Ernährung:Die Zucker-Initiative

Die neue Bundesregierung sagt Kinderwerbung für ungesunde Lebensmittel den Kampf an. Das gibt Ärger.

Von Silvia Liebrich

Eigentlich wollen Hersteller von Süßwaren oder Limonade auf Werbung verzichten, die auf Kinder abzielt. Das Versprechen haben sie jedoch in der Vergangenheit oft gebrochen. Die Frage ist: Ändert sich das nun mit der neuen Bundesregierung? Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten fordern seit Langem schärfere Gesetze. Dabei geht es vor allem um Kalorienbomben, die viel Zucker und Fett enthalten, also insbesondere Süßigkeiten und Limo. Die frühere Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) war für eine strikte Regulierung nicht zu haben, sie setzte bis zum Schluss auf freiwillige Selbstverpflichtungen von Werbetreibenden und Herstellern.

Nun sind alle Blicke auf ihren Nachfolger im Amt gerichtet. Cem Özdemir von den Grünen soll es nun richten. Die Erwartungen sind groß, auch das Versprechen ist groß: "An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben." Diesen Satz haben sich SPD, Grüne und FDP in den Koalitionsvertrag geschrieben. Viel Spielraum für Interpretationen bleibt da nicht. Das klingt nach gesetzlicher Regulierung oder gar Verbot - und nach Streit. Süßwaren- und Zuckerindustrie sind dafür bekannt, ihre Interessen vehement zu verteidigen, ähnlich wie einst die Tabakindustrie. Einfach wird das nicht für Özdemir.

Die Industrie reagiert entsprechend verhalten auf die Ankündigung: "Die Lebensmittelwirtschaft ist bereit, an der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Prävention von Übergewicht, Adipositas und nicht übertragbaren Krankheiten weiterhin konstruktiv und auf freiwilliger Basis mitzuwirken und nimmt ihre Verantwortung ernst", heißt es da in einer Stellungnahme des Dachverbandes der Lebensmittelindustrie. Der Verband macht damit klar, dass er weiterhin auf einer freiwilligen Lösung besteht. Deutlicher kann man eine klare Absage an eine gesetzliche Regulierung kaum formulieren. Eine Kampfansage.

Es kann also gut sein, dass sich Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten vielleicht zu früh freuen. "Die Ampelkoalition schiebt der an Kinder gerichteten Werbung für Zuckerbomben und fettige Snacks einen Riegel vor", schreibt Foodwatch, eine Verbraucherorganisation, die ein striktes Werbeverbot für Kinder und eine Zuckersteuer fordert. Sicher ist nur: Es wird ungemütlich.

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