Kfz-Steuer:Geldstrafe für Stinker

Ab Mittwoch gilt die neue Kfz-Steuer. Welche Autos von der Neuregelung profitieren und wer mehr bezahlen muss - die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Marco Völklein

Lange wurde gestritten und debattiert, nun ist es soweit: An diesem Mittwoch, zum 1. Juli, tritt die neue Kfz-Steuer in Kraft. Mit der Neuregelung bemisst sich die Steuer künftig nicht mehr nur nach dem Hubraum des Fahrzeugs. Vielmehr ist nun eine weitere Komponente eingebaut, die auch berücksichtigt, wie viel Kohlendioxid (CO2) aus dem Auspuff des Fahrzeugs entweicht. CO2 ist vor allem für den Treibhauseffekt in der Atmosphäre verantwortlich. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Kfz-Steuer:

Auspuff, Abgase, AP

Schlechte Karten für Stinker: Bei der Kfz-Steuer spielt ab Juli der CO2-Ausstoß eine wichtige Rolle.

(Foto: Foto: AP)

Wie wird die Steuer berechnet?

Es gibt zwei Komponenten: Der sogenannte Sockelbetrag wird nach der Größe des Hubraums ermittelt. Bei einem Benziner kassiert der Staat pro angefangenen 100 Kubikzentimetern Hubraum zwei Euro; bei einem Auto mit Dieselmotor werden 9,50 Euro pro angefangenen 100 Kubikzentimetern fällig. Zum Vergleich: Bisher galt für Benziner ein Satz von 6,75 Euro pro 100 Kubikzentimeter, beim Diesel waren es 15,44 Euro. Zum Sockelbetrag hinzu kommt die zweite Komponente - die berechnet sich nach dem Ausstoß von CO2.

Wie viel wird für die neue CO2-Komponente fällig?

Zunächst einmal gibt es einen Grenzwert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer. Stößt der Wagen weniger aus, muss der Halter nur die Kubikzentimeter-Steuer zahlen - die CO2-Komponente fällt dann nicht an. Liegt der CO2-Ausstoß über der Marke von 120 Gramm pro Kilometer, werden zwei Euro pro Gramm fällig. Aus diesen beiden Komponenten, also der Kubikmeter- und der CO2-Komponente, setzt sich die Steuer zusammen.

Wird sich der Schwellenwert von 120 Gramm CO2 verändern?

Ja. Im Jahr 2012 wird der Wert von 120 auf dann 110 Gramm pro Kilometer gesenkt; eine weitere Verringerung auf 95 Gramm pro Kilometer ist für das Jahr 2014 geplant. So will die Bundesregierung für die Autoindustrie den Anreiz schaffen, in den nächsten Jahren schadstoffärmere Autos zu entwickeln.

Welche Autos von der Neuregelung profitieren

Wie wird der CO2-Ausstoß ermittelt?

Kfz-Steuer: Mit welchen Autos Sie von der Neuregelung der Kfz-Steuer profitieren - diese Grafik zeigt es.

Mit welchen Autos Sie von der Neuregelung der Kfz-Steuer profitieren - diese Grafik zeigt es.

(Foto: Grafik: SZ)

Wie viel Kohlendioxid ein Auto ausstößt, hängt grundsätzlich von seinem Verbrauch ab: Ein Liter Benzin hat einen CO2-Gehalt von 2370 Gramm, ein Liter Diesel von 2650 Gramm. Üblich ist jedoch die Angabe in Gramm pro gefahrenem Kilometer. Allerdings kommt es nicht darauf an, wie viel Sprit ein Autofahrer tatsächlich pro Fahrt verbraucht; zur Berechnung der Steuer greifen die Beamten auf die Angaben nach EU-Normverbrauch im "kombinierten Betrieb" zurück, der in einem standardisierten Verfahren ermittelt wird.

Für welche Autos gilt überhaupt die neue Steuer?

Zunächst einmal nur für jene Autos, die vom 1. Juli an erstmals zugelassen werden. Alte Stinker werden zunächst weiterhin nach dem alten System besteuert - also nur nach der Größe des Hubraums. Das allerdings gilt nicht für alle Zeiten: Nach Angaben der Automobilclubs hat die Regierung eine Änderung für das Jahr 2013 angedacht: Es könnte also sein, dass von diesem Zeitpunkt an die neuen Regeln dann auch auf Autos angewandt werden, die vor dem 1. Juli 2009 erstmals zugelassen wurden. Allerdings ist dies noch nicht fix. In den nächsten Jahren dürfte die Kfz-Steuer somit Thema für die Politiker bleiben.

Gibt es eine Ausnahmeregel?

Klar, in Deutschland gibt es so gut wie keine Regelung ohne eine Ausnahme. So auch bei der Kfz-Steuer. Denn wer in der Zeit von 5. November 2008 bis 30. Juni 2009 einen Neuwagen gekauft und zugelassen hat, kam unter Umständen in den Genuss einer ein- oder gar zweijährigen Steuerbefreiung - je nach dem, welche Abgasnorm das Auto erfüllt. Wenn diese Steuerbefreiung spätestens Ende des Jahres 2010 ausläuft, nimmt das Finanzamt bei diesen Autos eine "Günstigerprüfung" vor. Das heißt: Die Finanzverwaltung rechnet aus, welches Kfz-Steuermodell, altes oder neues, günstiger für den Halter ist. Die günstigere Variante wird dann angewandt.

Welche Autos profitieren von der neuen Steuer?

Vor allem kleine und kompakte Fahrzeuge kommen künftig am besten davon. Fahrer des Kleinstwagens Chevrolet Matiz zahlen ab Juli nur noch 16 Euro Kfz-Steuer pro Jahr (statt bisher 54 Euro), für Stadtflitzer wie den Smart Fortwo, den Toyota Yaris und den Peugeot 107 fallen nur noch 20 Euro an (statt 67 Euro). Auch dieselbetriebene Fahrzeuge wie etwa der BMW 1er profitieren - bei ihm sinkt die Steuerlast auf 190 Euro im Jahr. Die Grafik zeigt die Autos, die von der Umstellung des Steuersystems in absoluten Zahlen am meisten profitieren.

Bei welchen Autos die Steuer teurer wird

Kfz-Steuer: Mit welchen Autos Sie von der Neuregelung der Kfz-Steuer profitieren - diese Grafik zeigt es.

Mit welchen Autos Sie von der Neuregelung der Kfz-Steuer profitieren - diese Grafik zeigt es.

(Foto: Foto: AP)

Bei welchen Autos wird die Kfz-Steuer künftig teurer?

Vor allem Fahrer von Sport- und Geländewagen werden in der Regel künftig mit höheren Steuern belastet. Das teuerste Auto ist - wie im bisherigen System auch - der Audi Q7 V12 TDI, für den 926 Euro fällig werden. Im Internet unter www.adac.de steht eine Liste, die zeigt, wie sich die Änderungen auf insgesamt 150 Modelle auswirken.

Kann man die Kfz-Steuer auch selbst ausrechnen?

Ja, dazu muss man nur die Größe des Hubraums wissen und den CO2-Ausstoß des Wagens. Den können Autobesitzer bei ihrem Händler erfahren. Im Internet unter der Adresse www.bundesfinanzministerium. de bietet die Bundesregierung auch eine PC-Anwendung zum Selbst ausrechnen an.

Gibt es auch Kritik an dem neuen Steuersystem?

Ja, Umweltverbände kritisieren, die neue Kfz-Steuer verfolge das Ziel der Schadstoffreduktion noch nicht weitreichend genug. Und der Automobilclub von Deutschland (AvD) bemängelt die theoretische Berechnung des CO2-Ausstoßes. "Ein Spritschlucker, der nur in der Garage steht, hat real einen geringeren CO2-Ausstoß als ein sparsamer Kleinwagen, der jährlich 100.000 Kilometer unterwegs ist", so der Club. Aus seiner Sicht wäre eine Umlegung der Kfz- auf die Mineralölsteuer sinnvoller gewesen.

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