Knorr-Bremse:Neuer Versuch

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Jan Michael Mrosik arbeitet bislang für Siemens. (Foto: oH)

Der Fahrzeugzulieferer besetzt mal wieder den Posten des Vorstandschefs - diesmal mit einem Manager, der seit fast 25 Jahren bei Siemens tätig war. Dies könnte Kontinuität bedeuten.

Von Dieter Sürig, München

Falls es so etwas wie ein Gesetz der Serie gibt, dürfte der Neue etwas länger bleiben: Der Fahrzeugzulieferer Knorr-Bremse unternimmt wieder mal einen Versuch, den Posten des Vorstandschefs nachhaltig zu besetzen. Das Münchner Unternehmen hat den langjährigen Siemens-Manager Jan Michael Mrosik, 56, unter Vertrag genommen, der den Bremsenhersteller durch die Pandemie-Krise steuern soll - Dienstbeginn ist am 1. Januar 2021, zunächst mit einem Dreijahresvertrag, wie das Unternehmen meldet.

Mrosik ist der fünfte Manager, der den Konzern führen wird, seit Hauptgesellschafter Heinz Hermann Thiele 2007 in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Dem wird nachgesagt, im Umgang nicht ganz einfach zu sein. Am längsten blieb noch Raimund Klinkner mit beinahe fünf Jahren, Nachfolger Michael Buscher ging nach eineinhalb Jahren, Klaus Deller blieb vier Jahre und vier Monate, und zuletzt musste Bernd Eulitz nach zehn Monaten wieder gehen - wegen "tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten" mit Aufsichtsratschef Klaus Mangold. Jan Mrosik könnte also wieder eine längere Arbeitsperiode beschert sein, man wird sehen.

"Ich freue mich, dass wir mit Herrn Dr. Mrosik einen sehr erfahrenen Manager gewonnen haben, der aufgrund einer langjährigen Tätigkeit bei der Siemens AG über eine umfassende Kompetenz in der Führung komplexer Unternehmenseinheiten verfügt", kommentiert Klaus Mangold die Berufung.

Dass Jan Mrosik nicht nur eine Zwischenlösung für Knorr-Bremse sein dürfte, zeigt auch sein Lebenslauf: Nach dem Studium der Elektrotechnik und des Wirtschaftsingenieurwesens promovierte er an der RWTH Aachen im Bereich der Laser-Radar-Sensorik, heuerte dann 1996 bei Siemens an - und blieb. Zunächst war der Manager im Bereich Mobilfunknetze unterwegs, unter anderem auch mehrere Jahre in Südafrika. Es folgten Einsätze als Chef verschiedener Siemens-Divisionen, in denen es darum geht, Energiesysteme effizienter zu machen und zu vernetzen. Zudem war er Chef der Division "Digitale Fabrik" und zuletzt im Bereich "Digitale Industrien" beschäftigt, hat Fabriken automatisiert und vernetzt. "Mit meinem Erfahrungshintergrund werde ich insbesondere die Digitalisierung vorantreiben", so Mrosik.

Dass er sich auch gerne mit Menschen vernetzt, kann seine Vorstandskollegen und Mitarbeiter bei Knorr-Bremse hoffen lassen. "Zwischenmenschliche Beziehungen sind analog", sagte er 2017 der Süddeutschen Zeitung, "viele gute Gespräche möchte ich nur direkt führen, weil es menschlicher ist, wenn man zusammensitzt", betonte Mrosik damals.

Knorr-Bremse hatte erst erwartet, glimpflich aus der weltweiten Pandemie zu kommen. Doch dann brach der Umsatz im zweiten Quartal um 22,6 Prozent ein, das Ergebnis um 26,9 Prozent, der Auftragseingang um 32,5 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern nun einen Umsatz von 5,9 bis 6,2 Milliarden Euro (2019: 6,9 Milliarden Euro) und eine operative Ergebnismarge von 16,5 bis 17,5 Prozent (2019: 18,8 Prozent).

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