Süddeutsche Zeitung

Knorr-Bremse:An einem Tag um vier Milliarden reicher

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Der Fahrzeugzulieferer Knorr-Bremse legt einen gelungenen Börsenstart hin.

Von Dieter Sürig, München

Es gehört auch bei der Deutschen Börse in Frankfurt zur Tradition, dass ein Unternehmenschef beim ersten Gang aufs Parkett symbolisch die Börsenglocke läutet. Dies ließ sich am Freitag auch der Eigner des Fahrzeugzulieferers Knorr-Bremse, Heinz Hermann Thiele nicht nehmen und schwang gemeinsam mit seinem Vorstandschef Klaus Deller die Glocke. Als Geschenk überreichte Thiele Börsenchef Theo Weimer eine Scheibenbremse. Trotz der denkbar schlechten Stimmung am Markt - der Dax verliert seit Monatsbeginn deutlich und hatte an den Vortagen fast 440 Punkte eingebüßt - konnte Thiele, der mit Frau und Tochter erschienen war, einen gelungenen Start auf dem Parkett feiern.

Bei einem Ausgabepreis von 80 Euro je Aktie, war das Papier zum Börsenschluss 81,64 Euro wert. Familie Thiele ist mit dem Börsengang 3,9 Milliarden Euro reicher, die Erlöse fließen nicht ins Unternehmen. Thiele profitierte beim Verkauf der 48,36 Millionen Aktien auch von der leichten Erholung des Dax am Freitag. Der Konzern wird an der Börse mit 13,1 Milliarden Euro bewertet und ist M-Dax-Anwärter.

"Durch die Börsennotierung erhält Knorr-Bremse die notwendige unternehmerische und finanzielle Flexibilität, um in der Zukunft erfolgreich zu bleiben", sagte Thiele. "Als Mehrheitsaktionär werde ich weiterhin Kontinuität und Stabilität gewährleisten." Thiele kontrolliert noch 70 Prozent der Aktien. Konzernchef Deller sieht jetzt die Voraussetzung für künftige Herausforderungen erfüllt: Knorr-Bremse sei nun "noch besser positioniert, um wichtige Zukunftsthemen zu besetzen".

Den Münchnern kam womöglich zugute, dass das Unternehmen am Montagmorgen die Zeichnungsfrist um einen Tag verkürzte - am Dienstag ging der erstnotierte Möbelhändler Westwing mit drei Prozent unter dem Ausgabepreis aus dem Handel. "Man kann mit dem Börsengang sehr zufrieden sein, gerade angesichts der Schwankungen an den Märkten in den vergangenen Tagen", sagte Patrick Frowein von der Deutschen Bank. Die Emission der Knorr-Bremse-Papiere sei mehrfach überzeichnet gewesen, die Spanne lag zwischen 72 und 87 Euro. Privatanlegern wurden etwa 0,9 Prozent der Aktien zugeteilt.

Vorstandschef Deller und seine Kollegen hatten sich dem Börsenprospekt zufolge verpflichtet, Aktien für 3,15 Millionen Euro zu zeichnen. Heinz Hermann Thiele will mit dem Börsengang sein Vermächtnis sichern. Er war 1986 bei dem damals angeschlagenen Unternehmen eingestiegen und hatte es zum Weltmarktführer bei Zug- und Lkw-Bremsen gemacht. Knorr-Bremse ist der zweitgrößte Börsengang des Jahres in Deutschland. Mehr hatte mit 4,2 Milliarden Euro nur die Siemens-Medizintechnik-Tochter Healthineers erlöst.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2018
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