Kaufhof-Chef Mandac:13 Filialen in einer Stadt? Kein Problem!

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Kaufhof-Chef Lovro Mandac über den geplanten Zusammenschluss mit Karstadt, Staatshilfen für Mitbewerber und das Schließen von Kaufhäusern.

Stefan Weber

Lovro Mandac, 58, ist seit 1987 bei der Metro-Tochter Kaufhof und hat viele Warenhausketten wie Kaufring, Kaufhalle und jetzt Hertie verschwinden sehen. Mandac, der einst Horten in den Konzern integrierte, ist stolz, dass Kaufhof seit mehr als 20 Jahren keinen Verlust ausgewiesen hat. Jetzt wirbt er für eine Fusion mit Karstadt.

Lovro Mandac, Chef der Warenhauskette Kaufhof, spricht sich gegen Staatshilfen für Arcandor aus. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Mandac, ohne eine staatliche Bürgschaft droht Arcandor, dem Mutterkonzern von Karstadt, noch im Juni die Insolvenz. Sie sind dagegen, dass Berlin hilft. Warum?

Lovro Mandac: Es gibt eine klare gesetzliche Regelung: Unternehmen erhalten nur dann Staatshilfe, wenn sie nach dem 1. Juli 2008 im Gefolge der Finanzkrise in Schieflage geraten sind. Das ist bei Arcandor nicht der Fall.

SZ: Metro und Kaufhof haben eine privatwirtschaftliche Lösung ins Spiel gebracht. Danach bilden Kaufhof und Karstadt eine gemeinsame Warenhausgesellschaft. Als insolventes Unternehmen hätte Arcandor in dieser Partnerschaft nicht viel zu sagen. Ein solches Vorgehen sei unmoralisch, heißt es bei Arcandor.

Mandac: Wir haben lediglich betont, dass gesetzliche Bestimmungen für alle gelten müssen und wir eine privatwirtschaftliche Lösung wollen. Dass wir dabei keine Steuergelder nehmen, kann ich nicht als unmoralisch erkennen. Wo bleiben alle anderen Unternehmen, die sich seit langem in Schwierigkeiten befinden oder schon insolvent sind?

SZ: Aber Verdi setzt sich vehement für Staatshilfe für Arcandor ein.

Mandac: Das finde ich erstaunlich. Schließlich hat Verdi die gleiche Verantwortung für die Beschäftigten von Kaufhof und allen anderen Handelsunternehmen. Galeria Kaufhof ist es gelungen, sich über Jahre flexibel auf sich verändernde Kundenwünsche einzustellen. Das ist Teil unserer Erfolgsgeschichte, die auch dazu beigetragen hat, dass wir seit mehr als vier Jahren unser Ergebnis gesteigert haben und 2008 eine Kapitalrendite von acht Prozent erwirtschafteten.

SZ: Im Fall einer Insolvenz von Arcandor könnte Kaufhof die Bedingungen eines Zusammengehens diktieren. Spielen Sie auf Zeit?

Mandac: Ich will eines klarstellen: Das Wort Insolvenz haben wir nie in den Mund genommen. Wenn Arcandor jetzt die Zeit knapp wird, kann das nicht uns angelastet werden. Wir halten unsere Gesprächstermine. Am vergangenen Donnerstag haben sich Herr Cordes und Herr Eick zum ersten Mal zu diesem Thema ausgetauscht. Ein weiteres Treffen, das am Mittwoch stattfinden sollte, hat Arcandor am Montag abgesagt.

SZ: Kaufhof und Karstadt unter einem Dach - wie soll das funktionieren? Wieviele der zusammen 206 Warenhäuser müssten in diesem Fall schließen?

Mandac: Die Überschneidungen zwischen beiden Unternehmen sind sehr viel geringer als immer wieder behauptet wird. Wir sind in 124 Städten vertreten. Es gibt aber nur 32 Städte, wo es sowohl Standorte von Kaufhof als auch von Karstadt gibt. Wir können uns gut vorstellen, dass es auch künftig sinnvoll sein kann, in einer Stadt beide Häuser zu haben. Das müsste im Einzelfall geprüft werden.

SZ: Aber auf Dauer ist nicht Platz für alle Häuser?

Mandac: Schon unabhängig von einer Diskussion um ein Zusammengehen von Kaufhof und Karstadt haben beide Unternehmen die Schließung einzelner Filialen angekündigt, weil es betriebswirtschaftlich notwendig ist. Kaufhof wird bis Ende 2010 vier Häuser schließen, und Arcandor hat ja bereits zwölf Standorte zur Disposition gestellt. Das zeigt, die Filialnetze werden ohnehin ausgedünnt. Klar ist aber auch: Gut laufende Standorte bleiben, egal unter welchem Dach.

Auf der zweiten Seite: Wie viele Standorte bei einer Fusion von Karstadt und Kaufhof gefährdet wären - und welche Rolle die Technikmärkte Saturn und Media-Markt in den Überlegungen von Metro spielen.

SZ: Eine Fusion wird die Bereinigung bei den Kaufhäusern sicher beschleunigen. Branchenkenner sehen im Fall eines Zusammengehens bis zu 100 Standorte bedroht.

Mandac: Solche Zahlen sind aus der Luft gegriffen. Aussagen zu einem möglichen gemeinsamen Filialnetz sind nicht seriös. Ich kann für Karstadt keine Berechnungen anstellen, weil ich deren Zahlen nicht kenne.

SZ: Sie sind der längstgediente Top-Manager im deutschen Warenhausgeschäft, haben vor mehr als zehn Jahren die Integration von Horten verantwortet und haben kein Gefühl, wieviele Warenhäuser der Markt verträgt?

Mandac: Lassen Sie uns nicht über Gefühle sprechen, sondern über Fakten. Diese liegen uns zu den Standorten von Karstadt nicht vor.

SZ: In Berlin betreiben Kaufhof und Karstadt 13 Häuser. Ist das sinnvoll?

Mandac: Berlin ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Zusammengehen keine Auswirkungen auf die Standorte haben muss. Die Einzugsgebiete der Warenhäuser überschneiden sich so wenig, dass alle Standorte eine Zukunft haben können.

SZ: Wieviele Häuser haben beim Zusammengehen von Horten und Kaufhof Mitte der neunziger Jahre geschlossen?

Mandac: Das waren weniger als zehn Prozent der zusammen 120 Häuser.

SZ: Diesmal dürften es eher mehr sein, weil der Marktanteil der Warenhäuser seitdem deutlich gesunken ist.

Mandac: Die Verhältnisse haben sich seitdem nicht gravierend verändert. Und bedenken Sie: Für viele Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt interessieren sich möglicherweise auch andere Unternehmen aus dem Metro-Konzern.

SZ: Wer zum Beispiel?

Mandac: Ich könnte mir vorstellen, dass Media Markt und Saturn Interesse an Innenstadtlagen haben. Denkbar ist auch, dass unsere Sporthäuser Teile der Flächen nutzen.

SZ: Für wie viele Häuser könnte das eine Option sein?

Mandac: Da möchte ich mich nicht festlegen. Aber bis zu 20 Standorte könnten dafür in Frage kommen.

SZ: Aber zwei Firmenzentralen sind nicht nötig, um ein gemeinsames Unternehmen zu führen. Wird die Karstadt-Zentrale in Essen dicht gemacht, wie ist Ihr Plan?

Mandac: Vielleicht benötigt man im Falle eines Zusammenschlusses nicht zwei Zentralen an zwei Standorten. Aber wir benötigen die Menschen, die gemeinsam für ein so vergrößertes Unternehmen arbeiten würden.

SZ: Beim Zusammengehen von Kaufhof und Horten ist die Marke Horten auf der Strecke geblieben. Wird auch der Name Karstadt verschwinden, wenn die beiden letzten großen Warenhausunternehmen unter einem Dach sind?

Mandac: Diese Frage stellt sich nicht, solange keine ernsthaften Gespräche geführt werden. Es bleibt bei unserem Konzept, dass es ermöglicht, die Mehrheit der Karstadt-Standorte und -Arbeitsplätze zu erhalten. Voraussetzung ist, dass alle beteiligten Parteien mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit und dem notwendigen Integrationswillen an einem gemeinsamen Lösungskonzept arbeiten. Die Metro-Group und Kaufhof haben ihren Willen dazu erklärt, aber wir alleine reichen für diese Mammutaufgabe nicht.

© SZ vom 27.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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