Werkstatt Demokratie: Leserfragen:E-Auto? Kleidung? Müll?

Alten Diesel weiterfahren oder lieber E-Auto kaufen?

Am besten wäre es, gar nicht Auto zu fahren und auf ein Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Es wird aber immer Menschen geben, vor allem in ländlichen Gebieten, die auf ein Auto angewiesen sind. Diese sind mit einem Elektroauto schon heute am klimafreundlichsten unterwegs. Zwar läuft ein Stromfahrzeug aufgrund der energieintensiven Akkuproduktion mit einem größeren CO₂-Ballast vom Band als ein Benziner oder Diesel. Aber ein rein elektrischer Kleinwagen hat diesen Klimanachteil schon nach gut 25 000 bis 30 000 Kilometern ausgeglichen und ist danach wirklich "sauber" unterwegs - sofern er mit Ökostrom geladen wird.

Es spricht aber auch nicht viel dagegen, einen betagteren Benziner oder Diesel noch ein paar Jahre weiter zu fahren, wenn es sich um ein sparsames Modell handelt. Denn etliche Autohersteller stellen momentan ihre Produktionslinien und Lieferketten so um, dass ihre Elektroautos künftig klimaneutral produziert werden. Der US-Hersteller Tesla etwa produziert die Akkuzellen für seine E-Autos und auch die Fahrzeuge selbst mit hohem Sonnenstrom-Anteil. In Volkswagens neuem Elektroauto-Werk in Zwickau werden die Stromer der neuen ID-Generation CO₂-neutral hergestellt, der Strom kommt ausschließlich aus erneuerbaren Energien, nicht vermeidbare Emissionen gleicht VW durch Klimaschutzmaßnahmen aus. So kommen E-Autos mit einem deutlich kleineren CO₂-Rucksack auf die Straße, als es bislang der Fall war. Und lassen ihren Klimanachteil dann nach sehr viel weniger Kilometern hinter sich.

Michael Neißendorfer

Wie kann ich über Kleidung CO₂ einsparen?

Zunächst einmal gilt: Gebraucht zu kaufen ist bei Kleidung immer besser, als Neuware zu shoppen. Idealerweise stammen sie aus einem Second-Hand-Laden im Ort, auch im Internet gibt es mittlerweile zahlreiche Portale für gebrauchte Kleidung. Selbst wenn die Klamotten aus einem anderen Teil Deutschlands per Post verschickt werden, ist die CO₂-Bilanz noch besser, als in der Fußgängerzone ein Teil aus Neufasern zu kaufen. Wenn es doch Neuware sein muss, dann bietet sich Kleidung von fairen Labels an - vermeintlich "nachhaltige" Linien der großen Fast-Fashion-Labels sind kritisch zu prüfen. Da die Lieferketten in kaum einer anderen Industrie so schwer nachvollziehbar sind wie in der Modebranche, können bei der Orientierung Siegel helfen, beispielsweise das extrem strenge Siegel IVN oder die etwas weniger akribischen, aber immer noch sehr verlässlichen Siegel GOTS oder Bluesign.

Bei Stoffen sind Naturfasern oder Kunstfasern aus nachwachsenden Rohstoffen den klassischen Kunstfasern wie Nylon und Acryl klar vorzuziehen - ihre Basis ist Erdöl. Auch der Baumwoll-Anbau ist sehr wasserintensiv. Ein Stoff, der von Teilen der Industrie als Zukunftsfaser bezeichnet wird, nennt sich Lyocell oder auch Tencel: Die Kunstfaser besteht aus Holz und die Herstellung gilt gegenüber anderen Cellulosefasern wie Viskose als kaum umweltbelastend.

Vivien Timmler

Lohnt es sich, seinen Müll zu trennen?

Beginnen wir mit der schlechten Nachricht: Wenn Sie Ihren Müll nicht trennen, macht es leider auch kein anderer für Sie. Der Müll, den Sie in die schwarze Tonne werfen, kommt in ein Heizkraftwerk und wird verbrannt. Zwar können mit einem großen Magneten immerhin noch Metalle herausgezogen werden, doch im Heizkraftwerk Nord in München zum Beispiel verbrennt vor allem Biomüll, der zu neuer Erde hätte werden können - oder auch Plastik. Wenn Sie das stattdessen in die gelbe Tonne, den gelben Sack oder in eine Wertstofftonne werfen, hat das Plastik zumindest eine Chance, recycelt zu werden.

Der Müll kommt zu einer Sortieranlage, von dort zu einer Recyclinganlage, und am Ende wird aus altem Plastik neues Granulat. Im besten Fall. Denn auch wenn Sie die Kunststoffe in die richtige Tonne werfen, können noch lange nicht alle recycelt werden. Das liegt unter anderem daran, dass die Scanner in den Sortieranlagen nicht immer erkennen, welchen Kunststoff sie vor sich haben. Es gibt Hunderte und manchmal sind verschiedene Kunststoffe zudem so eng miteinander verbunden sind, dass sie niemand mehr voneinander trennen kann.

Es lohnt sich deshalb darauf zu achten, dass Verpackungen nur aus einem einzigen Material hergestellt sind. Dann sind sie am besten recycelbar. Noch besser ist: überhaupt keine Verpackung.

Pia Ratzesberger

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