Süddeutsche Zeitung

Ketchup-Engpass:Alarmstufe Rot

In amerikanischen Fast-Food-Restaurants wird der Ketchup knapp. Für Deutschland gibt zumindest McDonald's erst mal Entwarnung.

Von Vivien Timmler

Ein Glück, dass der Ruhrpott mitten in NRW liegt und nicht mitten in Texas. All jene Lokalpatrioten, die mindestens einmal pro Woche auf "Pommes Schranke" - im Rest von Deutschland besser bekannt als "Pommes rot weiß" - schwören, hätten sonst gerade ein echtes Problem. In den USA wird nämlich der Ketchup knapp. Genauer gesagt die kleinen Quetschketchup-Päckchen, die vor allem Fast-Food-Restaurants zum Verfeinern von Burger und Nuggets herausgeben.

Grund für den Engpass ist, wie könnte es anders sein, die Corona-Pandemie. Sie hat im vergangenen Jahr viele Restaurants dazu gezwungen, vom gemütlichen Ladenlokal auf Take Away umzuschwenken. Und während die Nachfrage nach Ketchup in Zehn-Kilo-Eimern einbrach, wuchs parallel der Bedarf nach Soße zum Ausquetschen. Dem Wall Street Journal zufolge ist der Päckchenpreis seit Januar vergangenen Jahres um 13 Prozent gestiegen, der Marktanteil sei auf Kosten der 500-Milliliter-Flaschen explodiert.

Einige Restaurantbesitzer und Franchisenehmer großer Fast-Food-Ketten greifen aufgrund des Lieferengpasses der Quetschketchup-Päckchen bereits zu drastischen Mitteln. Sie beklecksen die Fritten schon vor dem Herausgeben, füllen je 20 Milliliter in kleine Plastikbecher ab, die sie dann mit herausgeben können - oder gehen gar so weit, sich nach Alternativen zu ihrem Hausketchup umzuschauen.

Der stammt in den USA in den allermeisten Fällen aus dem Hause der "Kraft Heinz Company". Der Konzern mit dem deutsch anmutenden Namen ist laut Marktforschungsinstitut Euromonitor mit etwa 70 Prozent Marktanteil die unangefochtene Nummer eins bei den ketchup-fanatischen Amerikanern, die allein außer Haus im vergangenen Jahr etwa 300 000 Tonnen der Tomatenmark-Zucker-Essig-Mixtur vertilgten. Kraft Heinz bittet sie nun vor allem um eins: Geduld. Noch in diesem Monat sollen in den USA zwei neue Fertigungslinien für Quetschketchup an den Start gehen, um die Produktion auf zwölf Milliarden Päckchen im Jahr anzuheben.

In Deutschland droht kein Quetschketchup-Engpass

Auch in Deutschland ist Kraft Heinz der Marktführer unter den Ketchupherstellern, mit knapp 20 Prozent Marktanteil jedoch längst nicht so dominant wie in den USA. Dort machte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 19 Milliarden Dollar - bei einem Gesamtumsatz von etwa 26 Milliarden Dollar. Auf Deutschland entfällt davon nur ein Bruchteil.

Ohnehin müssen sich die Fast-Food-Fans hierzulande momentan eher weniger um einen Quetschketchup-Engpass sorgen. "Wir konnten unsere Restaurants in der aktuellen Situation immer mit einer ausreichenden Menge an Ketchup und Ketchup-Portionspäckchen versorgen und auch für die Zukunft sehen wir für uns keine Herausforderungen in diesem Bereich", erklärt eine Sprecherin von McDonald's. Der Fast-Food-Konzern setzt in Deutschland schon seit Jahrzehnten auf Quetschketchup der Münchner Firma Develey, auch wenn die nur im Kleingedruckten auf der Rückseite auftaucht. Für Pommes Schranke ist das zweitrangig. Hauptsache, jetzt bleibt auch noch die Versorgung mit Quetschmayo stabil.

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