Kerkorian-Prozess:Teilerfolg für DaimlerChrysler

Ein Sonderrichter, der prüfen sollte, ob die Stuttgarter Autobauer der Gegenseite absichtlich Unterlagen vorenthalten hat, kam zu dem Schluss, dass es dafür keinerlei Beweise gibt.

Das teilten beide Parteien übereinstimmend mit. Wann der Prozess weitergeht, ist noch nicht entschieden.

"Von den Unterlagen ausgehend, die bei der Anhörung vorgelegt wurden, gehe ich davon aus, dass die DaimlerChrysler-Anwälte keine Dokumente absichtlich ... zurückhielten", hielt Sonderrichter Collins Seitz fest.

Nachlässigkeit

"Die wahrscheinlichste Erklärung für die späte Vorlage der Dokumente ist, dass externe Kopierdienste nachlässig arbeiteten", heißt es in dem Text, den DaimlerChrysler zur Verfügung stellte.

"Der Sonderrichter hat keine Beweise dafür gefunden (dass die Unterlagen absichtlich zurückgehalten wurden)", sagte der Anwalt der Gegenseite, Alan Stone. "Was wirklich passiert ist, ist pure Spekulation."

Der Prozess, in dem US-Investor Kirk Kerkorian DaimlerChrysler auf Milliardenentschädigung verklagt hat, war vor Weihnachten überraschend unterbrochen worden. DaimlerChrysler-Anwälte hatten mehr als 60 Seiten Prozess relevante Unterlagen entdeckt, die der Gegenseite zuvor nicht übergeben worden waren.

Vorwurf der Übernahme

Kerkorians Anwälte hatten nach Vorlage der Papiere nicht ausgeschlossen, dass sie DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp erneut in den Zeugenstand rufen. Schrempp hatte Mitte Dezember vor Gericht bereits Rede und Antwort gestanden.

Die Klage von Kerkorian und seiner Investmentgesellschaft Tracinda beruht auf dem Vorwurf, der Zusammenschluss von Daimler und Chrysler 1998 sei von Anfang an als Übernahme durch die Deutschen, und nicht als Fusion unter Gleichen geplant gewesen. Kerkorian, damals größter Anteilseigner an Chrysler, meint, ihm hätte im Fall einer Übernahme ein größerer Aufschlag auf den Aktienpreis zugestanden.

DaimlerChrysler hält an der Fusion unter Gleichen fest. Zudem sei Kerkorian während der Fusionsverhandlungen über alle Pläne und Entscheidungen im Bilde gewesen.

Entscheidung naht

Durch die späte Dokumentenübergabe hat sich der Prozess verzögert. Wann die Anhörung wieder aufgenommen wird, entscheidet Richter Joseph Farnan. Nach Angaben seines Sekretariats hat Farnan gerade einen Geschworenenprozess begonnen.

Die Entscheidung über den nächsten Prozesstermin im DaimlerChrysler-Fall könne noch diese Woche fallen.

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