KirchMedia:WAZ-Konsortium erzielt Einigung

WAZ, Commerzbank und Columbia haben eine Absichtserklärung unterzeichnet: Das WAZ-Konsortium soll 1,8 Milliarden für KirchMedia bieten.

Der Zeitungskonzern WAZ, die Commerzbank und das Hollywood-Studio Columbia haben jetzt eine Absichtserklärung zur Übernahme der insolventen KirchMedia unterzeichnet. Ein Commerzbank-Sprecher sagte am Freitag, der Vertrag solle kommende Woche besiegelt werden.

Laut Financial Times Deutschland steht die Zustimmung der WAZ-Eigentümer und der Columbia-Mutter Sony noch aus. Sprecher von WAZ und Columbia sagten, die Verhandlungen liefen, lehnten aber weitere Kommentare ab.

Der FTD zufolge bietet das Konsortium rund 1,8 Milliarden Euro für die werthaltigen Teile der KirchMedia - vor allem die Mehrheit an der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 sowie Film- und Sportrechte. Der genaue Wert soll in den nächsten vier Wochen ermittelt werden.

Je 40 Prozent für WAZ und Commerzbank

Die WAZ solle 40 Prozent der Anteile und die unternehmerische Führung übernehmen. Der Essener Zeitungskonzern, der bisher nur mit sieben Prozent an Bertelsmanns RTL Group beteiligt ist, wäre damit auf einen Schlag der zweitgrößte deutsche Medienkonzern.

Die Commerzbank solle ebenfalls 40 Prozent übernehmen. Sie könnte aber einen Teil davon an Silvio Berlusconis italienischen Fernsehkonzern Mediaset, die Mediobanca oder einen anderen Partner abgeben, berichteten FTD und die italienische Zeitung Il Sole 24 Ore. Die restlichen 20 Prozent gingen an das Filmstudio Columbia.

Schnelle Liquidität durch Partner

Auch das Filmstudio könne noch einen Partner mitbringen, berichtete die FTD. Das Konsortium solle aber aus höchstens fünf Parteien bestehen. Nach der Übernahme sollten die Bestandteile in eine neue AG eingebracht werden.

Die Partner rechneten sich gute Chancen aus, zum Zuge zu kommen, weil sie den Gläubigern schnell Liquidität böten. Bei der neuen AG sei ein rigides Kostenmanagement vereinbart worden, mindestens 50 Millionen Euro jährlich könnten gespart werden.

Eine unternehmerische oder strategische Verbindung der neuen AG mit der WAZ-Gruppe sei ausdrücklich nicht geplant.

WAZ muss RTL-Anteile vielleicht abgeben

Offen ist, ob die WAZ bei einem Einstieg bei KirchMedia ihre RTL-Beteiligung aus kartellrechtlichen Gründen abgeben müsste. Ein Anteil unter zehn Prozent könnte als unbedenkliche stille Beteiligung durchgehen, hieß es in Branchenkreisen.

Die KirchMedia hatte im April als erstes Kirch-Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit erklärt. Die Einleitung des Insolvenzverfahrens wurde in Kürze erwartet, war aber nach Angaben des Münchner Amtsgerichts bis Freitagmittag noch nicht erfolgt.

(sueddeutsche.de/AP)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: