Am Wochenende liefen die Telefone heiß zwischen Galeria Kaufhof in Köln und dem Mutterkonzern HBC, der Hudson's Bay Company in Kanada. Eine Telefonkonferenz folgte der anderen, die Teilnehmerzahl wuchs bis auf 20. Jerry Storch war dabei, der Chef von HBC, und natürlich auch Wolfgang Link, der Kaufhof-Vorstandsvorsitzende. "Was ist da los in Germany?", war die Frage, die seit Kurzem alle aufreibt. Vor wenigen Tagen hatte der Warenkreditversicherer Euler Hermes seine Kreditlinien für Kaufhof-Lieferanten um 80 Prozent gekürzt. Eine Nachricht mit möglicherweise weitreichenden Folgen.
Keine Frage: Galeria Kaufhof ist in einer Krise. Das Unternehmen, bereits 1879 gegründet, betreibt 97 Warenhäuser, die meisten in deutschen Innenstädten, und hat dazu weitere 16 Filialen in Belgien. Beschäftigt werden 21 000 Mitarbeiter. Lange gehörte Kaufhof zum Düsseldorfer Handelskonzern Metro, der das Unternehmen dann 2015, zwei Jahre vor seiner eigenen Aufspaltung, samt mehreren Immobilien an die Kanadier verkaufte. Seitdem gibt es viele Nachrichten: Der Umsatz geht zurück, der Chef wurde ausgetauscht.
Ohnehin ist es für die großen Warenhausunternehmen alles andere als einfach, das spürt auch der einzige große Konkurrent in Deutschland, Karstadt. Immer mehr Kunden bestellen im Internet, US-Rivale Amazon gewinnt weiter Marktanteile. Das Konzept des "Alles unter einem Dach" in den Innenstädten, wie es Kaufhof und Karstadt lange verfolgten, verliert an Attraktivität. Gleichzeitig wird die Konkurrenz im Textilbereich durch die großen Modeketten immer stärker.
Drei Landesbanken haben den Kanadiern viel Geld geliehen
An diesem Montag könnte Kaufhof jetzt weiteres Ungemach drohen. Denn eine wichtige Frist bei den Banken läuft ab. Zweimal im Jahr prüft ein Konsortium der Landesbanken LBBW, Helaba, HSH und der Ergo-Versicherung, ob HBC die in einem Kreditvertrag gemachten Zusagen einhält. Diese Prüfung erfolgt schriftlich. HBC hat nach eigenen Angaben seine Daten bereits überliefert und ist zuversichtlich, die Auflagen ohne Grund für irgendeine Beanstandung zu erfüllen. "HBC und ihre Tochtergesellschaft HBS Global Properties, denen Kaufhäuser von Galeria Kaufhof gehören, erfüllen vollumfänglich alle ihre geschlossenen Mietvereinbarungen", sagt ein HBC-Sprecher. Ob das Konsortium unter der Führung der LBBW, das den Ankauf der Kaufhof-Immobilien vor knapp zwei Jahren mit 1,34 Milliarden Euro finanzierte, ebenfalls rundum zufrieden ist, wird sich am Montag oder Dienstag zeigen. Es könnten aber Zweifel aufkommen.
Denn eines der wichtigsten Kriterien bei der Beurteilung durch die Banken ist die Geschäftsentwicklung des Mieters Galeria Kaufhof. HBC hatte den Banken Gewinne versprochen, tatsächlich ist der Kölner Warenhauskonzern inzwischen tief in die roten Zahlen gerutscht. Nach dem Verlustjahr 2016 verdoppelten sich allein in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres die Verluste vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 47 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Auch der operative Gewinn, das sogenannte Ebitda, ist dem Vernehmen nach negativ. Und der Umsatz schrumpfte in diesem Zeitraum um vier Prozent auf nun 1,06 Milliarden Euro.
HBC wird nach der Einschätzung von Experten daher wichtige Kriterien des Tests aller Voraussicht nach nicht erfüllen können. Unter anderem geht es auch um das Verhältnis einzelner Ladenmieten für Kaufhof-Immobilien zum operativen Geschäft an dem jeweiligen Standort. Aufgrund der steigenden Verluste, aber auch der gestiegenen Mieten ist diese Kennzahl stark gefährdet.