Köhler bei DGB-Feier:"Der Markt alleine richtet nicht alles"

Das Monster muss noch gezähmt werden. Beim DGB-Jubiläum mahnt Bundespräsident Köhler eine Reform der Weltfinanzmärkte an - und umgarnt das Geburtstagskind.

Bundespräsident Horst Köhler hat sich für einen starken Staat in der Wirtschafts- und Finanzpolitik ausgesprochen. "Die ordnungspolitischen Vordenker unserer sozialen Marktwirtschaft haben recht behalten: Der Markt alleine richtet nicht alles zum Guten", sagte Köhler bei der Festveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Berlin.

Köhler zeigte sich besorgt, dass sich eine Finanzkrise, wie sie sich derzeit weltweit zeigt, wiederholen könnte. Auf den internationalen Finanzmärkten seien schon wieder undurchsichtige Derivatgeschäfte und Spekulationen auf den Rohstoffmärkten zu beobachten, "und alles davon in Größenordnungen, die völlig unvorstellbar sind".

"Ich sehe das Monster noch nicht auf dem Weg der Zähmung", sagte Köhler. Vor allem könne er keine tiefer gehende Selbstreflektion der globalen Finanzakteure erkennen. Es sehe so aus, als ob die Branche die Politik in ihrem Bemühen, eine weitere Krise auszuschließen, im Regen stehen lasse.

"Mischen Sie sich ein!"

Köhler forderte die Politik auf, mehr für eine bessere Weltfinanz- und Weltwirtschaftsordnung zu tun. An den Beschlüssen nach dem Weltfinanzgipfel Ende September in Pittsburgh könne er noch nicht entnehmen, dass sich eine Krise dieser Dimension auf den Weltfinanzmärkten nicht doch wiederholen könne.

Köhler warnte davor, einfach zu hoffen, das Wachstum könne das Geschehene zudecken und vergessen machen. Auch habe die Diskussion darüber, wer die Kosten der aktuellen Krise trage, noch nicht ernsthaft begonnen.

In seiner Rede hob Köhler auch die Bedeutung der Gewerkschaften bei der Bewältigung der internationalen Finanzkrise hervor. "Eine grundlegende Reform der Weltfinanzordnung verlangt auch die Beteiligung der Gewerkschaften", sagte Köhler. "Mischen Sie sich ein und schließen Sie Ihre Reihen auch über Ländergrenzen hinweg", forderte er die Arbeitnehmervertreter auf.

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