Kolumne: Bei uns in Frankfurt:Roter Teppich für Radler

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Die Metropole am Main hat viele Attribute. Was noch fehlt, ist die Radlerstadt. Doch der Weg dahin ist lang.

Von Markus Zydra

Neulich mimte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) den ambitionierten Klimaschützer. Die Stadt brauche "mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs", las man im Manuskript seiner Rede, die der Politiker zur Eröffnung der Automesse IAA zwar nicht gehalten, deren Inhalt die Öffentlichkeit aber dennoch erreicht hat - doch das ist eine andere Geschichte. In diesem Zusammenhang ist es viel wichtiger zu erwähnen, dass Feldmann in seiner Aufzählung die Fahrräder vergaß. Das war ein schwer erklärlicher Fauxpas, hat doch die Stadt den Radlern gerade den roten Teppich ausgerollt. So muten die mit frisch markierten Schutzstreifen versehenen Zweiradwege im Kreuzungsbereich Alte Brücke/Schöne Aussicht zumindest an. Der Farbtupfer an der viel befahrenen Kreuzung soll aus Sicht der Politiker deutlich machen, dass Frankfurt eine "Fahrradstadt" wird. Ein vortreffliches Ziel, aber richtig: Da hätte man früher drauf kommen können. Bis heute ist es für Zeitgenossen mit stetem Frischluftbedarf ein gefährlicher Graus, durch die Stadt zu radeln. Die Fahrradtrassen sind schlecht markiert, oft enden sie unvermittelt. Die Autos passieren die Pedaleure ohne Sicherheitsabstand, was die Unfallgefahr erhöht. Radler müssen sich ihren persönlichen Schleichweg komponieren, um sicher ans Ziel zu kommen. Dieser Missstand soll behoben werden durch den Neu- und Ausbau von 45 Kilometern Radweg in der Stadt. Die Radler bekommen mehr Platz, dazu werden die bestehenden Wege verbreitert. Auf der von Autos viel befahrenen Bockenheimer Landstraße soll dafür sogar eine (Auto)-Fahrspur wegfallen. Respekt!

Bevor man dieser politischen Entscheidung voreilig den prinzipiell verdienten Respekt zollt, darf der Hinweis nicht fehlen, dass es die Bürger der Stadt waren, die mit 40 000 Unterschriften den notwendigen Druck erzeugten, endlich mehr zu tun für Fahrradfahrer. SPD, Grüne und CDU hatten das in den vergangenen Jahren nicht hingekriegt - aller Stauprobleme und Umweltschutzdebatten zum Trotz. Frankfurt ist in der Welt bekannt als "Europastadt", "Goethestadt" und "Bankenstadt" - doch zur "Fahrradstadt" fehlt noch einiges. Die 45 Kilometer Radweg klingen vielleicht üppig, aber schon der Blick ins dänische Kopenhagen zeigt, wie lang der Weg noch ist. Dort beträgt das städtische Radwegnetz stolze 400 Kilometer.

© SZ vom 25.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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