Knappe Rohstoffe:So begehrt wie Gold

Solarzellen, Glasfaserkabel, iPad: Ausgerechnet viele wichtige moderne Produkte benötigen knapper werdende Rohstoffe wie Indium, Germanium oder Kobalt. Ein Überblick in Bildern.

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Quelle: AFP

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Indium im iPad

Noch streiten sich die Experten, ob Computertastaturen möglicherweise schon bald völlig überflüssig sein werden. Abgelöst werden sollen sie durch moderne Touchscreens, also Bildschirme, die durch Berührungen der Fingerspitzen gesteuert werden, wie das iPad von Apple. Der Haken daran: Indium, ein besonders knapper Rohstoff, könnte zum größten Hindernis für diese neue Technologie werden, die mittlerweile zum Standard einer neuen Handy-Generation gehört und auch in vielen Küchengeräten und anderen Produkten des täglichen Lebens Anwendung findet. Wissenschaftler von der amerikanischen Universität Yale warnen, dass die weltweiten Indiumvorkommen bereits 2020 erschöpft sein könnten. Die Industrie sucht deshalb bereits unter Hochdruck nach neuen Stoffen, die Indium langfristig ersetzen können.

2010 International Consumer Electronics Show (CES)

Quelle: Bloomberg

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Platin für Brennstoffzellen

Bereits 1839 wurde die erste Brennstoffzelle in England entwickelt. Der wichtigste Bestandteil: ein Platindraht, an dem Wasserdampf erhitzt wurde und so in Wasserstoff und Sauerstoff zerfiel. Ihr Comeback erlebte die Brennstoffzelle in den 50er Jahren, als Militär und Raumfahrtindustrie nach neuen Antriebsmöglichkeiten suchten. Zur klimaschonenden Energiegewinnung rückte die Technologie erst in den vergangenen Jahren in die Aufmerksamkeit. Vor allem die Automobilindustrie setzt große Hoffnung auf die Brennstoffzelle, um die schadstofffreien Elektroautos anzutreiben. Der Elektrokonzern Panasonic bietet die Technologie auch zur Energieversorgung von Wohnhäusern an. Denn während die wasserstoffbetriebenen Zellen Strom erzeugen, fällt auch Wärme an, die genutzt werden kann.

Sanyo Electric Kasai Plant Tour

Quelle: Bloomberg

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Kobalt für Lithium-Ionen-Batterien Lithium-Ionen-Batterien sind wiederaufladbare Stromspeicher, die trotz geringer Größe viel Energie liefern und sich kaum selbst entladen - anders als herkömmliche Nickel-Cadmium-Akkus. In Handys und Laptops sind sie deshalb schon Standard. Neuerdings werden Lithium-Ionen-Batterien auch bei Akkuschraubern verwendet. Und sie dienen als Energiespeicher von Elektro- und Hybridautos. Vor allem das enthaltene Kobalt treibt den Preis dafür in die Höhe. Forscher versuchen deshalb, den Kobalt-Anteil in den Akkus zu senken und günstigere Materialien zu finden - auch, um sich unabhängiger von der seltenen Ressource zu machen. So hat Sanyo Electric, der größte Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien, kürzlich angekündigt, die Kosten für die Autoakkus binnen fünf Jahren zu halbieren.

AMD - Milliarden-Quartalsverlust

Quelle: dpa

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Niob für Hauptplatinen

Die Hauptplatine - auch Motherboard in der zum großen Teil englischsprachigen IT-Branche genannt - ist die zentrale Steckplatte eines Computers. Auf ihr sind die einzelnen Bauteile montiert: der Prozessor, der dafür sorgt, dass Spiele und Videos schnell genug über den Bildschirm laufen; die Grafik- und die Soundkarte, die für die Farben und Geräusche dabei sorgen - und auch der Speicher, ohne den große Dateien wie eben Spiele und Videos gar nicht erst auf den Computer passen würden. Eine solche Hauptplatine, wie sie etwa der amerikanische Chiphersteller AMD fertigt, besteht aus mehreren Schichten. Weil Computer im Alltag unverzichtbar geworden sind, wird immer mehr des seltenen Schwermetalls Niob, das in den Hauptplatinen steckt, gefördert - vor allem in Brasilien.

New Batteries Are Displayed At 'Battery Japan'

Quelle: Bloomberg

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Gallium für Solarzellen

Energiequellen wie die Sonne sollen in Zukunft stärker genutzt werden. Solarzellenhersteller brauchen für die Produktion Galliumarsenid, das auch für Leuchtdioden benötigt wird. Hauptlieferant des raren Materials ist derzeit China mit einem Weltmarktanteil von 75 Prozent. Silizium, ein weiterer Grundstoff in der Herstellung von Solarzellen, steht dagegen in nahezu unbegrenzter Menge zur Verfügung. Andere benötigte Stoffe wie Indium, Gallium, Tellur und Selen sind dagegen knapp und entsprechend teuer. Für die Solarindustrie, die auf Importe angewiesen ist, könnte dies zu einem Problem werden. Das geht aus einem Bericht der Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) hervor. Die Branche gerät durch einen schrumpfenden Heimatmarkt und starke Konkurrenz aus Fernost unter Druck.

Vodafone Glasfaser

Quelle: obs/Vodafone D2 GmbH

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Germanium im Glasfaserkabel

Für den Ausbau des Glasfasernetzes werden nach Angaben der Industrie große Mengen an Germanium benötigt. Schätzungen gehen davon aus, dass der Bedarf bis 2030 auf rund 480 Tonnen pro Jahr steigen wird, das entspricht 244 Prozent der heutigen Produktion. Wie der wachsende Bedarf gedeckt werden kann, ist derzeit allerdings unklar. Die Europäische Kommission zählt Germanium zu den besonders kritischen seltenen Metallen. Bisher sind Glasfasernetze in den meisten Fällen nicht direkt bis in die Häuser, zu den Privatkunden und Firmen verlegt. Sie bilden jedoch das Rückgrat der Kommunikationsnetze, deren "letzte Meile" dann häufig Kupfer-Doppeladern oder Koaxialkabel sind. Diese sollen jedoch nach und nach durch Glasfaserkabel ersetzt werden.

© SZ vom 06.11.2010/aum
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