen Fahrzeuge im Jahr und machen deutliche Gewinne, Tesla dagegen produzierte zuletzt nur 100 000 Stück mit hohen Verlusten. Die Anleger setzen darauf, dass die Kalifornier das Produkt der Zukunft haben und sich irgendwann auch gegen BMW durchsetzen werden - Prinzip Hoffnung eben. Gerade deshalb lohnt sich ein sogenanntes Delisting, also der Rückzug von der Börse und der Aufkauf aller Aktien, für Tesla nicht.

Interessanterweise wäre so ein Schritt für BMW schon eher sinnvoll, da das Unternehmen solide ist, an der Börse tendenziell als unterbewertet gilt und auch noch auf großen Reserven sitzt. Aber einen solchen Schritt haben die beiden Großaktionäre, Susanne Klatten und Stefan Quandt, bislang öffentlich nicht einmal erwogen - und schon gar nicht auf Twitter.

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