Die Pakete landen im Flur, der Bote verschwindet ungesehen. Ihre Online-Käufe von der Gebrauchtwarenseite Ebay-Kleinanzeigen hat Nora Bröxkes sonst oft persönlich entgegengenommen. Jetzt, in Zeiten von Corona, zahlt die 28-Jährige online, reinigt ihre Käufe gründlich und bekommt die Verkäufer meist nicht zu Gesicht. Gebrauchtes bestellt sie weiterhin - Nachhaltigkeit liegt ihr am Herzen. Genau das wünscht sich der Kleinanzeigendienst gerade von seinen Nutzern: Vor das Anzeigenportal schaltet die Plattform nun einen Aufruf, mehr digital zu zahlen, persönliche Übergaben so gut es geht zu meiden oder - sofern es doch nicht anders geht - zumindest einen Abstand von ein bis zwei Metern zu halten.
Nicht nur die Vorsicht bei der Übergabe ist dieser Tage neu. Auch das Kaufverhalten der Nutzer hat sich verändert. Die ersten zwei Wochen, als die Leute ins Home-Office gingen, sei das Geschäft bei Kleinanzeigen leicht zurückgegangen, erzählt Unternehmenssprecher Pierre Du Bois. "Da hatten die Leute andere Sorgen als ihren Hausstand." Das kehre sich nun plötzlich um, die mehr als 30 Millionen Nutzer der Plattform seien aktiver beim Kauf und Verkauf, sagt der Sprecher. Fitnessausstattung, Gartenzubehör und Spielzeug sind dieser Tage besonders gefragt, wie eine Auswertung des Unternehmens ergab. Die Nutzer statten sich für die Wochen in den eigenen vier Wänden aus, folgert Du Bois. Oder, wie es ein Ebay-Verkäufer mit einem Account für Heimbedarf ausdrückt: "Ich denke, dass gerade die Artikel jetzt einen Run haben, mit denen man sich selbst beschäftigen kann." Bei ihm seien das Grifftrainer und Autopflegeprodukte.
Für die Zeit zu Hause werden die Kleinanzeigennutzer aber weder Desinfektionsmittel noch Atemschutzmasken auf der Website kaufen können. Der Handel mit lebensnotwendigen Artikeln ist vorübergehend verboten, lässt die Plattform verlauten. Auch die derzeitige Kontaktsperre scheinen Verkäufer ernst zu nehmen und bieten plötzlich seltener Möbel an. Das ließe sich zwar teils auf saisonale Schwankungen zurückführen. Doch auch Corona könnte dazu beigetragen haben, sagt Du Bois: "Eine Kommode lässt sich eben nicht versenden und muss persönlich übergeben werden."
Persönliche Hilfe bieten und suchen die Menschen in Zeiten der Pandemie allerdings vermehrt. Deshalb hat Ebay nun eine neue Anzeigenkategorie eingeführt. In der Rubrik "Nachbarschaftshilfe" können freiwillige Helfer ihre Unterstützung anbieten - etwa beim Einkaufen, beim Gang zur Post oder zur Apotheke. Für die kommenden Wochen erwartet Ebay-Kleinanzeigen einen weiteren Nutzungsanstieg. Davon verspricht sich die Firma mit 135 Mitarbeitern allerdings kaum Profit. "Kleinanzeigen finanziert sich im wesentlichen durch Werbeeinnahmen", erzählt Du Bois. Wie sich die Wirtschaft weiter entwickle, sei noch nicht absehbar. Er könne sich aber eher vorstellen, dass Werbekunden in Zukunft weniger für Anzeigen ausgeben wollen.