Süddeutsche Zeitung

Kaufhof und Karstadt:Banken wollen die Fusion von Kaufhof und Karstadt

Der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt hängt nur noch an den Geldgebern. Eine möglicherweise letzte Abstimmungsrunde wird für Ende der ersten Septemberwoche erwartet.

Von Michael Kläsgen

Kaufhof-Eigentümer HBC hat die zuständigen Banken nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereits Anfang Juli darüber informiert, eine Fusion unter der Führung von Karstadt anzustreben. Daraufhin hat es am 11. Juli in den Räumen der HBC-Anwälte von Willkie Farr & Gallagher in Frankfurt ein Treffen mit allen Darlehensgebern und dem Top-Management der Eigentümer gegeben. Anwesend waren jeweils ein bis drei Vertreter der sechs Banken, die der kanadischen Hudson's Bay Company (HBC) vor knapp drei Jahren einen Kredit über 1,34 Milliarden Euro gewährt hatten, um den Kauf von 41 der insgesamt 96 Kaufhof-Immobilien zu finanzieren: darunter die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als Konsortialführer, die Landesbanken Helaba und HSH Nordbank, die Ergo Versicherung, der französische Crédit Mutuel und eine Sparkasse aus Baden-Württemberg.

Wie die SZ aus dem Kreis der Konsortialbanken erfuhr, waren bei dem Treffen auch der österreichische Karstadt-Eigentümer René Benko, Karstadt-Chef Stephan Fanderl und Ian Putnam, Chef der Immobiliensparte von HBC und stellvertretender HBC-Verwaltungsratschef, zugegen. Fanderl präsentierte über mehrere Stunden einen detaillierten Plan für die Fusion, die faktisch eine Übernahme von Kaufhof ist. Karstadt soll demnach mit dem Einverständnis von HBC 50,1 Prozent an dem gemeinsamen Warenhauskonzern halten und Fanderl die Geschäftsführung übernehmen. Der ehemalige Rewe- und Edeka-Manager hat den früheren Pleite-Kandidaten Karstadt innerhalb von drei Jahren wieder in die schwarzen Zahlen geführt.

Die anwesenden Bankenvertreter sollen davon überzeugt gewesen sein, dass Kaufhof ohne Karstadt nicht mehr zu retten sei. Während Karstadt zuletzt einen kleinen Gewinn schrieb, steigert Kaufhof von Jahr zu Jahr die Verluste. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erhöhte sich der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf minus 86 Millionen Euro im Vergleich zu minus 79 Millionen Euro im Vorjahr. Bevor HBC Kaufhof 2015 übernommen hatte, war der Kölner Warenhauskonzern trotz sinkender Umsätze noch ein finanziell solides Unternehmen gewesen. Die Banken werfen HBC deshalb vor, ein gesundes Unternehmen heruntergewirtschaftet und die Bedingungen des Kreditvertrages nicht eingehalten zu haben. Diese sehen vor, dass Kaufhof Gewinn erzielt und dank der positiven Erträge die Mieten aus eigener Tasche zahlen kann. Tatsächlich ist Kaufhof aber auf Zuschüsse von HBC angewiesen.

Die börsennotierte kanadische Konzernmutter hat aber ausweislich der im Juni vorgelegten Bilanz selber kaum mehr die dafür notwendigen Finanzmittel. Die Geschäftszahlen fielen noch einmal schlechter aus als im Vorjahr. HBC hat allein im abgelaufenen Geschäftsjahr 900 Millionen kanadische Dollar (etwa 577 Millionen Euro) verbrannt. HBC hat selber kaum mehr Geld auf dem Konto. Die Folge für Kaufhof: Es türmen sich die Verluste.

In Anbetracht dieser Situation schrieb Konsortialführer LBBW den Kanadiern am 31. Juli nicht nur einen Brief mit der ultimativen Aufforderung, bis spätestens Ende September die Vertragsbedingungen zu erfüllen. Parallel dazu erhielt auch HBC-Verwaltungsratschef Richard Baker einen Anruf vom Bankenkonsortium mit der Aufforderung, die Fusion in den kommenden zwei Monaten umzusetzen.

Im Grundsatz sind sich die Banken einig, dass aus dem Gemeinschaftsunternehmen unter der Führung von Karstadt ein profitabler Konzern entstehen könnte. Derzeit arbeiten sie an Detailfragen, um dem von Fanderl präsentierten Businessplan zustimmen zu können. Bis die Fragen jedes einzelnen Bankenvorstandes geklärt sind, wird es auch angesichts der Ferienzeit noch einige Wochen dauern. Eine möglicherweise letzte Abstimmungsrunde wird für Ende der ersten Septemberwoche erwartet.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2018
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