Geldanlage:Warum grüne Investoren auch auf dreckige Firmen setzen sollten
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Geld für Windräder, schön und gut. Aber Kapital könnte anderswo noch mehr bewirken, sagte die Bundesbank-Vorständin Sabine Mauderer.
Geld für Windräder, Geld für Solaranlagen: Wer mit seinen Ersparnissen die Erderwärmung bekämpfen will, der muss doch bestimmt am besten nur in grüne Firmen investieren - das glauben wohl so einige Anleger. Und damit könnten sie falschliegen. Ökonomisch hilft mitunter etwas anderes dem Klima mehr, sagte Sabine Mauderer von der Bundesbank, bei den Munich Economic Debates von Ifo-Institut und Süddeutscher Zeitung. Sie ist bei der Zentralbank im Vorstand zuständig für Nachhaltigkeit.
Statt in bereits grüne Firmen sollten Anleger auch bei Unternehmen mit hohem CO₂-Ausstoß investieren, sagte Mauderer - wenn dieses Kapital dann dazu führt, dass die dreckigen Firmen sauberer werden. "Der größte Beitrag ist ein Euro, der ein energieintensives oder emissionsstarkes Unternehmen transformiert", sagte Mauderer.
Es reiche nicht, "auf rein grüne Projekte zu schielen"
Geld sei bei einem emissionsfreien Unternehmen zwar gut angelegt, aber würde eben nicht die Transformation finanzieren. Anleger sollten deswegen überlegen, wie viel weniger Emissionen durch die eigene Anlage erfolge. Es reiche nicht, "auf rein grüne Projekte zu schielen".
Die Bundesbank untersucht, wie sich zum Beispiel Fluten oder Dürren weltweit auf die Inflation auswirken: Fallen Ernten aus, kann das auch in Deutschland Lebensmittel teurer machen. Außerdem hat die Notenbank die Risiken der Transformation im Blick. Wenn also deutsche Unternehmen sich umbauen, um weniger CO₂ auszustoßen. Denn das muss nicht immer gutgehen, sondern kann auch Kredite platzen lassen. "Klimarisiken sind finanzielle Risiken", sagte Mauderer.
Umfragen der Bundesbank legen nahe, dass mehr als zwei Drittel der Industrieunternehmen bereits in effizientere Nutzung von Energie investieren, berichtete Mauderer. Doch die Kosten für die Transformation sind weiterhin enorm: Für Deutschland sieht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) notwendige Investitionen in Höhe von vielen Milliarden Euro pro Jahr, um die Klimaneutralität zu erreichen. Offen ist, ob genügend Kapital dafür vorhanden sein wird. Dazu drängt die Zeit: Um den Strukturwandel bei der steigenden Erderwärmung erfolgreich zu vollziehen, hätte die Wirtschaft nur noch weniger als zehn Jahre, sagt die Bundesbank-Vorständin.
Woher sollen die Mittel zur grünen Transformation nach Berechnungen der Bundesbank kommen? Im Wesentlichen gehe es um private Investitionen, sagte Mauderer. 90 Prozent müssten privat finanziert werden.
Sie geht davon aus, dass Unternehmen in Zukunft noch genauer darlegen müssen, welche Veränderungen das Unternehmen plant, um weniger Emissionen auszustoßen. In Großbritannien müssen börsenorientierte Unternehmen bereits detaillierte Zahlen und Pläne vorlegen, wie sie das erreichen wollen, damit ein Investor weiß, ob sein Geld klimafreundlich angelegt ist.
Wichtig sei, die Gesellschaft mitzunehmen und den Wohlstand in Deutschland zu halten. Deswegen müsse besonders in "Wohlstandsbringer der Vergangenheit" investiert werden, also auch Unternehmen mit hohen Emissionen.