Süddeutsche Zeitung

Klares Votum in der Urabstimmung:Erstmals wird bei der Telekom gestreikt

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Das Ergebnis ist mehr als deutlich: Knapp 97 Prozent der stimmberechtigten Beschäftigten haben sich für einen Arbeitskampf bei der Telekom ausgesprochen. Der Streik, der sich gegen die geplanten Job-Auslagerungen richtet, beginnt schon diesen Freitag.

Die Telekom-Mitarbeiter stimmten mit großer Mehrheit für einen Streik. Bei der Urabstimmung sprachen sich 96,5 Prozent der stimmberechtigten Beschäftigten für die Arbeitsniederlegung aus, wie Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder am Donnerstag in Bonn mitteilte.

Der Streik soll an diesem Freitag beginnen. Das kündigte Schröder am Donnerstag bei der Bekanntgabe des Ergebnisses der Urabstimmung an. Der Arbeitskampf ist der erste Streik in der Geschichte des Telekommunikationskonzerns.

Die Gewerkschaft Verdi lehnt den Plan des Telekom-Managements ab, zur Kostensenkung 50.000 Mitarbeiter in konzerneigene Service-Gesellschaften auszulagern. Die Beschäftigten sollen dort für weniger Geld länger arbeiten. Damit will die Telekom die Beschäftigung langfristig sichern. Verdi hatte ein nachgebessertes Tarifangebot der Telekom als unannehmbar zurückgewiesen und zur Urabstimmung aufgerufen.

Zu der Abstimmung waren die gewerkschaftlich organisierten Mitglieder unter jenen rund 50.000 Service-Mitarbeitern der Telekom aufgerufen, die ausgegliedert werden sollen.

Länger arbeiten für weniger Geld

Von 22.114 aufgerufenen Gewerkschaftsmitgliedern hätten bei der Urabstimmung 21.951 gültige Stimmen abgegeben, sagte Schröder. Dies entspreche einer Wahlbeteiligung von 93 Prozent. Von den gültigen Stimmen hätten 21.175 für einen Streik votiert.

Verdi sei auf einen Arbeitskampf vorbereitet, der sich über mehrere Wochen hinziehen könne. "Es muss ein besseres Angebot der Telekom kommen, damit wir an den Verhandlungstisch zurückkommen", sagte Schröder. "Wir hoffen, dass das Management der Telekom jetzt zügig zur Besinnung kommt", sagte er.

Telekom-Chef Rene Obermann hatte die Gewerkschaft noch am Vormittag aufgefordert, wieder an den Verhandlungstisch zurück zu kehren. "Ein Streik nützt niemandem", sagte er.

Schröder appellierte an das Management, seine "fragwürdigen" Pläne zu überdenken. Sie seien nicht geeignet, den Service zu verbessern und den Kundenschwund der Telekom zu stoppen.

Bitte um Verständnis

Gleichzeitig bat er die Kunden um Verständnis, wenn es durch den Streik zu Beeinträchtigungen komme. Aber der Arbeitskampf sei das letzte Mittel, um die Forderungen der Gewerkschaft nach einem umfassenden Schutz der Beschäftigten durchzusetzen.

Es sei nicht vorrangiges Ziel, die Kunden der Telekom zu bestreiken, sagte Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm. Dennoch könnten sie die Auswirkungen spüren. Schröder sprach von Beeinträchtigungen etwa bei der Störungsbeseitigung oder der Neueinrichtung von Anschlüssen. Auch bei der Netzversorgung könne es zu Engpässen kommen.

G8-Gipfel gefährdet

Gefährdet sein könnte auch eine reibungslose Übertragung des G8-Gipfels vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm, erläuterte Wilhelm. Die beiden für den Aufbau der Telekommunikations-Infrastruktur zuständigen Niederlassungen würden in den Streik einbezogen.

Wilhelm kritisierte das Verhalten des Konzerns während der dreitägigen Abstimmung. Die Telekom habe es untersagt, diese in den Räumen der Telekom abzuhalten. Zudem hätten Führungskräfte unverhohlen mit Sanktionen gedroht. Streikbrechern sollten 300 Euro pro Tag gezahlt werden, sagte Schröder.

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