Kein Investor für einstiges Siemens-Unternehmen:Das Ende von BenQ Mobile

Der Mobiltelefon-Hersteller BenQ Mobile wird abgewickelt, nachdem kein Investor das insolvente Unternehmen haben wollte. Fast alle Mitarbeiter müssen gehen.

Klaus Ott

Die Hoffnung, noch einige Betriebsteile des insolventen Handy-Herstellers BenQ Mobile retten zu können, war zuletzt ziemlich klein. Jetzt ist das Ende des insolventen Unternehmens mit seinen vormals 3000 Arbeitsplätzen beschlossene Sache.

Aus dem Gläubigerausschuss von BenQ Mobile verlautete am Freitag, die Zerschlagung und der Ausverkauf stünden unmittelbar bevor. Insolvenzverwalter Martin Prager habe dem Gremium mitgeteilt, dass die Gespräche mit den letzten noch verbliebenen Interessenten für BenQ Mobile zu keinem Ergebnis geführt hätten.

Prager wolle BenQ Mobile nun in seinen Einzelteilen verwerten, nachdem er dafür vom Gläubigerausschuss bei einer schriftlichen Abstimmung die erforderliche Mehrheit erhalten habe. Darüber habe Prager den Ausschuss in einem Rundschreiben informiert.

Keine Illusionen beim Gläubigerausschuss

Der Ausschuss berät und kontrolliert den Insolvenzverwalter; in dem Gremium sind unter anderem die Bundesagentur für Arbeit, der Chip-Konzern Infineon, einige Finanzinstitute und die IG Metall vertreten.

Im Gläubigerausschuss gibt man sich keinen Illusionen hin, was das unrühmliche Ende des einstigen Siemens-Unternehmens für die Beschäftigten bedeutet. Vielleicht lasse sich noch eine kleine Abteilung retten, die Handy-Spezialteile produziere, ist aus dem Gremium zu hören.

Das seien dann vielleicht 20 Stellen, mehr aber auch nicht. Fast alle Arbeitsplätze in den Betriebsstätten in München sowie an den beiden anderen Standorten in Nordrhein-Westfalen seien verloren.

Nun werde der Insolvenzverwalter seiner Pflicht nachkommen und alles veräußern: Werkshalle für Werkshalle, Maschine für Maschine, Laptop für Laptop, Schreibtisch für Schreibtisch. Die Erlöse kommen den Gläubigern zugute, unter denen sich mit Infineon auch eine andere ehemalige Siemens-Sparte befindet.

Vermögen und Verbindlichkeiten

Insolvenzverwalter Prager rechnet laut einem kürzlich vorgelegten Gutachten mit einem noch vorhandenen Vermögen in Höhe von 310 Millionen Euro bei BenQ Mobile. Den größten Teil dieses Betrags soll offenbar der Verkauf von Immobilien, Patenten und Maschinen bringen.

Dazu kommen noch 66 Millionen Euro an Bankguthaben. Dem Vermögen stehen aber laut Pragers Gutachten 883 Millionen Euro Verbindlichkeiten gegenüber. Die Gläubiger dürften also viel Geld verlieren.

Am schlimmsten sind freilich die Mitarbeiter dran, die ihre Arbeitsplätze verlieren beziehungsweise schon verloren haben und nun versuchen müssen, selbst oder über die eigens gegründete Beschäftigungsgesellschaft neue Jobs zu finden. Hier ist auch der einstige Mutterkonzern Siemens behilflich, dessen Vorstandschef Klaus Kleinfeld nach der Pleite von BenQ Mobile öffentlich hart kritisiert worden war.

Siemens hatte seine Mobilfunksparte im Herbst 2005 an den taiwanesischen Konzern BenQ abgegeben und sogar noch mehrere hundert Millionen Euro draufgelegt, weil man für die defizitäre Sparte im eigenen Konzern keine Zukunft mehr gesehen hatte.

Die Handy-Produktion blieb aber ein Verlustgeschäft, nur ein Jahr später stellte BenQ die Zahlungen an das neue Tochterunternehmen in München ein. BenQ Mobile war pleite, nun ist das Unternehmen am Ende. Schon jetzt geht es in den Büros nahe des Münchner Ostbahnhofs zu wie in einer Geisterfirma. Viele Schreibtische sind bereits abtransportiert.

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