Kfz-Versicherung:Die Anbieter senken die Preise - aber nur für neue Verträge

Unfallschild und Polizist bei einem Verkehrsunfall

Die Kfz-Schäden sind in diesem Jahr zurückgegangen - dafür werden die Ersatzteile immer teurer.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Wer bleibt, zahlt mehr.

Von Friederike Krieger und Patrick Hagen, Baden-Baden

Autofahrer können im kommenden Jahr mit leicht sinkenden Autoversicherungsprämien rechnen. Allerdings gilt das nur, wenn sie einen neuen Vertrag abschließen. Wer nicht wechselt, zahlt mehr: Denn bei bestehenden Verträgen heben die Anbieter die Preise im Durchschnitt leicht an, erwartet der Rückversicherer Hannover Rück. Die Gesellschaft hat 61 der 88 Autoversicherer in Deutschland als Kunden und verfügt deshalb über einen guten Marktüberblick.

Für Autofahrer lohnt es sich also, die Preise zu vergleichen und Angebote anderer Gesellschaften einzuholen. Sie können ihre Verträge bis zum Stichtag am 30. November kündigen und dann zum Jahresanfang zu einem anderen Anbieter wechseln.

"Wir werden im Neugeschäft leichte Absenkungen haben, das hindert die Versicherer aber nicht daran, auch leichte Anpassungen nach oben im Bestandsgeschäft durchzusetzen", sagte Andreas Kelb, Experte bei der Hannover Rück-Tochter E+S, beim Branchentreff in Baden-Baden.

Der Wettbewerb in der Autoversicherung wird wieder schärfer. Die Allianz möchte sich gern die vor acht Jahren verlorene Spitzenposition unter den Anbietern zurückerobern und setzt dafür auf ihren neuen Direktversicherer Allianz Direct. Doch Marktführer HUK-Coburg wird seine Führung nicht ohne Widerstand aufgeben. Dazu kommt, dass eine Reihe neuer Anbieter wachsen will. E+S-Chef Michael Pickel rechnet allerdings damit, dass sich größere Folgen des schärferen Wettbewerbs erst 2021 zeigen werden.

Die Gewinne der Kfz-Versicherer werden 2020 wohl deutlich schlechter ausfallen. Nachdem die Branche in diesem Jahr voraussichtlich noch einen Gewinn von 800 Millionen Euro aus dem eigentlichen Versicherungsgeschäft erzielt, werden es 2020 nach der Prognose der E+S nur noch 300 Millionen Euro sein. Dazu kommen noch die Investmenterträge.

2019 gleicht ein starker Rückgang bei der Zahl der Schäden die Teuerung bei den Ersatzteilen aus, deren Preise die Hersteller seit Jahren kräftig erhöhen. "Das hat uns positiv überrascht, wir können aber nicht davon ausgehen, dass das im kommenden Jahr so bleibt", sagte Kelb.

Über die Preisentwicklung ist sich die Branche nicht einig

Für das eigene Rückversicherungsgeschäft zeigen sich E+S und Hannover Rück optimistischer. "In Anbetracht der ohnehin angespannten Ertragslage und der weiter gesunkenen Zinsen sind in vielen Segmenten höhere Rückversicherungspreise unerlässlich", glaubt E+S-Chef Pickel, der auch Vorstand bei der Hannover Rück ist.

Weil das Angebot die Nachfrage bei Weitem übersteigt, sind die Rückversicherungspreise schon seit Jahren unter Druck. Nach den schweren Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 mit zahlreichen Hurrikanen, Erdbeben und Waldbränden sind die Preise etwas gestiegen. Die Rückversicherer hoffen, dass sich die Preisentwicklung fortsetzt. "Wir erwarten stabile bis steigende Preise", sagte Munich Re-Vorstandsmitglied Doris Höpke.

Doch das ist in der Branche umstritten: Der Makler Aon glaubt, dass zumindest deutsche Versicherer - die Kunden der Rückversicherer - 2020 nicht mehr zahlen müssen. Die Preise könnten sogar um bis zu fünf Prozent sinken, erwartet Aon-Deutschlandchef Jan-Oliver Thofern.

Wegen der schwierigen Marktlage bei der Rückversicherung von Stürmen oder Überflutungen suchen die Anbieter neue Ertragsquellen. Zum Wachstumsfeld haben sie die Versicherung gegen Hackerangriffe auserkoren. Die Munich Re rechnet damit, dass der Markt für Cyberpolicen in Europa von vergleichsweise mageren 600 Millionen Dollar Prämien (540 Millionen Euro) bis 2025 auf fünf Milliarden Dollar zulegen wird.

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