Führungstreffen Energie:Raus aus der Kohle

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Windenergieanlage in Brandenburg. An den Abstandsregeln für Windräder entzündet sich immer wieder Kritik. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Eine SZ-Veranstaltung diskutiert über Wege aus der Klimakrise - und wie sich die Antworten noch beschleunigen lassen.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Für Klaus-Dieter Maubach ist die Sache klar: Wenn Deutschland die Kohle schneller hinter sich lassen soll, dann lässt sich darüber reden. Bisher gelte ja 2038 als Ausstiegsdatum, sagt der Chef des Energiekonzerns Uniper, so lange könnte auch das Uniper-Kraftwerk Datteln IV laufen. "Aber wenn es den Wunsch gibt, darüber zu sprechen, werden wir uns dem nicht entziehen", sagt Maubach. Was freilich dann auch die Frage der finanziellen Kompensation betreffe.

So erobert die neue deutsche Klimaschutz-Debatte auch das "Führungstreffen Energie" der Süddeutschen Zeitung. Wie wirkt sich die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts auf die Energiepolitik aus? Und wie schnell kann das gehen? Eigentlich, sagt etwa Wirtschaftsstaatssekretär Andreas Feicht, sei man schon ganz gut unterwegs auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050. "Aber wir werden noch mehr Anstrengungen erfüllen müssen." So werde der Preis auf Kohlendioxid wohl noch weiter steigen müssen, sagt Feicht. Der Ausbau der Stromnetze habe zwar Fahrt aufgenommen, bleibe aber "ein schwieriges Thema". Der grüne Wasserstoff, wie er etwa in der Industrie oder im Güterverkehr vermehrt fossile Energie ersetzen soll, müsse zu einem ganz normalen Grundstoff werden.

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Nur beim Kohleausstieg ist Feicht vergleichsweise gelassen: Der werde sich schon angesichts hoher Preise im europäischen Emissionshandel beschleunigen. Dort wird seit einiger Zeit je Tonne Kohlendioxid ein Preis von 40 Euro und mehr aufgerufen. Das verteuert vor allem die CO₂-intensive Stromerzeugung aus Kohle.

Ein Mechanismus, mit dem auch Andreas Pinkwart gut leben kann - der FDP-Mann ist Wirtschaftsminister in Nordrhein-Westfalen; als Instrument ist ihm der Emissionshandel sympathisch. Er sorgt sich vor allem um die energieintensive Industrie Nordrhein-Westfalens - und er hofft auch für sie auf eine rasch heranwachsende Wasserstoff-Infrastruktur. Insgesamt, so Pinkwart, bedürfe es für den Klimaschutz "großer Anstrengungen, die jetzt noch größer werden müssen". Wenn aber Deutschland und Europa sich ambitionierte Klimaziele setzten, dann werde auch NRW wieder seinen "Sonderbeitrag" leisten.

Wie groß der Beitrag des Bundeslandes allerdings ist, darüber gehen die Meinungen auseinander, auch bei dem virtuellen Führungstreffen. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer etwa wirft Pinkwart vor, den Ausbau der erneuerbaren Energien durch Abstandsregeln für Windräder unnötig zu behindern. Ein Braunkohletagebau dürfe bis auf hundert Meter an Häuser herankommen, ein Windrad dagegen nicht. Was den Klimaschutz in Deutschland angehe, "ist die ganze Bilanz nicht ganz so dolle", sagt Krischer - auch und gerade beim Ausbau von Sonnen- und Windenergie.

Auch Anja-Isabel Dotzenrath, Chefin der Erneuerbaren-Sparte beim Essener RWE-Konzern, sieht da hierzulande durchaus noch einige Potenziale - etwa durch beschleunigte Genehmigungen für Ökostromprojekte. Darum müsse sich nun eine künftige Bundesregierung kümmern. "Wenn wir schneller aus den fossilen Energien aussteigen wollen, müssen wir die erneuerbaren schneller ausbauen", sagt sie. "Das sind zwei Seiten einer Medaille."

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