Klick-Blick:Schönheit, ein schlechtes Geschäft

Weshalb für Wall-Street-Manager schöne Frauen ein schlechtes Geschäft sind, wie ein Afrikaner durch seine Pünktlichkeit reich wurde und warum ein italienischer Minister durch seine Liebe zu Steuern zum Buhmann wurde.

Johannes Kuhn

Schönheit, ein schlechtes Geschäft

Wer einen Millionär sucht, sollte dies nicht unbedingt im Internet tun. Diese Schlussfolgerung müsste zumindest eine 25-jährige New Yorkerin ziehen, die jüngst eine Anzeige auf der Internet-Plattform Craigslist einstellte. Die Frau, nach eigenen Angaben "spektakulär hübsch", beschwerte sich in ihrem Gesuch, nur Männer mit 250.000 Dollar Jahresgehalt abzubekommen - zu wenig, um ihr ein Leben an der noblen Westseite des New Yorker Central Parks zu garantieren.

Ganz pragmatisch fragte sie deshalb, an welchen Orten der Stadt sie am einfachsten alleinstehende Männer mit einem Mindestgehalt von 500.000 Dollar kennenlernen könne. Ein anonymer Herr, der nach eigenen Angaben diese Summe locker verdiente, gab ihr darauf keine Antwort - aber erklärte ihr in einer eigenen Anzeige, warum sie unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ein "schlechtes Geschäft" sei.

Die Gleichung "Sie bringt das Aussehen, er das Geld", so schrieb er, gehe in ihrem Fall nicht auf: Die angepriesenen "Vermögenswerte" der Frau würden langfristig "an Wert verlieren". "Dein gutes Aussehen wird dahinwelken", so schrieb er, "wohingegen mein Vermögen wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit wachsen wird".

Die Online-Konversation, berichtet BBC, wurde schnell zum Gesprächsthema in Blogs und an der Wall Street, sogar die New York Times griff das Thema auf. Ihre wahre Identität haben bislang allerdings weder die spektakuläre Schönheit, noch der schwerreiche Finanz-Macho preisgegeben. Der Kreis der Verdächtigen dürfte bei der Anzahl der gutaussehenden Frauen in der Stadt und den astronomischen Gehältern im New Yorker Finanzdistrikt entsprechend groß sein.

Unerwartete Globalisierungsverlierer

Jüngst warf Forbes einen Blick auf die Branchen, die in zehn Jahren ausgestorben sein werden. Nun haben die Redakteure für die USA eine Liste mit den "schlechtesten Jobs für das 21. Jahrhundert" erstellt. Neben den üblichen Verdächtigen wie Arbeitern im Textilgewerbe oder Angestellten in Fotolaboren finden sich auch einige Überraschungen darunter.

So gehen Volkswirtschaftler schweren Zeiten entgegen, obwohl die letzten Rätsel der Globalisierung noch lange nicht gelöst sind - doch Unternehmen, so Forbes, orientierten sich nicht an den großen Fragen, sondern suchten schlicht Spezialisten für ihre Zwecke. Auch amerikanische Programmierer müssen sich auf einen schärferen Wind einstellen, weil in diesem Bereich weiter fleißig Arbeitsplätze in Länder wie Indien verlagert werden. Versicherungsvertreter werden trotz hoher Gewinne der Branche zu kämpfen haben, weil der Trend zum Direktmarketing sich verstärken dürfte.

Angestellte von Reisebüros, so eine überraschende Erkenntnis des Forbes-Artikels, dürften trotz des weiter wachsenden Marktes der Online-Buchungen vergleichsweise glimpflich davonkommen. Sie profitieren von der steigenden Nachfrage nach Luxusreisen, was wiederum Juweliere ärgern dürfte, an denen der Trend zum Teuren vorbeigeht: Die Massenproduktion von Billigschmuck könnte ihnen die Kundschaft abgraben.

Buhmann wegen Liebe zu Steuern

Über die Schönheit von Steuern dürfen sich Politiker freuen, sie sollten dies aber heimlich tun. Denn was passieren kann, wenn man seine Liebe zu Abgaben allzu öffentlich bekennt, musste vergangene Woche der italienische Wirtschaftsminister Tommaso Padoa-Schioppa erfahren.

Weil er Steuern als "bellissima" bezeichnete, ging ein kleiner Aufschrei durch die italienischen Medien. "Der Minister ist verrückt geworden", titelte die Oppositionszeitung Il Giornale, während der Wirtschaftswissenschaftler Francesco Giavazzi süffisant fragte, ob "arme Familien" und Lohnempfänger den Enthusiasmus des Ministers teilen würden.

Mit seiner Äußerung sorgte Padoa-Schioppa in Italien, wo Schätzungen zufolge 13 Prozent aller Arbeitnehmer überhaupt keine Steuern zahlen, zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage für Unmut. Zuvor hatte er die Sitte vieler junger Italiener kritisiert, bis weit in die Zwanziger bei ihren Eltern zu wohnen und sie in diesem Zusammenhang als "große Babys" bezeichnet.

Reichtum treibt in fremde Betten

Dass Geld alleine nicht glücklich macht, kann man in jedem Phrasenlexikon nachlesen. Neu ist allerdings, dass Reichtum zudem auch untreu macht.

Eine von Forbes veröffentlichte Umfrage der Luxus-Marktforschungsfirma Prince & Associates legt diesen Schluss zumindest nahe. 433 durch eigenen Verdienst wohlhabend gewordene US-Bürger hatten dort über ihre Ehe Auskunft gegeben, mehr als die Hälfte der Befragten bezeichneten diese als "unglücklich".

Mehr noch: 43 Prozent der verheirateten Männer und 61 Prozent der Frauen gaben an, in den vergangenen drei Jahren mindestens eine Affäre gehabt zu haben.

Weiterhin erklärten 30 Prozent der Befragten, an Scheidung zu denken. Die Gründe, den Gedanken nicht zu verwirklichen, liegt nicht etwa in der Sorge um die gemeinsamen Kinder. Dies gaben weniger als 15 Prozent an.

Während bei Männern die Angst vor Vermögensverlust das Haupthindernis für eine Trennung darstellt, ist es bei Frauen die "Störung von Geschäftsangelegenheiten".

Was auf den normalen Betrachter schockierend wirken mag, macht für den Promi-Scheidungsanwalt Raoul Felder Sinn. "Eine Scheidung ist das schwerste Geschäft eines Managers", erklärte er Forbes, "denn dabei verliert er 50 Prozent von dem, was er hat."

Ein Haus auf die Pünktlichkeit

Verspätungen sind Statistiken zufolge nicht nur für den Wartenden ein Problem, sondern auch für die Volkswirtschaft. In der westafrikanischen Elfenbeinküste sorgt Unpünktlichkeit für so hohe Einnahmeausfälle, dass die Regierung nun Gegenmaßnahmen ergriffen hat.

So wurde jüngst unter Schirmherrschaft von Präsident Laurent Gbagbo die "Nacht der Pünktlichkeit" veranstaltet, bei der die gewissenhaftesten Geschäftsleute und Beamten des Landes ausgezeichnet wurden. Den Hauptpreis gewann der Rechtsberater Narcisse Aka, der bei seinen Treffen so pünktlich ist, dass er von Kollegen Herr "Zeit-des-weißen-Mannes" genannt wird. Zur Belohnung erhielt Aka eine Villa im Wert von 60.000 Dollar, in der er zukünftig wohl weiterhin viele Stunden auf seine weiterhin verspäteten Gesprächspartner warten wird.

Japanische Beamte im Wiki-Wahn

Während deutschen Beamten nachgesagt wird, sie würden zu oft die Beine hochlegen, arbeiten einige ihrer japanischen Kollegen sogar für die Allgemeinheit - zum Leiden ihrer Vorgesetzten.

So erfuhr der japanische Landwirtschaftsminister jüngst von sechs Mitarbeitern seines Ministeriums, die während ihrer Arbeitszeit Einträge für die Online-Enzyklopädie Wikipedia anfertigten. Die eifrigen Bürokraten waren allerdings nicht - wie die Medien zuvor vermutet hatten - damit beschäftigt, die Regierungsbilanz zu schönen.

Ihre Fachgebiete lagen auch nicht im Agrarbereich, sondern bei den Themen Film, Schreibfehler auf Werbetafeln und Lokalpolitik, wie ein Sprecher erklärte.

Ein Staatsdiener hatte sich auf die Zeichentrickserie "Gundam" spezialisert, in der gigantische Riesenroboter ein Science-Fiction-Universum bevölkern. Hierfür beteiligte sich der Mann 260 Mal an der Gemeinschafts-Enzyklopädie.

Als der Minister vom Wiki-Eifer Wind bekam, heißt es in einer Meldung, tadelte er die Beamten und ließ Wikipedia in seiner Behörde sperren. "Das Landwirtschaftsministerium ist nicht für 'Gundam' zuständig", erklärte ein Sprecher des Ministeriums in Tokio.

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