„Klarheit schafft Sicherheit“:Angst vor Jobverlust: Wie gehen wir damit um?

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Krisenzeiten in Unternehmen schüren oft Sorgen um den Arbeitsplatz, selbst wenn kein direkter Grund besteht. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Unternehmen kündigen Stellenabbau an, Zehntausende Jobs wackeln. Bei Beschäftigten löst das vor allem Unsicherheit aus: Bin ich jetzt auch betroffen? Wie sich das Gefühl bewältigen lässt.

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Düsseldorf/Köln (dpa/tmn) - Ein Job gibt Struktur, Stabilität und vor allem: Sicherheit. Kein Wunder also, dass sich Ängste breit machen, wenn Unternehmen reihenweise Stellenabbau, Sparmaßnahmen und Insolvenzen verkünden. Trifft es auch mein Arbeitsverhältnis? Steht mein Job auf der Kippe? 

Das Paradoxe: Jobangst kann auch die treffen, deren Arbeitsplatz eigentlich sicher ist, so Stefanie Bickert, Jobexpertin bei der Karriereplattform Indeed. Und wer sich subjektiv unsicher fühlt, erlebt ähnliche psychische Belastungen wie jemand, der wirklich bangen muss. Zu den Folgen gehören dann etwa Unwohlsein, Schlaflosigkeit, Stresssymptome oder sogar körperlichen Beschwerden. 

Was hilft dagegen? Fragen und Antworten. 

Wie gehe ich mit der Angst vor einem möglichen Jobverlust um?

Wichtig ist, die eigenen Sorgen genau zu benennen. „Klarheit schafft Sicherheit. Machen Sie sich zuerst selbst bewusst, wovor Sie konkret Angst haben“, sagt der Karriereberater Bernd Slaghuis. Überlegen Sie, ob Ihre Ängste finanzieller Natur sind oder ob Sie sich eher Sorgen um die berufliche Zukunft oder den Verlust von Kollegen machen. 

Nehmen Sie Ihre Ängste ernst und versuchen Sie nicht, alleine damit fertig zu werden. Betroffene können sich etwa der Familie, engen Kollegen oder auch ihrer Führungskraft anvertrauen.

Zudem ist es wichtig, Ruhe zu bewahren: „Menschen haben ein grundsätzliches Bedürfnis nach einer geordneten Welt – und trotzdem gehört Unsicherheit zum Alltag“, so Stefanie Bickert. Unsicherheit anzunehmen bedeutet, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren: Was können Sie jetzt beeinflussen – und was nicht?

Wer sich ständig Sorgen macht, um für den schlimmsten Fall gerüstet zu sein, riskiert laut Bickert, in endlose Gedankenspiralen zu geraten. Bringen Sie Kontrolle zurück, indem Sie „Was wäre wenn“-Szenarien beiseitelassen und die Lage sachlich betrachten: Gibt es konkrete Hinweise, dass Ihr Job tatsächlich bedroht ist?

Welche Anzeichen können auf einen bevorstehenden Jobverlust hindeuten?

Woher stammt dieses ungute Gefühl? Sind es Nachrichten über wirtschaftliche Probleme oder konkrete Veränderungen im Unternehmen, die Sorgen wecken? „Ernstzunehmende Warnsignale auf Unternehmensebene können plötzliche Intransparenz in der Kommunikation, wegbrechende Aufträge, Unterbeschäftigung oder der Abgang wichtiger Führungskräfte sein“, erklärt Stefanie Bickert. 

Auch auf persönlicher Ebene lohnt es sich, achtsam zu sein: Wenn Vorgesetzte den Kontakt meiden, Aufgaben gekürzt oder Projekte zurückgestellt werden, sollten Beschäftigte achtsam sein.

Sollte ich meine Sorgen mit Vorgesetzten besprechen?

„Das Gespräch mit dem Vorgesetzten können Sie suchen, wenn Sie ein gutes Vertrauensverhältnis haben und wissen, dass Sie über solche Themen sprechen können“, sagt Bernd Slaghuis. Führungskräfte möchten oft ebenfalls ein stabiles Team und können manchmal hilfreiche Einblicke bieten.

Falls das Verhältnis zur Führungskraft aber angespannt ist oder im Unternehmen eine Atmosphäre des Misstrauens herrscht, ist es ratsam, sich eher mit vertrauten Personen auszutauschen. In dem Fall verzichten Beschäftigte lieber darauf, ihre Sorgen gegenüber Vorgesetzten oder der Personalabteilung anzusprechen. Besser: Abwarten, ob der Arbeitgeber bei drohendem Stellenabbau mit einem Angebot auf einen zukommt. 

Hier kann laut Slaghuis auch eine arbeitsrechtliche Beratung hilfreich sein. Gibt es im Unternehmen einen Betriebsrat, kann der ebenfalls unterstützen - und über Rechte, Ansprüche und Fristen informieren. Wissen, das oft mehr Sicherheit gibt.

Was sollte man beim Gespräch mit dem Vorgesetzten beachten?

„Das Gespräch sollte konstruktiv und auf Augenhöhe stattfinden“, sagt Bernd Slaghuis. Sprechen Sie offen darüber, was Sie im Unternehmen oder bei Kollegen wahrnehmen, welche Emotionen dies bei Ihnen auslöst und welche Informationen Sie sich wünschen. Eine gute Führungskraft wird das Anliegen ernst nehmen, da die Angst vor Jobverlust lähmen und die Leistung mindern kann, besonders wenn solche Sorgen das ganze Team betreffen. 

Falls Sie Ideen haben, etwa wie Sie bei einer möglichen Umstrukturierung eine andere Rolle im Unternehmen übernehmen könnten, können Sie die laut Slaghuis ebenfalls zur Sprache bringen.

Vermeiden Sie im Gespräch Vorwürfe oder vage Andeutungen wie „Wir werden immer als letzte informiert“ oder „Sie lassen Ihr Team im Stich“. Ein sachlicher Ton und klare Kommunikation sind entscheidend. Womöglich hat auch die Führungskraft Sorgen um den eigenen Job, so Slaghuis. Versuchen Sie deutlich zu machen, dass Sie die Situation gemeinsam bewältigen möchten, und formulieren Sie Ihre Anliegen und Gedanken konkret, ohne Schuldzuweisungen zu machen.

Was tun, wenn die Angst die Arbeitsmotivation beeinträchtigt?

Die Situation ist belastend, und es wird eine Weile dauern, bis wieder Normalität einkehrt: „Es ist normal, dass man Zeit braucht, um die Unsicherheit zu verdauen und manchmal blockiert ist“, so Bickert. Dennoch ist es wichtig, dass die Motivation nach und nach zurückfindet, ob man nun abwartet oder aktiv nach Alternativen sucht.

Kleine Schritte helfen oft, wieder ins Tun zu kommen und Sicherheit zu gewinnen, indem man sich auf das konzentriert, was man beeinflussen kann. Auch das Leben außerhalb des Jobs verdient Aufmerksamkeit. In Zeiten des Umbruchs, so sagt Stefanie Bickert, sind soziale Kontakte und positive Erlebnisse besonders wertvoll.

Muss ich mich auf den Worst Case vorbereiten?

„Für den 'Worst Case' gewappnet zu sein, hat für viele eine beruhigende Wirkung“, sagt Stefanie Bickert. Etwa, indem man sich einen Überblick über die Finanzen verschafft, den Lebenslauf auf den neuesten Stand bringt und sich über potenzielle Stellenangebote und den aktuellen Arbeitsmarkt informiert. Auch das Bewusstsein für den eigenen Marktwert und die eigenen Stärken kann hilfreich sein.

Ob und wann ein Jobwechsel sinnvoll ist, ist laut Stefanie Bickert aber individuell. Sie rät aber: „Unsere Arbeit sollte uns langfristig nicht nur Energie kosten, sondern auch Energie geben. Verpassen Sie keine Chance aus Angst vor Veränderung.“ Die Jobsuche sollten Betroffene als Chance zur Neuorientierung betrachten. Wer seine Kompetenzen an den aktuellen Arbeitsmarkt anpasst und verschiedene Möglichkeiten prüft, kann neue Möglichkeiten entdecken und gestärkt aus der Situation hervorgehen.

© dpa-infocom, dpa:241107-930-282641/1

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