KKR:Springer im Visier

Springer

Finanzinvestor KKR könnte schon bald ein Übernahmeangebot für den Medienkonzern vorlegen. Für Springer ist das ein riskanter Plan. Denn KKR könnte den Druck auf eine bessere Rendite erhöhen. Sparen wäre die Folge.

Von Caspar Busse

Seit fast 20 Jahren ist Mathias Döpfner, 56, nun im Vorstand des Medienunternehmens Axel Springer, seit 2002 Vorstandsvorsitzender. Doch Routine hat sich offenbar nicht eingestellt. Nun hat der gelernte Musikwissenschaftler alle mit einer strategischen Kehrtwende überrascht. Zusammen mit der Großaktionärin des Unternehmens, der Verlagserbin Friede Springer, hat Döpfner den amerikanischen Investor KKR gewonnen. Der soll, so der Plan, allen übrigen Springer-Aktionären ihre Anteile abkaufen. Am Ende wären nur noch KKR, Friede Springer, möglicherweise zwei Enkel des Gründers sowie Döpfner selbst beteiligt. Diese sollen das (dann nicht mehr börsennotierte) Unternehmen gemeinsam nach vorne bringen. "Mit der Sondierung dieser Transaktion verfolgt der Vorstand seine Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes", teilte Springer mit.

Offenbar sind die Planungen, deren bloße Ankündigung schon für ein Kursplus der Springer-Aktie um bis zu 25 Prozent sorgte, bereits weit gediehen. "Es ist noch früh, aber die Sache sieht gut aus", berichten Insider. Ein öffentliches Übernahmeangebot könne bereits "relativ kurzfristig" kommen, vielleicht schon in den nächsten Wochen. Vor Bekanntwerden der möglichen Offerte lag die Aktie bei etwa 45 Euro, dann ging sie auf 55 Euro hoch. Nun wird spekuliert, dass KKR um die 60 Euro bieten könnte. Damit würde das Unternehmen mit mehr als 6,5 Milliarden Euro bewertet. Friede Springer und Döpfner kontrollieren derzeit etwa 45 Prozent, sie wollen nicht verkaufen.

Weitere zehn Prozent liegen bei den beiden Enkeln des 1985 gestorbenen Unternehmensgründers Axel Cäsar Springer, Axel Sven und Ariane. Ob die ein Übernahmeangebot annehmen und verkaufen, ist offen. Im Konzern geht man angeblich davon aus, dass die Enkel zumindest teilweise dabeibleiben. Zudem soll vertraglich der bestimmende Einfluss von Friede Springer garantiert werden, genauso wie die journalistische Unabhängigkeit des Unternehmens, das unter anderem auch Bild und Welt herausgibt. Springer bleibe ein "journalistisches Haus", heißt es bei Beteiligten.

Doch kann dieser Plan aufgehen?

Er ist zumindest riskant. Denn KKR könnten den Druck auf eine Verbesserung der Rendite erhöhen. Weitere Sparmaßnahmen wären die Folge. Axel Springer kommt derzeit mit 16 350 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro. Während dem Vorstand unter Döpfner die strategische Weiterentwicklung der Firma am Herzen liegen dürfte, hat KKR wohl eher den späteren gewinnträchtigen Ausstieg im Auge.

Normalerweise bleiben Finanzinvestoren fünf bis sieben Jahre an Bord, bis sie sich wieder verabschieden. Döpfner will auch international expandieren und hatte zuletzt schon stark in Online-Aktivitäten investiert. Man wolle sich noch stärker auf die Hauptsegmente digitaler Journalismus und digitale Rubriken fokussieren, sagte der Konzernchef zuletzt.

KKR war auch bis 2013 bei Pro Sieben Sat 1 beteiligt. Zusammen mit Bertelsmann baute der Investor die Musikfirma BMG auf. Derzeit wird in München in eine Film- und Fernsehfirma investiert, unter anderem mit dem Kauf der Tele-München-Gruppe. Damit habe das Engagement bei Springer aber nichts zu tun, wird versichert.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: