Kommentar:Ärgerliche Ziele

Siemens-Chef Joe Kaeser hat das Ziel für 2015 hoch gesteckt: eine Industriemarge von zehn bis elf Prozent. Die ist noch nicht erreicht.

Von Christoph Giesen

Siemens muss sich noch anstrengen, um die selbstgesteckten Ziele für dieses Jahr noch zu erreichen. Rechnet man die industrielle Marge der vergangenen drei Quartale zusammen, liegt der Konzern derzeit bei 9,6 Prozent. Analysten und Aktionären hatte Siemens-Chef Joe Kaeser jedoch versprochen, am Ende des Geschäftsjahres irgendwo zwischen zehn und elf Prozent zu landen. Im Schlussquartal muss Siemens also deutlich über elf Prozent liegen, um die Schwäche in den vergangenen neun Monaten wettzumachen. Gelingt das nicht, wäre es eine empfindliche Niederlage.

Kaum verwunderlich ist es also, dass der Vorstandschef vom kommenden Geschäftsjahr an die Margenziele lieber ganz einmotten und sich nur noch am Gewinn pro Aktie messen lassen möchte. Kaum eine Messgröße lässt sich einfacher beeinflussen. Verkauft Siemens einen Unternehmenszweig, wie zuletzt die Haushaltsgerätesparte oder das Hörgerätegeschäft, verbucht der Konzern im Nu hohe Gewinne. Ebenfalls spielt es Kaeser in die Karten, dass seit seinem Amtsantritt ein Aktienrückkaufprogramm läuft. So werden die gehandelten Papiere verknappt und der Gewinn pro Aktie fällt üppiger aus.

Ein schalen Beigeschmack hat dieser Schwenk, sollte er denn tatsächlich kommen, allerdings schon. Noch als Finanzvorstand war Kaeser maßgeblich daran beteiligt, Siemens ein Margenziel von zwölf Prozent aufzubürden. Als sich dann aber abzeichnete, dass diese Vorgabe zu optimistisch war, gab das Management eine Gewinnwarnung heraus, kassierte die Prognose - und Kaesers Vorgänger Peter Löscher musste gehen.

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