Kleinanleger:Sparen nach Plan

Röntgenbild eines gefüllten Sparschweins

Sparplan statt Sparschwein: Mit 25 Euro geht es los.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Wer regelmäßig für das Alter vorsorgen will, kann dies auch mit geringen Beträgen und Sparplänen tun. Mit 25 Euro geht es los.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Auch mit kleinen Beträgen können Anleger am Aktienmarkt mitmischen und Vermögen aufbauen. Die Kombination aus Exchange Traded Funds (ETF) und Sparplänen macht es möglich.

"Ein ETF-Sparplan ist ein einfaches und transparentes Produkt, das jeder versteht. Die Anleger können die Kursentwicklung schön mitverfolgen. Steigt der Dax, gewinnt auch der ETF", sagt Stefanie Kühn, Honorarberaterin. Generell gibt es ETF- Sparpläne für alle gängigen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe. Weil Aktien langfristig die höchsten Renditen erwirtschaften, raten Experten jungen Sparern zu Aktien-ETF als Basis für die Altersvorsorge. Wer mit weniger Risiko investieren will, kann Anleihen-ETF ins Depot mischen. Mit Indexfonds-Sparplänen können Anleger schon mit nur wenig Geld breit investieren. Die Angebote am Markt starten ab 25 Euro. "Unsere Kunden schätzen, dass ETF und Sparpläne eine kostengünstige und verständliche Alternative zur Altersvorsorge und zum Vermögensaufbau sind. Man kann damit auf bestimmte Sektoren oder Indizes setzen und profitiert gleichzeitig von der Diversifikation, die das Risiko einzelner Titel mindert", sagt Niklas Helmreich, Geschäftsführer von Flatex. Statt in einen Titel können Anleger beim Frankfurter Onlinebroker ihr Erspartes monatlich oder viertel- und halbjährlich etwa in den Aktienindex Stoxx Europe 600 anlegen und somit von der Entwicklung eines ganzen Aktienmarktes profitieren. Doch Sparpläne eignen sich nicht für jeden. "Wer einen größeren Betrag auf der hohen Kante hat, sollte diesen nicht in kleinen Stückelungen jahrelang in einen Sparplan stecken, sondern am besten sofort investieren, und zwar von vornherein in der passenden Aufteilung auf Aktien und Anleihen", sagt Andreas Hackethal, Professor für Personal Finance an der Goethe-Universität.

Neben Direktbanken bieten auch Fondsplattformen und Filialbanken wie zum Beispiel die Targobank ETF-Sparpläne an. Hausbanken bewerben die Produkte hingegen nicht, da sie mangels Provisionen kaum daran verdienen. Ohne die Gebühren für eine aktive Fondsverwaltung sind passive Indexangebote konkurrenzlos günstig. Am Markt gibt es dennoch Preisunterschiede. "Die Einkaufsgebühren der ETF-Sparpläne liegen zwischen null und 0,4 Prozent der Orderhöhe. Direktbanken bringen mehr und mehr kostenfreie ETF-Sparpläne auf den Markt. Daher lohnt sich ein Vergleich der Anbieter", sagt Kühn.

So sind bei Flatex mehr als die Hälfte der 624 angebotenen ETF-Sparpläne ohne Orderentgelte. Der Markt der ETF-Emittenten befindet sich in der Konsolidierung. "Angesichts der geringen Margen können nur die wirklich großen Konzerne über Skaleneffekte Geld verdienen und diese versuchen, über den Preiswettbewerb weitere Marktanteile zu gewinnen", sagt Hackethal.

Am besten ist es, einen möglichst breit gestreuten Aktienindex auszuwählen

ETF-Sparpläne garantieren nicht per se schon hohe Renditen. Entscheidend für den Erfolg ist die Auswahl der passenden Produkte. Flatex unterzieht sein ETF-Angebot vorab einer eingehenden Prüfung, dabei ist unter anderem das Renommee des Emittenten ein Faktor. Durch ihre Stellung als Sondervermögen bewahren ETF Anleger vor dem Kapitalverlust im Insolvenzfall der Fondsgesellschaft. Die Qualität des Indexfonds spiegelt sich im Produktinformationsblatt wider. Dort müssen alle wichtigen Informationen wie der Tracking Error verständlich erklärt sein. Diese Kennzahl gibt die Genauigkeit der Indexnachbildung an. Hier gilt: Je niedriger der Wert, desto besser.

Neben den Kosten und der Art der Indexnachbildung ist auch die Liquidität eines Fonds zu beachten. Diese ist allerdings für reine Anleger weit weniger wichtig als für Investoren, die mit ETF aktiv handeln. Dennoch kann die Liquidität in Ausnahmefällen wie einer Kapitalflucht nach Marktturbulenzen eingeschränkt sein, was Probleme bringt. Das Risiko eines ETF-Sparplans hängt auch von dem zugrundegelegten Index ab, den er nachbildet. Verluste sind nicht auszuschließen. Um die Risiken zu begrenzen, sollten Anleger auf Sparpläne bekannter internationaler Indizes setzen. Beispiele sind der MSCI World oder S&P 500. Ersterer verteilt das Geld weltweit auf die rund 1650 größten Firmenaktien aus 23 Industrieländern. ETF-Sparpläne auf diese Standardwerte haben viele Banken, Direktbanken und Broker im Angebot.

Bei Flatex sind MSCI World Sparpläne von Commerz Funds Solutions und Blackrock die beliebtesten Produkte. Honorarberaterin Kühn rät zur Beimischung von Schwellenländern, um Preisschwankungen noch besser kompensieren zu können. "Einsteigern empfehle ich, eine gute internationale Streuung. Diese ist wichtig, um das Risiko zu minimieren. Dafür eignet sich zum Beispiel der MSCI Al Country World, der Industrie- und Schwellenländer berücksichtigt", sagt Kühn.

Die Finanzkonzerne reagieren auf den ETF-Boom mit ausgefallenen neuen Indizes auf regionale Teilmärkte sowie künstliche Mischprodukte. "Wir sehen jetzt immer spezifischere Angebote wie Smart-Beta-ETF am Markt. Diese haben mit der Grundidee eines passiven und günstigen Indexfonds nichts mehr zu tun. Da ist Vorsicht geboten. Wir haben in unserer Studie belegt, dass die meisten Anleger mit einer banalen Anlagestrategie mit breit gestreuten ETF besser gefahren wären als mit ihrer Jagd nach speziellen Nischen-ETF", sagt Hackethal.

Wer als Börsenneuling abseits der Standardwerte investiert, kann rasch den Überblick verlieren. Für spezielle und vermeintlich innovative Strategien verlangt die Fondsbranche in der Regel höhere Gebühren, die an der Rendite nagen. Eine Beratung durch Experten ist empfehlenswert, kann den Kostenvorteil der passiven Sparform aber aufheben. Je nach Risikoeinstellung gibt es für Anleger auf den Online-Portalen der Direktbanken Musterportfolios für ETF-Sparpläne. Wer, wie ausgeführt, den ETF-Sparplan zehn Jahre lang wirklich durchzieht - denn Gewinnmitnahmen sind tabu - konnte in der Vergangenheit mit kleiner Sparrate zwischen fünf und sieben Prozent Rendite erreichen.

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